Greenpeace Schweiz wollte wissen, wie stark Schweizer Pensionskassen mit Aktien in Unternehmen investiert sind, die für die Abholzung von tropischen Wäldern besonders verantwortlich sind. Das Resultat der konservativen Hochrechnung: Mit mindestens 60 Milliarden Franken oder rund 5 Prozent der Vorsorgegelder. Die Untersuchung zeigt weiter, dass die Pensionskassen ihre Rechte als Aktionärinnen kaum nutzen und noch fast keinen Druck auf die Unternehmen ausüben, um die Waldvernichtung zu stoppen. Greenpeace Schweiz fordert: Das Ziel der Kassen muss sein, mit der beruflichen Vorsorge der Versicherten unsere Lebensgrundlagen zu erhalten – und sie nicht weiter zu zerstören. Die Pensionskassen müssen zu Klimaaktivistinnen werden und auf die investierten Unternehmen einwirken, damit diese nachhaltig geschäften. 

Über 1’500 Pensionskassen verwalten in der Schweiz mehr als 1’200 Milliarden Franken an Vorsorgevermögen. Sie gehören zu den grössten und einflussreichsten Investoren der Schweiz. Umso mehr stehen sie in der Verantwortung. 

Tropische Wälder sind Heimat von unzähligen Tieren und Pflanzen sowie Lebensraum und Nahrungsquelle für Millionen von Menschen. Als gigantische Kohlenstoffspeicher spielen sie zudem eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimaerhitzung. Trotz ihrer immens wichtigen Funktion für den Klimaschutz und für die Biodiversität werden die Tropenwälder weltweit weiter gerodet: für die Rinderzucht, für Ölpalm-, Soja- und Kaffeeplantagen, für Holz und Papier, für Eisenerz, Gold, Öl und Gas. «Die Zerstörung der Regenwälder ist fatal für das Weltklima und die Artenvielfalt und stellt eine existenzielle Gefahr für die Menschheit dar», sagt Peter Haberstich, Experte für Klima und Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. 

Pensionskassen tragen als Investorinnen Verantwortung

Hunderte von international tätigen Unternehmen treiben die Waldzerstörung mit ihren Produktionsprozessen, Lieferketten, Produkten und Dienstleistungen voran. Dazu zählen Rohstoffhändler, Fleischverarbeiter und -produzenten oder Online-Versandhändler. Investoren unterstützen die Unternehmen. Zu diesen Investoren gehören auch die Pensionskassen. 

Eine konservative Hochrechnung von Greenpeace Schweiz auf Basis von durchschnittlichen Aktienanteilen ergibt: Die Schweizer Pensionskassen waren im vergangenen Jahr mit mindestens 60 Milliarden Franken an Unternehmen beteiligt, die in hohem Masse für die Entwaldung von tropischen Wäldern wie den Regenwäldern in Südamerika, Afrika und Asien verantwortlich sind. 

«Mindestens» deshalb, weil davon auszugehen ist, dass die Kassen noch mit weit höheren Beträgen in die Abholzung tropischer Wälder involviert sind, als die Hochrechnung zeigt. Denn aller Voraussicht nach sind weitere Milliarden unter anderem in Anleihen der gleichen Unternehmen angelegt. «Statt mit der beruflichen Vorsorge für die Versicherten tatsächlich für die Zukunft vorzusorgen, beteiligen sich die Pensionskassen an der Zerstörung der Wälder und damit an der Zerstörung der Lebensgrundlagen von uns allen», sagt Peter Haberstich. 

Die Pensionskassen tun fast nichts gegen die Regenwaldabholzung, wie der Bericht von Greenpeace Schweiz weiter zeigt. Dabei hätten die Vorsorgeeinrichtungen Möglichkeiten, um auf fehlbare Unternehmen Druck auszuüben: Als Aktionärinnen sind sie Miteigentümerinnen der Unternehmen und verfügen über entsprechende Rechte. Sie könnten in einen strukturierten Dialog mit den Unternehmen treten (Engagement-Prozess) und ihr Stimmrecht einsetzen (Voting). Immer mit dem Ziel, dass die Unternehmen die Zerstörung der Wälder stoppen und diese erhalten und aufforsten.

«Die Pensionskassen müssen ihre Verantwortung als Investorinnen und damit Eigentümerinnen der Unternehmen wahrnehmen und diese dazu drängen, dass sie im Rahmen der planetaren Grenzen handeln. Die Vorsorgeeinrichtungen müssen zu Klimaaktivistinnen werden», sagt Peter Haberstich. Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Lebensgrundlagen künftiger Generationen erhalten bleiben. Dies bedingt, dass die Gesellschaft im Rahmen der planetaren Grenzen handelt. «Finanzakteure spielen eine Schlüsselrolle, um die Transition der Unternehmen zu erzwingen und zu beschleunigen. Zur Bewältigung der Klima- und der Biodiversitätskrise brauchen wir eine ökologische und klimakompatible Wirtschaft.»

Pensionskassen müssen Transparenz herstellen und Nachhaltigkeitsstrategie verstärken 

Greenpeace Schweiz fordert die Pensionskassen auf, bis Ende Jahr Transparenz über ihre Nachhaltigkeit zu schaffen und bis Mitte 2023 eine Nachhaltigkeitsstrategie vorzulegen. Diese muss zur Erreichung der Klimaziele beitragen sowie die Wiederherstellung der Biodiversität und den Schutz der Wälder gewährleisten. 

Die Vorsorgeeinrichtungen müssen ihre Portfolios an den Pariser Klimazielen und an einer Wiederherstellung der Biodiversität ausrichten und als engagierte Miteigentümerinnen darauf hinwirken, dass alle investierten Unternehmen zu nachhaltigem Handeln verpflichtet werden. 


Mehr Informationen

Kontakte 

  • Peter Haberstich, Experte für Klima und Finanzwirtschaft Greenpeace Schweiz: +41 76 337 44 49, [email protected]  
  • Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]