Die Klimaerhitzung ist Tatsache. Und wir sind bald an einem Punkt, wo es kein Zurück mehr gibt. Damit wir ein Klimachaos verhindern können, braucht es jetzt grosse Schritte von allen. Insbesondere haben unsere PolitikerInnen und UnternehmerInnen eine moralische Verpflichtung und Verantwortung, endlich effektive Klimaschutzmassnahmen zu ergreifen. In der Pflicht stehen ganz besonders auch die beiden Grossbanken in der Schweiz.  

Am Montag legt der Weltklimarat IPCC seinen Sonderbericht vor. Darin wird er aufzeigen, welche Auswirkungen eine Erderwärmung um 1,5 Grad hat. Und er wird ausführen, wie die Staatengemeinschaft die im Pariser Klimaabkommen festgelegte Grenze für die globale Erwärmung noch erreichen kann. Sicher ist jetzt schon, dass es grosse Schritte von allen braucht. Auch von den beiden Grossbanken in der Schweiz: Credit Suisse und UBS. Georg Klingler, Leiter der Klimakampagne von Greenpeace Schweiz, verfasste dazu einen Meinungsartikel. Dieser erschien am 3. Oktober 2018 in der «Neuen Zürcher Zeitung»:

«2018 ist nach 2003 und 2015 nun schon der dritte Jahrhundertsommer. Ohne verbesserte Klimaschutzmassnahmen werden solche Sommer zum Normalfall. Darum gilt es, das Pariser Klimaabkommen zügig umzusetzen. Dieses sieht vor, dass sämtliche Treibhausgasemissionen weltweit auf netto null reduziert werden. Dafür müssen die Industrieländer voranschreiten und ihre staatlichen und privaten Finanzflüsse klimaverträglich ausgestalten.

Die Akteure des Schweizer Finanzplatzes stehen somit konkret in der Pflicht. Zu Recht. Während alle Haushalte und Unternehmen in der Schweiz jedes Jahr knapp 50 Millionen Tonnen CO2 ausstossen, verantwortet der Finanzplatz mit seinen weltweiten Kapitalanlagen in fossile Energien jährlich rund 1100 Millionen Tonnen CO2. Wäre der Schweizer Finanzplatz ein Land, wäre er vor Deutschland der sechstgrösste globale Verschmutzer.

Die Grossbanken Credit Suisse und UBS wollen ihre Verantwortung für den Klimaschutz aber nicht wahrnehmen. Statt das völkerrechtlich bindende Pariser Abkommen mit eigenen Richtlinien umzusetzen, haben sie in den Jahren 2015 bis 2017 zusammen 12.3 Milliarden US-Dollar für Unternehmen bereitgestellt, die besonders klimaschädliche fossile Brennstoffe (z.B. Kohle, Teersand) nutzbar machen.

Die Credit Suisse baute in dieser Zeit gar ihre diesbezüglichen Geschäfte aus und sprach neue Milliarden für Unternehmen, die im Kohle- und Teersandsektor tätig sind. Die Kreditvergaben der UBS in den besonders klimaschädlichen Bereichen sind zwar rückläufig, die Bank hat es aber bislang versäumt ihr Geschäft Paris-kompatibel auszugestalten. Und auch wenn die beiden Institutionen grundsätzlich keine neuen Kohleminen und Kohlebergwerke direkt finanzieren, unterstützen sie diese Industrie doch nach wie vor mit Darlehen an die verantwortlichen Unternehmen.

Unsere Grossbanken machen sich mitschuldig an der Klimaerhitzung. Die Credit Suisse und die UBS müssen ihren Beteuerungen endlich angemessene Taten folgen lassen: Bis zur Klimakonferenz im Dezember in Katowice ist verbindlich aufzuzeigen, wie die Finanzströme mit dem Pariser Abkommen in Einklang zu bringen sind. Zudem braucht es einen sofortigen Ausstieg aus der Finanzierung von Unternehmen, die mit Kohle und Teersanden geschäften.

Dass dies keine utopischen Forderungen sind, haben viele Finanz- sowie Versicherungsinstitute bereits aufgezeigt. Die Banken BNP Paribas und ING etwa erklärten, in Zukunft keine Teersand-Unternehmen mehr zu unterstützen. Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re bietet Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Geschäfts mit dem Abbau oder der Nutzung von Kohle machen, keine Versicherung oder Rückversicherung mehr an.

«Die Implementierung der Kohle-Richtlinie trägt dazu bei, dass sich unsere Geschäftsaktivitäten am Pariser Abkommen orientieren», so Edouard Schmid, Group Chief Underwriting Officer bei Swiss Re. Anfang August hat die Munich Re Schritte in die gleiche Richtung angekündigt. Und Oliver Bäte, Chef des Versicherungskonzerns Allianz, sagte jüngst in einem Interview: «Es ist sehr, sehr wichtig, dass wir unser Geschäftsmodell ändern und uns auf eine kohlenstofffreie Wirtschaft vorbereiten.»

Nun, da die Folgen der Klimakrise immer deutlicher werden, ist keine Bank gut beraten, mit ihren Geschäften weiterhin den Schutz von Mensch und Natur zu gefährden. Mittelfristig riskieren die Finanzinstitute damit ihren gesellschaftlichen Rückhalt. Es ist Zeit, dass unsere Grossbanken ihren Teil der Verantwortung für ein stabiles Klima übernehmen. Es ist Zeit, den Unternehmen, die Kohle und Teersande ausbeuten, die finanzielle Unterstützung zu entziehen. Es ist Zeit, endlich die Finanzierung der Klimaerhitzung zu stoppen und innerhalb der nächsten fünf Jahren sämtliche Geschäftstätigkeiten Paris-konform auszugestalten.»