Klimakonferenzen haben etwas Unwirkliches. Seit fast einem halben Jahrhundert wird nun international an Konferenzen über globalen Umwelt- und Klimaschutz gesprochen, während die klimazerstörenden Emissionen kontinuierlich ansteigen.

Die erste UN Weltumweltkonferenz fand 1972 mit Erwähnung der Klimaproblematik statt. 20 Jahre später in Rio wurde die Rahmenkonvention der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen (die UNFCCC) ins Leben gerufen, unter deren Flagge dann 1995 die erste «Conference of the Parties» oder COP stattfand. In Glasgow sind wir heute bei der 26. COP angelangt. 

Die COP sind seit je eine Bühne für grosse Worte und Absichtserklärungen. Wir haben bereits viele große Ankündigungen gehört, aber zu viele Zusagen waren freiwillig und zu oft gibt es Schlupflöcher. Auch die Schweizer Delegation beherrscht das Spiel in der Regel sehr gut und inszeniert sich gerne als Vorkämpferin und Schrittmacherin.

Doch die Bilanz der Schweiz sieht nicht gut aus. Auch nach über 25 Jahren COP können wir in der Schweiz im Inland nur marginale Emissionsreduktionen vorweisen. Und diese verdanken wir nicht etwa einer vorausschauenden Pionierrolle beim Klimaschutz, sondern grössten Teils dem Nachvollzug technischer Entwicklungen und der Verlagerung energieintensiver Industrien ins Ausland. Schaut man unsere Pro-Kopf-Emissionen inklusive der Emissionen an, die in anderen Ländern für die Herstellung unserer Konsumgüter verursacht werden, dann haben wir in 25 Jahren keine Reduktion der Emissionen erreicht. 

Klar, es ist möglich das alles als Fortschritt zu betrachten, wenn wir beispielsweise relative Vergleiche mit einer möglichen Entwicklung ohne Maßnahmen herbeiziehen oder uns mit Ländern vergleichen, die deutlich höhere Emissionen pro Wirtschaftsleistung haben. Wenn das passiert, schaden Worte dem Klima mehr als sie helfen. Die Worte unserer Regierung und unseres Umweltministeriums, die uns glauben machen wollen, wir seien auf Kurs. Die uns vorrechnen, dass eine Absenkung der eigenen Emissionen auf netto Null bis 2050 genügend sei, um eine katastrophale Erwärmung von mehr als 1.5°C abzuwenden. 

Damit wird behauptet, die reiche Schweiz könne sich am globalen Durchschnitt orientieren, um Teil der Lösung zu sein. Eine grotesker Versuch, wenn man bedenkt, dass wir massiv von der Übernutzung der Atmosphäre profitiert haben und uns in keinem anderen Bereich mit dem globalen Durchschnitt zufrieden geben. Man stelle sich nur vor: global durchschnittliche Hochschulen, durchschnittliche Steuern für Unternehmen, durchschnittliche Medizin, durchschnittliche Infrastrukturen mit durchschnittlichen Autos – die Liste ist endlos. 

Warum sollten wir uns also ausgerechnet bei der grössten Bedrohung unserer Zukunft mit dem globalen Durchschnitt zufrieden geben? Ein Blick auf all die Länder, die praktisch nichts zum Problem beigetragen haben, die aber aufgrund von Dürren oder enormen Stürmen schon heute heftige Folgen zu tragen haben, zeigt, wie radikal ungerecht das Gerede vom Durchschnitt ist.

Wenn wir ein lebenswertes Klima gewährleisten wollen, müssen wir sämtliche Emissionen schnellstmöglich los werden – sowohl im Inland als auch im Ausland.

Greenpeace ist an der COP26 mit einer kleinen Gruppe von Menschen präsent, um daran zu erinnern, dass reiche Länder ihre Pflichten wahrnehmen müssen. Wir erinnern daran, dass wir mit Buchhaltungstricks und dem Herumschieben von Verantwortung das Problem nicht lösen können. 

Die Worte der COP26 werden das Klima nicht retten. Doch vielleicht bewegen die vielen Worte, die an der COP gesprochen werden mehr Menschen dazu, sich dafür einzusetzen, dass ihre Staaten endlich Regeln für einen effektiven Klimaschutz aufstellen. Dann kämen wir einen Schritt weiter, denn es sind Taten, nicht Worte, die uns weiter bringen.

Was muss die Schweiz für einen effektiven Klimaschutz tun? Hier findest du unsere Forderungen an die Schweiz.