Es ist eine schleichende, permanente Katastrophe: Immer mehr Plastik verseucht die Meere. Und tötet deren Bewohner. Eine im Wissenschaftsmagazin «Science» publizierte Studie zeigt, wie schlimm das Problem wirklich ist.

Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie viel Kunststoff sich in Ihrem Haushalt befindet? Das ergäbe einen ordentlichen Plastikhaufen, wie eine österreichische Familie im Selbstversuch unlängst demonstrierte. Wussten Sie aber, dass auch Ihre tägliche Zahnpasta möglicherweise mikroskopisch kleine Plastikteilchen enthält? Wie auch Ihre Kosmetikprodukte und Duschbäder? Hersteller geben an, damit eine bessere Reinigungswirkung zu erzielen. Die Natur wird damit allerdings massiv verdreckt. Und es wird immer schlimmer.

Rückstände von Plastik finden sich in allen Meeren, vom Nordpol bis zum Südpol, in Küstennähe und auf offenem Meer. Erhebliche Mengen sammeln sich in grossen Strömungswirbeln der Ozeane. Reste bedecken aber auch den Meeresboden und stecken in den Sedimenten. Allein 2010 waren es zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen, schätzen jetzt australische und US-amerikanische Forscher nach einer Untersuchung der Abfallströme in 192 Küstenländern. Werde der Plastikverbrauch nicht erheblich reduziert oder die Abfallbeseitigung verbessert, könne der Anteil bis zum Jahr 2025 auf etwa 155 Millionen Tonnen steigen, warnen sie im Fachblatt «Science».

Hauptsächlich wird das Plastik vom Land ins Meer transportiert, über Flüsse oder mit dem Wind zum Beispiel. Plastik wird aus Erdöl hergestellt, ist biologisch nicht abbaubar und braucht bis zu 450 Jahre, um sich zu zersetzen. Die Donau enthält zwischen Wien und Bratislava mehr Plastikteile als Fischlarven. Von unseren Flüssen geraten die Teilchen dann ins Meer. Gigantische Plastikteppiche entstehen: Einer, so gross wie Mitteleuropa, befindet sich im Nordpazifik zwischen den Küsten Chinas und der USA.

Eine latente Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier

Mikroplastik in Konsumgütern stellt eine Gefahr für die Umwelt dar: Jährlich verenden weltweit etwa 100’000 Meeressäuger qualvoll an unverdaulichen Plastikteilen, die ihre Mägen verstopfen. Über eine Million Seevögel sterben, da sie die Plastikteile irrtümlich als Nahrung verzehren. Schildkröten, Delfine, Robben, Fische und Krebse – sie alle sind davon betroffen. Regelmässig werden tote Wale an den Meeresküsten angeschwemmt, die der Umweltverschmutzung erlegen sind. Anfang März 2013 entdeckten Wissenschaftler an der spanischen Südküste in einem angeschwemmten Pottwal 17 Kilogramm Plastikmüll. Der Darm des Wals war von dem Abfall völlig verstopft gewesen. Plastikplanen bedecken Korallenstöcke, Schwämme oder Muschelbänke und verhindern so deren Besiedlung. Verdeckt von den Planen sind die Meeresorganismen vom Sauerstoffaustausch abgeschnitten und ersticken. Gefährdet sind auch seltene Kaltwasser-Korallenriffe.

Plastik enthält Giftstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, die den Meeresbewohnern schaden können. Winzige Teile könnten über die Nahrungskette auch in den menschlichen Körper gelangen. Was sie dort anrichten, ist nahezu unerforscht. Plastik enthält oft Zusatzstoffe, die dem Produkt gewünschte Eigenschaften verleihen, aber Menschen und Tieren schaden können. Bisphenol A, Phthalate (Weichmacher) und bromierte Flammschutzmittel können die Sexualentwicklung beeinträchtigen, das Erbgut schädigen bzw. krebserregend wirken. Diese Giftstoffe dringen ins Fettgewebe von Meeresorganismen ein. WissenschaftlerInnen vermuten, dass der Plastikmüll gefährliche Umweltgifte wie DDT oder PCB wie ein Schwamm aufsaugt. ForscherInnen der Universität Tokio fanden an der Oberfläche von Pellets Giftkonzentrationen bis zu einer Million Mal höher als im umgebenden Wasser.

Die Verschwendung muss gestoppt werden

Die Verschmutzung der Meere führt jedes Jahr zu enormen wirtschaftlichen Schäden. Tourismusgebiete sind bedroht, Strände müssen ständig gesäubert werden, der Müll verfängt sich regelmässig in Schiffsschrauben und Fischernetzen. Auch die Landwirtschaft leidet unter verschmutztem Weideland in Küstennähe. Bei Kraftwerken verursacht der Müll Schäden bei der Kühlwasseraufnahme, bei Entsalzungsanlagen blockiert er den Wasserkreislauf.

Greenpeace hatte anlässlich der Schiffstour «SOS Weltmeer» bereits 2006 auf das Problem hingewiesen. Der gedankenlose Umgang mit Plastik muss gestoppt werden! Neun von zehn Plastiksäcken werden beispielsweise nur ein einziges Mal benutzt, bevor sie auf dem Müll landen. Das ist pure Verschwendung. Helfen Sie mit, das zu ändern!