Am Montag startet die Klimakonferenz COP26 in Glasgow. Die Schweiz will andere Länder dazu drängen, das Pariser Klimaabkommen umzusetzen. Dabei taugt die Schweiz selbst längst nicht als Klimavorbild. Gemessen an ihren Handlungskapazitäten und ihrem Verschulden an der Klimakrise sind ihre Klimaanstrengungen viel zu gering. Wenn alle Länder so handeln würden wie die Schweiz, droht eine Erwärmung von mehr als 3 Grad. 

Statt im Inland konsequent den Ausstoss von Treibhausgasen zu reduzieren, setzt die Schweiz auf die Kompensation ihrer CO2-Emissionen im Ausland. Dazu hat sie unter anderem bilaterale Abkommen mit Peru, Ghana, Georgien und anderen Staaten abgeschlossen. Diese Praxis nennt sich Carbon Offsetting. 

«Die Schweiz nutzt ärmere Länder, um selber das Klima weiter schädigen zu können. Die Anrechnung der so erzielten Reduktionen an das eigene Klimaziel ist Greenwashing, das keinen zusätzlichen Klimanutzen bringt», sagt Georg Klingler, Klimaexperte von Greenpeace Schweiz. «Und es zeugt nicht von einem vorausschauenden Klimaschutz, denn alle Länder müssen schnellstmöglich die Emissionen auf netto null absenken.»

Reiche Länder wie die Schweiz sind gefordert, ihre Klimaschutzambitionen massiv zu erhöhen, um die Erderhitzung auf unter 1,5 Grad zu halten. Bislang ist die Schweiz nicht auf Kurs. Würden alle Länder ihrem Ansatz folgen, würde sich die Erde um mehr als 3 Grad erwärmen. 

Darum, ein fairer Klimaschutz seitens der Schweiz heisst: Sie muss…

  • im Inland die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 60 Prozent senken, 
  • mit zusätzlichen Massnahmen im Ausland dazu beitragen, dass in anderen Ländern bis 2030 jährlich mindestens so viele Emissionen vermieden werden können, wie die Schweiz heute ausstösst (rund 50 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr). Unter dem Strich muss die Schweizer Bilanz der Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 also negativ ausfallen. [1]
  • endlich griffige Regeln und Standards definieren, damit die über den Finanzplatz Schweiz geleiteten Finanzflüsse in eine klimaverträgliche Realwirtschaft fliessen,  
  • den Beitrag an die internationale Klimafinanzierung erhöhen und damit andere Länder bei der Bekämpfung der Klimakrise und der Bewältigung von deren Folgen stärker unterstützen. 

«Die Schweiz kann mit einem ambitionierten Klimaschutz einen Unterschied machen und Menschen hierzulande und weltweit vor grossem Leid bewahren», sagt Klingler. 

Kontakte:

[1] Analyse zur Performance der Schweiz vom klimawissenschaftlichen Thinktank Climate Action Tracker: https://climateactiontracker.org/countries/switzerland/ 


Greenpeace an der COP26 

Greenpeace ist mit einer kleinen Delegation in Glasgow vor Ort. Für Medienschaffende hat die Umweltorganisation ein kurzes Medien-Briefing zusammengestellt. Die Position und die Forderungen von Greenpeace im Detail sind im COP26 Policy Brief nachzulesen. Für Interviews an der Klimakonferenz kontaktieren Sie bitte den Pressdesk (24 Stunden) unter +31 20 718 2470 oder [email protected].