Der Fang von Blauflossen-Thunfischen im Mittelmeer und im Ostatlantik ist bis Ende Jahr verboten. Das hat die EU-Kommission nach Erreichen der Fangquote und der kollabierenden Bestände entschieden.


Dieser Schlepper zieht zwei Thunfischkäfige mit je 250 Fischen und ist mit einer Geschwindigkeit von 1 Knoten unterwegs nach Sizilien. ©Greenpeace

Zürich. Meeresforscher und Greenpeace haben
mehrmals eindringlich vor dem weltweiten Zusammenbruch sämtlicher
kommerziell nutzbarer Fischbestände und insbesondere des
Thunfisches gewarnt. Trotzdem senkte die Internationale Kommision
für den Schutz des Tunfisches im Atlantik (ICCAT) auf ihrem
jährlichen Treffen in Dubrovnik die Fangquote für den Roten
Tunfisch oder Blauflossenthunfisch (Thunnus thynnus) nur
geringfügig.

Im Mittelmeer und im Ostatlantik werden zu
viele Blauflossenthunfische gefangen. Die Tiere werden bis zu 40
Jahre alt, drei Meter lang und 700 Kilogramm schwer. Seit drei
Jahren haben die Sportfischer im Mittelmeer aber kein Tier über 100
Kilogramm mehr erlegt. Frankreich stellt mit 20 Prozent weltweit
den grössten Anteil an den Fängen. Wichtigster Abnehmer ist Japan,
wo der Thunfisch für Sushi-Sashimi begehrt ist.

90 Prozent der ursprünglichen
Raubfisch-Bestände sind gefischt. Zu ihnen gehört neben Hai,
Kabeljau und Schwertfisch auch der Thunfisch. Der 2006 publizierte
Greenpeace-Bericht «Wohin sind die Thunfische verschwunden» beweist
eindrücklich die Dringlichkeit von griffigen Massnahmen zum Schutz
des Thunfisches und dessen Laichgebieten. «Die Thunfisch-Bestände
werden zum Teil illegal geplündert, um die Interessen der
Thunfischzucht-Industrie zu befriedigen,» sagt Yves Zenger von
Greenpeace Schweiz. «Es ist grotesk, dass die Täter, die meist aus
Mittelmeer-Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich kommen, von
der EU massiv subventioniert werden.»

Im Mittelmeer gibt es zudem eine
unkontrollierte Ausbreitung von Thunfisch-Farmen. Damit wurde eine
neue Spirale der Ausbeutung in Gang gesetzt: Weil sich der
Thunfisch nicht züchten lässt, werden zu junge, nicht
fortpflanzungsfähige Tiere gefangen und mit Wildfang -extra zu
diesem Zweck gefangenem Fisch – gemästet. Um ein Kilogramm
Thunfisch zu produzieren, braucht es bis 20 Kilogramm Futter. Das
Mittelmeer ist für das Überleben des Blauflossenthunfisches von
entscheidender Bedeutung. Denn es gibt weltweit nur zwei
Laichgebiete, eines davon vor den Balearen. Jahr für Jahr schwimmen
die Fische zu den warmen Gewässern des Mittelmeers, um sich dort
fortzupflanzen. Und Jahr für Jahr warten die legalen und illegalen
überdimensionierten Fangflotten auf diese Wanderung und schöpfen
rücksichtslos die letzten Bestände mit Ringwadennetzen ab.

Greenpeace fordert ein weltweites Netzwerk von
ausgewiesenen Meeresschutzgebieten, die 40 Prozent der Weltmeere
und 40 Prozent des Mittelmeeres umfassen. Darüber hinaus müssen an
Bord der Thunfisch-Fangschiffe unabhängige Beobachter eingesetzt
werden.

EU-Pressemitteilung:
Kommission schließt Befischung von Rotem Thun für 2007

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