Greenpeace-AktivistInnen haben heute auf dem Paradeplatz in Zürich ein Tipi aufgestellt. Hier protestieren Schweizer Klimaseniorinnen und eine Delegation von führenden indigenen Frauen aus den USA und Kanada gemeinsam gegen das klimaschädliche Engagement von Credit Suisse und UBS. Wie wichtig dieser Protest ist, zeigt ein Bericht von Greenpeace Schweiz: Die beiden Grossbanken haben von 2015 bis 2017 insgesamt 12,3 Milliarden US-Dollar für Unternehmen bereitgestellt, die besonders dreckige, sogenannt extreme fossile Brennstoffe nutzbar machen.

Organisiert vom Women’s Earth and Climate Action Network weilt diese Woche eine Delegation indigener Frauen in der Schweiz. Sie repräsentieren die «First Nations» der Tsleil Waututh Nation, der Lakota, der Dine/Navajo, des Standing Rock Sioux Tribe und der United Houma Nation in Louisiana. Sie alle kämpfen gegen Ölpipelines von Firmen, die ihr Land und ihr Zugang zu sauberem Wasser bedrohen sowie indigene Rechte und Menschenrechte verletzen. Im Fokus der Frauen aus den USA und aus Kanada stehen insbesondere die Energieunternehmen Energy Transfer Partners (Dakota Access Pipeline und Bayou Bridge Pipeline), Kinder Morgan (Trans Mountain Pipeline) und Enbridge (Pipeline Linie 3).

Diese Unternehmen werden von Credit Suisse und UBS mitfinanziert. Die Forderung der Delegation ist unmissverständlich: Die beiden Grossbanken müssen diese Finanzierungen sofort stoppen. «Indigene Völker sind in Gefahr. Wir brauchen die Unterstützung von der Schweiz: Die Banken müssen Rechenschaft über ihre Geschäfte mit dreckigen Unternehmen ablegen. Und es braucht ein öffentliches Bekenntnis der Banken, künftig auf die Finanzierung solcher Unternehmen zu verzichten», sagt Michelle Cook, indigene Menschenrechtsanwältin und Beauftragte der Navajo-Menschenrechtskommission. Tatsächlich hat bereits eine Reihe von global tätigen Banken – unter anderem BNP Paribas und HSBC – öffentlich angekündigt, die Finanzierung von umstrittenen Teersand-Pipeline-Projekten sowie der dafür verantwortlichen Unternehmen zu stoppen.

Bei ihrem Kampf für mehr Gerechtigkeit und ein besseres Klima erhielten die indigenen Frauen heute Mittwoch Unterstützung von den Klimaseniorinnen, die in der Schweiz mit einer Klage den Bundesrat dazu verpflichten wollen, mehr gegen die Klimaerwärmung zu tun. Klimaseniorinnen empfingen die Delegation aus Übersee in einem Tipi auf dem Paradeplatz, das Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten aufgestellt hatten. «Die Klimaklage von uns Klimaseniorinnen richtet sich gegen den Bundesrat. Genauso müssen aber endlich auch die Credit Suisse und die UBS Verantwortung für die Klimapolitik übernehmen», begründet Klimaseniorin Elisabetta Dregde die Solidarität mit den indigenen Frauen.

Schweizer Banken arbeiten gegen das Pariser Klimaabkommen

Der Protest der indigenen Frauen und der Klimaseniorinnen erfolgt am Tag, an dem Greenpeace Schweiz und BankTrack in einem neuen Bericht [1] aufzeigen, dass die Credit Suisse und die UBS in den Jahren 2015 bis 2017 zusammen 12,3 Milliarden US-Dollar für Unternehmen bereitgestellt haben, die sogenannte extreme fossile Brennstoffe ausbeuten. Dazu zählen Teersand, Öl aus der Arktis sowie der Tiefsee, der Kohlebergbau, Kohlekraftwerke und der Export von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Nordamerika. Diese Selektion basiert auf einem Bericht des britischen Thinktanks Carbon Tracker Initiative [2].

Auf die Bevölkerung der Schweiz im Jahr 2016 heruntergebrochen, entspricht das klimaschädliche Engagement der Grossbanken der letzten drei Jahre rund 1470 US-Dollar pro Kopf. Im europäischen Vergleich belegt die Schweiz damit mit Abstand den Spitzenplatz – gefolgt von Grossbritannien, dessen Banken im gleichen Zeitraum fast 450 US-Dollar pro Einwohnerin und Einwohner aufgewendet haben. Weltweit wird die Schweiz nur noch von Kanada übertrumpft – mit 1960 US-Dollar pro Kopf.

Und der Schweizer Finanzplatz setzt auch künftig auf Unternehmen in der Industrie der dreckigsten fossilen Brennstoffe. So hat die Credit Suisse kürzlich zusammen mit anderen Grossbanken durch die Ausgabe von langfristigen Anleihen mit einer Laufzeit bis 2078 neues Kapital für das Unternehmen Enbridge beschafft.

«Die Credit Suisse und die UBS arbeiten gegen das Pariser Klimaabkommen, das die Schweiz ratifiziert hat. Sie spielen mit unserem Klima. Unsere Natur, unsere Umwelt und die betroffenen Menschen müssen für die kurzfristige Sicht und Gier der beiden Banken teuer bezahlen. Solange extreme fossile Brennstoffe noch gefördert werden, wachsen die Kohlenstoffblase und die finanziellen Klimarisiken», sagt Katya Nikitenko, Finanzexpertin bei Greenpeace Schweiz.

Greenpeace Schweiz fordert die Schweizer Grossbanken auf, bis zur UNO-Klimakonferenz in Katowice im Dezember dieses Jahres klare und zeitgebundene Pläne vorzulegen, wie alle ihre Finanzströme in Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu bringen sind. Sofort zu stoppen sind Finanzierungen von Unternehmen, die Kohle abbauen oder Kohlekraftwerke betreiben, die mit ihren Pipeline-Projekten gegen internationale Abkommen über indigene Rechte verstossen und die Teersand nutzbar machen.

Weiterführende Informationen:

Bilder der Protestaktion der indigenen Frauen und der Klimaseniorinnen am Zürcher Paradeplatz finden Sie hier. Videomaterial erhalten Sie auf Nachfrage.

«Schweizer Banken am Ende des fossilen Zeitalters»: Der Bericht von Greenpeace Schweiz und BankTrack kann heruntergeladen werden unter https://www.greenpeace.ch/publikationen/schweizer-banken-am-ende-des-fossilen-zeitalters/

Weitere Informationen zur «Indigenous Women’s Delegation To Europe Continues Push For Fossil Fuel Divestment By Major Banks» finden Sie in der Medienmitteilung des Women’s Earth and Climate Action Network (WECAN).

Öffentliche Veranstaltung: Am Donnerstag, 26. April 2018 berichten die indigenen Frauen aus erster Hand von ihrem Kampf gegen die übermächtigen Energieunternehmen. Weitere Informationen und Anmeldung: www.greenpeace.ch/greenpeace-informiert-aus-erster-hand

Kontakte:
Katya Nikitenko, Autorin von «Schweizer Banken am Ende des fossilen Zeitalters» und Finanzexpertin Greenpeace Schweiz, +41 79 937 63 83, [email protected] (auf Englisch)
Osprey Orielle Lake, Gründerin und Geschäftsleiterin des Women’s Earth and Climate Action Network (WECAN) International, +1 415 722 2104
Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]


[1] Die Erkenntnisse und Analysen des Berichts «Schweizer Banken am Ende des fossilen Zeitalters» beruhen auf folgenden Quellen:
Banking on Climate Change: Fossil Fuel Finance Report Card 2018 von Rainforest Action Network, BankTrack, das Indigenous Environmental Network, Oil Change International und der Sierra Club und unterstützt durch Greenpeace. Der Bericht enthält Ranglisten zur Gesamtfinanzierung (Kreditvergabe und Underwriting) von 36 globalen Banken an die 30 führenden Unternehmen in sechs Teilsektoren für fossile Brennstoffe (plus sechs Teersand-Pipeline-Unternehmen) im Zeitraum 2015 bis 2017. Die Banken wurden u.a. auf der Grundlage der Grösse ihres kommerziellen und Investmentbankgeschäfts sowie des Umfangs ihrer finanziellen Beziehungen zu Kohle- und extremen Öl- und Gasunternehmen einbezogen. Die Unternehmen mit extremen fossilen Brennstoffen wurden ausgewählt, weil sie in Bezug auf die Reserven, die zurechenbare Kapazität, die jährliche Produktion oder die Nutzung der Erzeugungskapazität in jedem der im Bericht behandelten extremen fossilen Brennstoffe führend sind. Auch der gesamte Kohlesektor wird wegen seiner Unvereinbarkeit mit der Klimastabilität und den gravierenden Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Menschenrechte einbezogen. https://www.ran.org/bankingonclimatechange2018
Banks vs. The Paris Agreement: Who’s still financing coal plant development? Bericht und Forschung abgefasst und durchgeführt von BankTrack, Urgewald, Friends of the Earth France, Re:Common und Rainforest Action Network. Untersucht wurden die Banken, welche die laut Urgewald wichtigsten 120 Bauträger von Kohlekraftwerken finanzieren. https://www.banktrack.org/coaldevelopers/
Greenpeace-Forschung zur Kreditfinanzierung für umstrittene Teersand-Pipeline-Unternehmen durch Credit Suisse und UBS, basierend auf Daten von Bloomberg Finance L.P.

[2] Extreme fossile Brennstoffe beziehen sich auf nicht-konventionelle Kohlenwasserstoffe, wie extremes Öl (Teersand, arktisches und Tiefsee-Öl), verflüssigtes Erdgas (LNG), Kohleabbau und Kohlekraftwerke. Diese Auswahl an fossilen Brennstoffen basiert auf den Berichten der Carbon Tracker Initiative, die Öl- und Gasprojekte mit dem höchsten finanziellen Risiko identifizierte, wenn es gelingen soll, die Klimaerwärmung deutlich unter 2-Grad zu halten. Auch der gesamte Kohlesektor wird wegen seiner Unvereinbarkeit mit der Klimastabilität und den gravierenden Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Menschenrechte einbezogen.