Greenpeace Kanada kämpft seit zwei Jahren gegen die Ölsandförderung. Mike Hudema, Kampagnenleiter Klima und Energie, erklärt warum:

Mike Hudema, weshalb engagiert sich Greenpeace Kanada gegen den Abbau von Ölsand?
Wir sprechen hier von einem der grössten Industrieprojekte der Welt mit verheerenden Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Und wir reden von einem Klimaverbrechen.

Was haben Sie bislang erreicht?
Es geht vor allem darum, die Öffentlichkeit in Nordamerika zu sensibilisieren. Denn kaum jemand war sich bewusst, welcher irreparable Schaden hier angerichtet wird. Und da können wir einige Erfolge ausweisen, gerade in den Vereinigten Staaten.

Zum Beispiel?
Der Bundesstaat Kalifornien hat eben ein Gesetz erlassen, das die Verwendung von Öl aus Ölsand praktisch verunmöglicht. Und überall in den USA sollen für sämtliche öffentlichen Bedürfnisse künftig so strenge Anforderungen gelten, dass auch dort Ölsandöl kein Thema mehr sein kann. Das sind viel versprechende Ansätze, und die Regierung unter Präsident Barack Obama scheint es offenbar ernst zu meinen.

Welches Ziel verfolgt Ihre Kampagne?
Es kann nur ein Ziel geben: jeden weiteren Ausbau der Ölsandförderung zu verhindern. Die Industrie zeigt sich doch neuerdings offener und spricht davon, Umweltanliegen künftig stärker zu berücksichtigen. Das sind Schalmeienklänge. Es wird nach wie vor mit falschen Zahlen operiert, um das Problem herunterzuspielen. Fakt ist: Die Industrie hat nicht einmal ansatzweise Lösungen zu bieten. Das ist aber auch nicht verwunderlich. Es gibt schlicht keine umwelt- und klimaverträgliche Methode, um Ölsand zu gewinnen.

Inzwischen sind bereits Dutzende Projekte genehmigt. Wie wollen Sie diese Entwicklung noch stoppen?
Es ist nicht zu spät: Noch ist der grosse Teil dieses riesigen Gebiets intakt. Und die Öffentlichkeit ist erwacht – wie erwähnt, gerade in den USA.

Was geht der kanadischen Ölsand denn die Europäer an?
Sehr viel. Denn hier drin steckt enorm viel Geld von europäischen Banken, und verschiedene europäische Ölkonzerne sind mit eigenen Projekten involviert. Kanada, auf dem Papier eines der fortschrittlichsten Länder der Welt, ist gerade dabei, seine Klimaziele für den Mammon zu verraten. Wie wollen wir – die Industrienationen – auf diese Weise Länder wie China, Indien oder Russland dazu bringen, dieses Thema ernster zu nehmen?

Mehr zum Thema unter www.greenpeace.ca