Wir kaufen immer mehr Kleider – und werfen auch immer mehr weg. Ein grosser Teil dieser Altkleider landet in Osteuropa, Afrika, Russland oder dem Nahen Osten. Ein Besuch in Kenia und Tansania zeigt: Die Kreislauf-Versprechen der Fast-Fashion-Marken sind nichts weiter als Greenwashing. Für eine nachhaltigere Textilwirtschaft müssen wir zwingend wegkommen von Fast Fashion und unsere Kleider länger nutzen. 

Fast-Fashion-Marken heizen den Kleiderkonsum in der Schweiz an – und lassen so auch den Berg an Altkleidern anwachsen. Gemäss dem Bundesamt für Statistik BFS hat die Schweiz im Jahr 2020 Kleider und Schuhe im Wert von 12,4 Mia. Schweizer Franken importiert, 30 % mehr als im Vorjahr. Texaid und Tell-Tex, die den den Schweizer Markt für Altkleider dominieren, sammeln jährlich 55’000 Tonnen Alttextilien in der Schweiz. Was geschieht mit diesen Kleidern?

Fast-Fashion-Marken werben mit Kreislaufwirtschaft, aber die Realität zeigt: das sind immer noch leere Versprechen. Die Folgen von Fast Fashion zeigen sich in den Ländern, in denen viele dieser billigen Kleider nach ihrem viel zu kurzen Leben landen: auf riesigen Müllhalden, entlang von Flussbetten, im offenen Feuer verbrannt und ins Meer gespült. Das hat verheerende Folgen für Mensch und Umwelt. 

Expert:innen von Greenpeace Deutschland sind  für Recherchezwecke nach Kenia und Tansania gereist, um sich ein Bild des Problems der importierten Textilabfälle in diesen Ländern zu machen. Die Ergebnisse hat Greenpeace Deutschland im Bericht «Vergiftete Geschenke» veröffentlicht.

Von Kleiderspenden zu Lumpen und Exportprodukten

Die meisten Menschen bringen ihre Altkleider zur Altkleidersammlung, zu einer Rücknahmebox in einem Modegeschäft oder spenden sie. Aber nur ein kleiner Teil dieser Kleider wird im Inland weiterverkauft. Ein Teil wird zu minderwertigen Produkten wie Lumpen weiterverarbeitet, und mehr als die Hälfte wird zur «Wiederverwendung» exportiert, meist nach Ost- und Westafrika und Osteuropa.

Der globale Norden lagert also die Probleme des Überkonsums durch die Fast Fashion aus, indem er Altkleider in die Länder des globalen Südens exportiert, obwohl sie keine Infrastruktur haben, um diese zu bewältigen. 

Fast die Hälfte der Textilien sind Abfall

Fast-Fashion-Firmen produzieren immer mehr Kleider. Darum exportieren westliche Länder auch immer grössere Mengen an Altkleidern in den globalen Süden. Im Jahr 2019 importierte Kenia 185’000 Tonnen Altkleider. Aber: Fast 30-40 % dieser Textilien sind faktisch Abfall: die Qualität ist schlecht, sie sind kaputt oder verschmutzt. Diese Textilabfälle werden in die Umwelt geworfen, verbrannt oder auf überfüllten Mülldeponien wie z.B. in Dandora gelagert. Die Folgen sind erschreckend: Wer den Weg vom Kleidermarkt Gikomba zum nah gelegenen Nairobi-Fluss hinab geht, läuft buchstäblich auf Textilabfällen. Diese türmen sich am Flussufer, fallen ins Wasser und fliessen flussabwärts…

 Bis zu 69 % der in Kleidung verwendeten Fasern sind synthetisch (vor allem Polyester). Das heisst, sie bestehen aus ölbasiertem Plastik und sind biologisch nicht abbaubar. Sie bleiben als Mikroplastikfasern in der Umwelt und gelangen in die menschliche Nahrungskette; oder verschmutzen die Luft und gefährden die Gesundheit der Menschen, wenn sie auf offenen Feuern verbrannt werden. 

Kleidung als Wegwerfartikel

Der Fast-Fashion-Trend hat Kleidung zu einem Wegwerfartikel gemacht – gleich einer Einwegverpackung. Um den Strom von Textilabfällen zu stoppen, die im globalen Süden entsorgt werden, gibt es nur eine Lösung: Wir müssen wegkommen von Fast Fashion. 

Das bedeutet: Globale Modemarken müssen ihre linearen Geschäftsmodelle komplett umkrempeln. Wenn sie ihre Nachhaltigkeitsversprechen halten möchten, müssen sie weniger Kleidung produzieren. Die Kleider sollen dafür qualitativ besser, langlebiger, reparierbar und wiederverwendbar sein. 


Wirkungsvollste Massnahme: Kleidung länger tragen

Wie gross die Wirkung ist, wenn wir unsere Kleider länger tragen (können), zeigt eine Studie vom März 2022. Würden alle Kleider in der Schweiz drei Jahre länger getragen, liessen sich damit 1,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente jährlich einsparen. Das entspricht den Treibhausgasen einer 7,4 Mrd. Kilometer langen Autofahrt. Andere Umweltwirkungen wie giftige Chemikalien und Pestizide im Baumwollanbau sowie soziale Aspekte wie die Ausbeutung in der Textilwirtschaft,  sind dabei noch nicht berücksichtigt.