«Erinnerst du dich noch, wie dieser Ort früher aussah?» frage ich Olli, einen freischaffenden Wald-Biologen.

Er seufzt.

«Hier stand einmal ein wunderschöner Wald mit altem Baumbestand. Ich erinnere mich an Fomitopsis Rosea, Sidera Lenis, Alectoria Sarmentosa und viele andere Arten. Dieser Wald war von ganz besonderer Bedeutung.»

Während er das sagt, kickt Olli den Schnee von einem Baumstumpf und starrt ihn mürrisch an. «Der Verlust dieses Waldes wird einen enorm negativen Einfluss auf die gesamte Waldlandschaft hier haben. Darin besteht kein Zweifel.»

Hier stand einmal ein Wald. Photo Credit: Olli Manninen

Wie ich so durch diese trostlose, schneebedeckte Landschaft stapfe, spüre ich wie ich langsam darin versinke… ein schweres Forstfahrzeug hat eine Vertiefung im Boden hinterlassen in der ich nun hüfttief im Schnee stecken bleibe.

Gebrochene Fichtenzweige ragen hier und da aus dem Schnee. Vor mir steht eine dünne Reihe von Bäumen durch die ich den dahinterliegenden See erkennen kann. Als ich vor 2 Monaten schon einmal hier stand, konnte ich den See nicht sehen. Damals stand ich inmitten eines üppigen, lebendigen Waldes voller alter Fichten die wie Riesen über meinem Kopf empor ragten und von Moos und knorrigen Pilzformen bedeckt waren. Ein magisches Königreich der Elfen und Trolle voller Leben.

So sah der Wald Anfang des jahres aus. Photo credit: Olli Manninen

Fagerholmsloken, im Norden Swedens, war eines der letzten verbliebenen Gebiete mit schützenswertem altgewachsenem Baumbestand – ein einzigartiges boreales Ökosystem das unseren Planeten einrahmte. Einst ein breiter Streifen unberührter Wildnis, werden diese Wälder in Stücke geschnitten und durch Plantagen von schnell wachsenden Bäumen ersetzt: gut für die Wirtschaft, aber verheerend für die Artenvielfalt und für die indigenen Völker Schwedens und deren Rentiere.

Dieses Land und der Wald, der einst hier gediehen ist, gehören SCA – einem schwedischen Holzunternehmen und einem der grössten Waldbesitzer Europas. Sie verdienen ihr Geld, indem sie schwedische Naturwälder zu Zellstoff verarbeiten, der dann unter anderem an den global agierenden Papier- und Hygieneartikelhersteller Essity verkauft wird. Essity macht daraus Toilettenpapier und Taschentücher, und vertreibt se auf der ganzen Welt.

Im September dieses Jahres veröffentlichte Greenpeace einen Bericht, der die destruktiven Aktivitäten vieler der Lieferanten von Essity dokumentierte. Daraufhin haben Tausende von Menschen das Unternehmen dazu aufgerufen, für ihre Produkte keine Wälder mehr zu zerstören.

Fagerholmsloken war eines der Beispiele für besonders wertvolle Wälder, die wir in den Bericht aufgenommen haben. Und nun ist er weg.  

Abgeholzte Bäume. Abgeholzt, um als Toilettenpapier oder Taschentücher zu enden. Photo credit Jari Ståhl

Die Holzfällerfirma wusste sehr wohl, dass es sich dabei um einen Wald handelte, in dem zuvor noch nie ein Baum abgeholzt wurde – ausserdem wurde das Gebiet von der schwedischen EPA und den zuständigen Forstbehörden als  «Gebiet mit besonders hohen ökologischen Erhaltungswerten» eingestuft. Diese Wald war ein typischer Hotspot für eine erstaunliche Flora und Fauna, ein Regenbogen der Artenvielfalt. Aber sie sahen die Schönheit dieses Lebens nicht. Sie sahen nur Baumstämme, Zellstoff und Gewinn.

Das war einmal ein ganzer Wald…Photo credit: Jari Ståhl

Mein Herz mag gebrochen sein – aber mein Wille, dieser sinnlosen und unhaltbaren Zerstörung von Leben Einhalt zu gebieten, ist es nicht. SCA hat ein Dutzend weiterer Gebiete wie dieses für die Abholzung freigegeben. Aber das werden wir nicht zulassen. Es darf nicht noch einmal geschehen.

Schreibe jetzt an Essity und fordere von CEO Magnus Groth, dass sie damit aufhören sollen, Zellstoff von SCA oder einer anderen Holzfällerfirma zu beziehen, die solche Wälder und damit das Leben darin, zerstören. Keine leeren Schneefelder mehr, wo einst ein wunderschöner, lebender Wald stand.