Während sich die öffentliche Diskussion 2021 um 3G, Quarantäneregeln und Spitalkapazitäten gedreht hat, sind die Bedrohungen für unsere Ozeane nicht weniger geworden. Greenpeace hat auch in diesem Jahr Kräfte gebündelt und sich dafür starkgemacht, dass das Leben in den Ozeanen Bestand hat. Von einer Handvoll Highlights möchten wir dir hier berichten.

Im Indischen Ozean bei Zwergwal und Seegras zu Gast

Im Februar haben wir Segel gesetzt in Richtung Indischer Ozean. Die Meeresregion, die vor uns liegt, ist eine wertvolle Kinderstube für Zwergwale, die hier ihre Jungtiere zur Welt bringen. Die Tiere gehören zur Ordnung der Bartenwale, die das grösste Säugetier hervorgebracht haben, das jemals unseren Planeten bevölkert hat: Den Blauwal. Doch der Name sagt bereits alles: Wir haben es beim Zwergwal mit einer vergleichsweise kleinen Art zu tun. Er erreicht eine Körperlänge von maximal 10 Metern. Ja, wir sprechen hier von einem «kleinen» Bartenwal! 

Zwergwal im Indischen Ozean. © Paul Hilton / Greenpeace

Bei unserer Expedition begegnen wir nicht nur den kleinen Grossen, sondern tauchen auch ein in ein Ökosystem, das für das Leben auf unserem Planeten bedeutender nicht sein könnte. Im Flachwassergebiet Saya de Malha von der Grösse der Schweiz wachsen die flächenmässig grössten Seegraswiesen, die bisher entdeckt wurden. Seegras: Das klingt erst einmal unspektakulär, doch die Pflanzen sind einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Sie binden 10-20 % des CO2, das von den Ozeanen aufgenommen wird. Pro Jahr entspricht das rund 83 Millionen Tonnen Kohlenstoff – das sind die jährlichen CO2-Emissionen aller Autos in Frankreich und Italien! 

Doch der Seegrasbestand nimmt durch die Verschmutzung der Ozeane und die Fischerei immer mehr ab. Mit unserem Konsumverhalten schaden wir einmal mehr einem Ökosystem, das zu unserer Lebensgrundlage beiträgt. Die Meere brauchen uns mehr denn je. Deshalb setzen wir uns bei der UNO für ein globales Meeresschutzabkommen ein.

Seegras und Korallen auf der Saya de Malha Bank. © Tommy Trenchard / Greenpeace

Fischkonsum: Plädoyer für Genügsamkeit

Die Themen Fischerei und Fischkonsum sind spätestens seit dem Netflix-Hit «Seaspiracy» bei den meisten von uns auf dem Radar. Die Fischbestände unserer Meere werden so stark befischt, dass sie sich kaum mehr erholen können. Fischernetze und -leinen treiben in den Ozeanen und werden zu tödlichen Fallen für Meeresschildkröten, Seevögel und Haie und Grundschleppnetze zerstören ganze Lebensgemeinschaften am Meeresgrund. Umso frappierender ist es, dass der Fischkonsum in Ländern wie der Schweiz ungebrochen hoch ist: Wir vertilgen jährlich pro Kopf knapp 9 Kilogramm Fische und Schalentiere und diese Zahl hat sich in den letzten acht Jahren kaum verändert.

Ein Gelbflossenthunfisch wird an der Seite des spanischen Langleinenfischers Herdusa no1 Vigo aus dem Südwestindischen Ozean gezogen. Greenpeace beobachtet die Fischereiaktivitäten im Indischen Ozean, wo durch schlechtes Management viele Bestände übermässig ausgebeutet wurden. © Paul Hilton / Greenpeace

Deshalb haben wir die Gelegenheit genutzt, als wir von der Redaktion der SRF-Sendung «Kassensturz» zu einem Interview zum Thema Thunfisch-Fischerei eingeladen wurden. Greenpeace-Geschäftsleiterin und Meeresbiologin Iris Menn hat über die verschiedenen Fangmethoden informiert, die falschen Versprechungen von Labels wie dem Marine Stewardship Council (MSC) aufgedeckt und empfiehlt allen Konsument:innen: «Erfreuen Sie sich an Genügsamkeit».

Der Schweizer Bundesrat im Fokus von Greenpeace

Nicht nur in den Schweizer Wohnzimmern waren wir 2021 präsent – auch der Bundesrat musste sich unserer Hartnäckigkeit stellen. Durch die Mitarbeit an einer parlamentarischen Anfrage wollten wir ihn dazu bringen, eine klare Position in der Frage «Wie steht die Schweiz zum UNO-Hochseeabkommen?» zu beziehen. Wir wollten unter anderem wissen, wie der Bundesrat zu einem wesentlichen Teil des Vertrags steht, der die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf  der Hohen See vorsieht. 

Die Antwort, die uns im August erreichte, war enttäuschend. Der Bundesrat drückt sich vor klaren Formulierungen und zeigt sich zögerlich. Dabei zählt bei den UNO-Verhandlungen im März 2022 jede Stimme! Hinzu kommt, dass praktisch zeitgleich die Antwort auf eine andere Anfrage zum Meeresschutz ähnlich unentschlossen ausfiel. Bereits ab 2023 soll der Startschuss für dee zerstörerischen Tiefseebergbau fallen. Konzerne – darunter auch die Schweizer Firmen Glencore und Allseas – wollen in die Tiefsee vorrücken, um auf dem Meeresgrund Rohstoffe wie Mangan, Kobalt und Nickel abzubauen. Ein verheerendes Vorhaben für das Leben auf dem Grund der Ozeane! Und auch hier findet der Bundesrat keine klaren Worte.

Eine doppelte Absage an den Meeresschutz also. Doch wir wären nicht Greenpeace, wenn wir dies einfach so hinnehmen würden: Im Dezember haben Greenpeace Aktivist:innen aus der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland in Rotterdam gegen den Tiefseebergbau protestiert. 

Ausserdem haben wir eine Petition lanciert, die endlich eine klare Ansage unserer Landesregierung fordert. Wenn wir mit tausenden Stimmen aus der Bevölkerung Druck ausüben, besteht Hoffnung, dass sich die Schweiz bei den UNO-Verhandlungen im März doch noch für den Meeresschutz starkmacht. Wir setzen jedenfalls alles daran und werden unsere Petition im Februar 2022 in Bern einreichen. Bereits jetzt unterstützen uns über 10’000 Menschen bei unserer Forderung. Ein ereignisreiches Jahr steht uns bevor und wir danken dir schon jetzt, dass du uns auf dem Weg zu mehr Schweizer Meeresschutz begleitest! 

Schliesse eine Meerespatenschaft ab und unterstütze unsere Arbeit für mehr Schweizer Meeresschutz!