Die Strände vor Manila versinken im Müll. Schuld daran sind auch internationale Konzerne – allen voran der Schweizer Megakonzern Nestlé mit Hauptsitz in Vevey – mit ihren Unmengen an Wegwerfverpackungen, das zeigt eine Greenpeace-Auswertung.

Michael Meyer Krotz ist entsetzt: Am Tag zuvor hatten der Greenpeace-Mitarbeiter und circa hundert Helfer einen Strandabschnitt auf der Vogelschutzinsel Freedom Island vor der philippinischen Hauptstadt Manila gesäubert. Von der Wasserkante bis zu dem Mangrovenwäldchen 20 Meter landeinwärts: weisser Sand. Und am nächsten Morgen? Wieder nur Müll, kaum Sand zu sehen.

«Diese Plastikflut ist ein Alptraum», sagt Krotz. «Durch Aufräumen ist sie nicht in den Griff zu bekommen. Wir müssen dafür sorgen, dass gar nicht mehr solche Mengen Plastikmülls in die Umwelt und ins Meer gelangen.» Und da sieht er nicht nur die Konsumenten in der Pflicht, sondern vor allem auch die Konzerne, von deren Produkten der Plastikmüll stammt.

9084 Plastikteilchen von Nestlé

Denn die Auswertung von über 54’000 Stück Plastikmüll, die Greenpeace in den vergangenen zwei Wochen auf einer Fläche von gerade mal 1200 Quadratmetern gesammelt hat, ergab: Die internationalen Firmen Nestlé, Unilever und Procter & Gamble sind unter den Top Ten der Plastikmüllerzeuger. Vor allem Kleinstpackungen, etwa  von Kaffee-, Zahncreme- oder Seifen-Tagesportionen, machen einen Großteil des Mülls aus.

Acht Tage lang hatten in einem Projekt gegen Plastik an die hundert Helfer von Greenpeace und anderen Organisationen Müll gesammelt und sortiert. 10.000 Arbeitsstunden lang trugen sie den Müll zusammen, kategorisierten und wogen ihn. 180 Meter des kilometerlangen Strandes von Freedom Island haben sie so für einen Tag vom Müll befreit – bevor die Flut den Strand wieder unter Plastik begrub. Doch die Auswertung zeigt, wer den Müll verursacht. Wer mit Verantwortung trägt für dieses Meer aus Plastik, das die Strände vor Manila täglich neu verschmutzt.

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Gewinne einstreichen – Probleme zurücklassen

«Es ist ein typisches Phänomen in sogenannten Schwellenländern, dass sich das Konsumverhalten ihrer Bewohner deutlich ändert», erklärt Krotz. Statt zu heimischen Produkten und lokalen Erzeugnissen vom Markt nebenan greifen immer mehr Menschen dort zu bekannten, internationalen Marken wie Nescafé, Bärenmarke, Maggi oder Knorr-Suppen. Da sie aber nicht genug Geld für Vorratspackungen des hochpreisigen Kaffees und der teuren Seife haben, bieten Firmen Tagesportionen an – jede einzeln in ein kleines Plastiktütchen verpackt.

«Zum einen bereichern sich die Grosskonzerne so auf Kosten der Armen, weil bezogen auf die Menge die Tagesportion meist teurer ist als eine große Packung», so Krotz. «Und zum anderen explodiert die Müllmenge. Das ist verantwortungslos. Die Konzerne können nicht die Gewinne einstreichen, aber die Menschen mit dem Müll ihrer Produkte allein lassen.» Was das Problem verschärft: Gerade in Entwicklungsregionen gibt es oft kein geregeltes und umweltschonendes Abfallentsorgungssystem; der Plastikmüll landet auf offenen Deponien. Und weht von dort in Flüsse und ins Meer. Außerdem sind die kleinen Tütchen weder wiederverwendbar noch – anders als zum Beispiel Plastikflaschen oder Getränkedosen – für Müllsammler attraktiv, die mit wiederverwertbaren Rohstoffen ihr Auskommen haben.

Verantwortung sieht anders aus

Als erstes ist natürlich die Regierung der Philippinen in der Pflicht, funktionierende Entsorgungssysteme aufzubauen, Recycling einzuführen und die von ihr bereits beschlossenen Gesetze gegen die Vermüllung wirksam umzusetzen. Auch die Verbraucher haben es in der Hand, ob sie zu einem mehr oder weniger in Plastik verpackten Produkt greifen. Doch auch die Konzerne müssen ihren Beitrag leisten.

«Da müssen Nestlé, Unilever und Co nachbessern», fordert Krotz. Es gibt wiederverwendbare Systeme, kompostierbare Lösungen und andere Konzepte, wie Plastikmüll verringert werden kann. Denn das Problem ist riesig – jedes Jahr landen weltweit acht Millionen Tonnen Kunststoff in den Meeren, eine LKW-Ladung jede Minute. Und das Zeug verrottet nicht. «Zu Lösungen müssen auch die internationalen Grosskonzerne beitragen, denn sie haben eine Verantwortung», so Krotz. Eine Müll-Verantwortung.

Die unrühmlichen top Ten der grössten Verschmutzer des Strandes auf Freedom Island

  1. Nestlé (9084 Teile, 16,74%)
  2. Unilever (5869 Teile, 10,82%)
  3. PT Torabika (5519 Teile, 10,17%)
  4. Universal Robina (5293 Teile, 9,75%)
  5. Procter & Gamble (3899 Teile, 7,19%)
  6. Nutri Asia (2571 Teile, 4,74%)
  7. Monde Nissin (2645 Teile, 4,87%)
  8. Zesto (2411 Teile, 4,44%)
  9. Colgate Palmolive (2307 Teile, 4,25%)
  10. Liwayway (1555 Teile, 2,87%)

Die vollständige Auswertung von mehr als 54.000 Tausend Plastikabfallteilen finden Sie hier.