Die Ecopop-Initiative spricht wichtige Anliegen vieler um die Umwelt besorgter Menschen an. Dennoch ist Greenpeace entschieden dagegen! Warum lehnt Greenpeace  eine Initiative ab, die es scheinbar als einzige in der Schweiz wagt, das heilige Dogma des Wachstums zu kritisieren? Diese und ähnliche Fragen haben uns einige Menschen, die Greenpeace nahestehen, in den letzten Wochen gestellt. Schauen wir also genauer hin: Was steckt hinter den Forderungen der Ecopop-Initiative?

Die Ecopop-Initiative spricht wichtige Anliegen vieler um die Umwelt besorgter Menschen an. Dennoch ist Greenpeace entschieden dagegen! Warum lehnt Greenpeace  eine Initiative ab, die es scheinbar als einzige in der Schweiz wagt, das heilige Dogma des Wachstums zu kritisieren? Diese und ähnliche Fragen haben uns einige Menschen, die Greenpeace nahestehen, in den letzten Wochen gestellt. Schauen wir also genauer hin: Was steckt hinter den Forderungen der Ecopop-Initiative?

  • „Nein zum grenzenlosen Wachstum“:
    Dieses Anliegen teilt Greenpeace voll und ganz. In unseren Kampagnen fordern wir eine radikale Abkehr vom masslosen Ressourcenverbrauch (Energiewende, Schutz der Wälder und der Meere, Schutz der Arktis). Und wir unterstützen in der Schweiz Initiativen, die in diese Richtung gehen: 2000 Watt-Gesellschaft, CO2-Abgabe, ökologische Landwirtschaft, ökologische Steuerreform.
    Im Unterschied zu den Ecopop-InitiantInnen sehen wir jedoch die Hauptursache des drohenden Umweltkollapses nicht im Bevölkerungswachstum oder in der Einwanderung. Die Zerstörung der Umwelt kennt keine nationalen Grenzen. In der Schweiz wächst der Pro-Kopf-Verbrauch rascher als die Einwanderung. Die Schweiz exportiert einen immer grösser werdenden Teil der Umweltauswirkungen des Konsums ins Ausland. Es spielt keine Rolle, ob eine Person in Deutschland, Italien oder der Schweiz lebt: Insgesamt ändert das an der globalen Umweltbelastung nichts. Die Ecopop Initiative würde in bestimmten Gebieten die Umweltbelastung sogar erhöhen, da sie eine Zunahme der GrenzgängerInnen und damit zusätzliche Umweltbelastungen zur Folge hätte. Deshalb geht die drastische Beschränkung der Einwanderung, wie sie Ecopop fordert, in eine völlig falsche Richtung. Nebst der Tatsache, dass die InitiantInnen die sozialen Konsequenzen eines Dichtmachens der Schweizer Grenzen ausser Acht lassen: Warum fordern sie nicht konkrete Massnahmen zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs in der Schweiz?
  • „Nein zur Zubetonierung der Schweiz“:
    Auch diesen Slogan würde Greenpeace unterschreiben. Wir kritisieren die Zunahme des individuellen Autoverkehrs und die Zubetonierung der Schweiz durch immer mehr Strassen. Wir stehen der bisherigen Siedlungsentwicklung der Schweiz kritisch gegenüber und haben das neue Raumplanungsgesetz unterstützt. Wir begrüssen städtebauliche Innovationen, die neue und nachhaltige Wohnformen ermöglichen. Kürzlich sind wir mit unserem Büro in die Genossenschaft Kalkbreite gezogen: Hier sparen wir nicht nur eine Menge Energie, sondern wir leben echte Suffizienz, indem wir mit viel weniger Platz auskommen. Die Ecopop-InitiantInnen fordern auch Verzicht – aber nur von den Menschen, die in die Schweiz kommen wollen. Dabei sind es wir in der Schweiz, die auf viel zu grossem Fuss leben. Ihren eigenen Fussabdruck stellen die InitiantInnen nicht in Frage. 
  • „Ja zu mehr Lebensqualität“:
    Wer will das schon nicht? Doch um welche Lebensqualität geht es hier, und wer darf hier wie viel Raum und Ressourcen beanspruchen? Was die Ecopop-InitiantInnen fordern, ist eine Ballenberg-Schweiz, in der sie ihren eigenen Lebensstandard aufrechterhalten können und von der sie andere Menschen ausschliessen. Wir aber wünschen uns eine andere Art der Lebensqualität: einen suffizienten, nachhaltigen Lebensstil und ein Zusammenleben, das die Menschen einander näher bringt, statt sie zu trennen. 
  • Ja zu einem Leben in Würde in den ärmsten Ländern“:
    Auch das ist ein hehres Ziel. Doch was meinen die Ecopop-InitiantInnen damit? Der Bund soll mehr Mittel in Massnahmen zur Förderung der freiwilligen Familienplanung in armen Ländern einsetzen. Wir sind auch der Meinung, dass alle Menschen Zugang zu Verhütungsmitteln haben sollten. Doch ist die einseitige Förderung der Familienplanung, wie sie Ecopop fordert, eine technokratische Scheinlösung und verschweigt die wahren Ursachen von Armut und Umweltzerstörung: Krieg, Unterdrückung, ungerechte Verteilung, fehlender Zugang der Frauen zu Bildung und anderen Ressourcen. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Von aussen oder von oben initiierte Förderung der Familienplanung – auch wenn sie noch so gut gemeint ist und die Freiwilligkeit der Frauen betont – ist in der Realität oft als Mittel der Unterdrückung von Frauen missbraucht worden. Deshalb sprechen sich auch Frauenorganisationen gegen die Ecopop-Initiative aus.

Doch unsere Ablehnung der Ecopop-Initiative ist noch grundsätzlicher:

Wir haben bei Greenpeace ein Naturverständnis, das den Menschen einbezieht und dessen Grundrecht auf ein würdiges Leben, auf Gerechtigkeit und Fairness einschliesst. Greenpeace wurde als Friedensbewegung gegründet, die alle Menschen willkommen heisst; die Natur ist der Ort, wo unser «Mensch-sein» stattfindet. Diese Haltung ist unvereinbar mit den Anliegen von Ecopop.

Wir sind der Überzeugung, dass die brennende ökologische Frage im Zusammenhang mit der sozialen Frage gelöst werden muss, d.h. durch die Überwindung einer Wirtschaftsweise, die stets danach drängt, sich zum Zweck des maximalen Profits Mensch und Natur zu unterwerfen, sie auszuplündern und zu zerstören.

Wir sehen Lösung für die brennenden Probleme darin, dass wir lernen, zu teilen, uns einzuschränken und eine kluge, menschenfreundliche, nachhaltige und trotzdem weltoffene Politik einzuleiten. Greenpeace steht für diese Politik, hier und weltweit.

Die Lösung liegt nicht darin, uns noch einige Jahre einen idyllischen Nationalpark des Wohlstands zu erhalten, der ohnehin dem Untergang geweiht ist, wenn wir Menschen so weitermachen. Im Gegenteil, solche Scheinlösungen sind gefährlich, denn sie lenken vom Bemühen um echte Lösungen ab.


Deshalb rufen wir Sie auf: Stimmen Sie am 30. November ab und sagen Sie NEIN zu den Scheinlösungen der Ecopop-Initiative!

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