Müll, soweit das Auge reicht: Die Strände der philippinischen Hauptstadt Manila sind übersät mit Plastik. Mit lokalen Gruppen startet Greenpeace ein Projekt gegen die Müllflut.

Damit Strände wieder wie Strände aussehen und Kinder nicht im Müll spielen müssen: Zusammen mit anderen Organisationen startet Greenpeace ein Projekt gegen Wegwerfplastik in den Philippinen. Vor Ort: Greenpeace-Mitarbeiter Michael Meyer-Krotz. © Daniel Müller / Greenpeace

Eigentlich sollte da Strand sein am sogenannten White Beach in der Bucht von Manila. Doch Greenpeace-Mitarbeiter Michael Meyer-Krotz steht nicht im Sand, sondern im Müll. Knöcheltief. Kinder spielen in dem Abfall. Fischer fangen ihn statt Meerestieren, auch in den Flüssen: Plastik in Form von Tüten, Flaschen und in Fetzen. Gemeinsam mit anderen Organisationen und Gruppen vor Ort startet Greenpeace nun ein Projekt gegen den Müll.

Plastik ist an vielen Orten dieser Welt ein Problem. Denn es verrottet nicht, zersetzt sich erst nach hunderten von Jahren in immer kleinere Teile. Gerade die Meere sind voll davon, viele Meeresbewohner leiden unter dem Müll, verheddern sich darin, verwechseln ihn mit Nahrung und verenden kläglich. Doch die Bucht von Manila ist einer der Flecken auf dieser Erde, an dem das Problem sich buchstäblich bis ins Bewusstsein stapelt. An dem es so sichtbar wird, das Weggucken keine Option mehr ist.

Müll im Vogelschutzgebiet

An manchen Stränden der Bucht hat sich eine zum Teil mehr als einem Meter hohe Schicht aus Sand und Plastik gebildet: Nach jeder Flut deckt eine Sandlage alte Müllschichten zu. Doch jeder neue Tag bringt neue Fluten von Plastikabfällen aus der nahen Hauptstadt. Der Fluss Pasig, der die Metropolregion Manila teilt, spült jedes Jahr bis zu 67.000 Tonnen Plastikmüll ins Meer, was ihm laut einer Studie in der „Nature Communications“ den Titel „zweitdreckigster Fluss der Erde“ eingebracht hat. Weltweit sind es jedes Jahr acht Millionen Tonnen Kunststoff, die in den Meeren landen. Oder anders ausgedrückt: eine LKW-Ladung Plastikmüll jede Minute.

Für vier Wochen ist Meyer-Krotz jetzt in Manila und unterstützt seine philippinischen Kollegen bei ihrer Arbeit gegen den Müll. Das Projekt gegen die Plastikflut beginnt mit einer Dokumentationstour auf diesem Fluss. An seiner Mündung in die Bucht von Manila will Greenpeace auch einige Bojen aussetzten, die Informationen über die Strömungsverhältnisse und den Weg des Plastikmülls liefern sollen. Am kommenden Montag startet Greenpeace dann gemeinsam mit anderen Organisationen und lokalen Gruppen eine große Aufräumaktion: Zwei Wochen lang wollen täglich 100 bis 150 Helfer einen zirka 1200 Meter langen Strandabschnitt auf Freedom Islands säubern. Die Insel ist eigentlich ein Vogelschutzgebiet – doch diese Bezeichnung verhindert nicht die Plastikbecher, die das Meer anschwemmt.

Trennung nach Firmennamen

„Viele Menschen hier vor Ort haben das Problem erkannt“, so Meyer-Krotz. „Der Strand von Freedom Island beispielsweise wird immer wieder abgesammelt.“ Aber solange die Quelle der Verschmutzung nicht versiegt, ist das reine Sisyphusarbeit. Als erstes ist natürlich die Regierung der Philippinen in der Pflicht, den Müll von den Straßen zu entsorgen und die von ihr bereits beschlossenen Gesetze gegen die Vermüllung wirksam umzusetzen. Gerade in den Armenvierteln fehlt oft jegliche Müllabfuhr; Wind und Regengüsse verfrachten den Abfall direkt in die Flüsse. Mülltrennung und Recycling sind kein Thema.

Doch das Problem geht noch viel weiter.  Deswegen trennt Greenpeace den gesammelten Müll von Freedom Islands auch nicht nur nach Art des Abfalls, sondern auch nach Herstellerfirma. Denn eine ganze Menge Müll besteht aus den Verpackungen sogenannter Tagesrationen von beispielsweise Kaffee oder Seife. Diese Kleinstverpackungen werden von weltweit agierenden Konzernen besonders gerne in armen Regionen angeboten, da sich viele Menschen dort meist nur die Tagesrationen und keine großen Mengen leisten können.

Konzerne in der Pflicht

„So explodiert gerade dort die Müllmenge, wo es keine Infrastruktur zur Abfallbeseitigung gibt“, kritisiert Meyer Krotz. „Wir sehen da die Konzerne ganz klar in der Pflicht, sich etwas einfallen zu lassen. Schließlich produzieren sie die Unmengen an Plastikmüll und nicht die Konsumenten.“ Schon eine Industrienation wie Deutschland mit funktionierenden Müllsammelsystemen schafft es gerade einmal, 40 Prozent des anfallenden Plastiks wiederzuverwerten. Der Rest wird verbrannt. So gerät die Erde immer mehr unter den Druck der anwachsenden Plastikberge. „Die Konzerne können es nicht den Ärmsten der Welt überlassen, mit diesem Problem fertig zu werden“, fordert der Greenpeace-Experte. Damit Strände wieder wie Strände aussehen. Und nicht wie Müllkippen.

Am 22. September sollen die Ergebnisse der Sammelaktion auf einer Pressekonferenz in Manila präsentiert werden. Bis dahin wird sich Meyer-Krotz mit Blogbeiträgen von dem Projekt melden – die Beiträge finden Sie demnächst auf unserer Webseite.