Geplante Tiefseebergbau-Gebiete überschneiden sich mit dem Verbreitungsgebiet von etwa 30 Walarten – weitere Forschung wird dringend benötigt, um die Gefahren für die Meeressäuger abzuschätzen.

Wale innerhalb der Abbaugebiete

Die Gefahren des diesjährig drohenden Startes von Tiefseebergbau machen auch vor Walen nicht halt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler:innen der Universität Exeter und der Greenpeace Research Laboratories in einer neuen und von Expert:innen begutachteten Studie. Die Studie zeigt, dass sich das Verbreitungsgebiet von etwa 30 Walarten (wie Blauwalen, Buckelwalen, Zwergpottwalen und Rundkopfdelfinen) mit den geplanten Abbaugebieten für Tiefseebergbau, insbesondere im Pazifik, überschneidet. Weiterhin würden die Abbauarbeiten selbst, durch Maschinen schwerer als ein Blauwal, die Meeressäuger auf vielfältige Weise bedrohen. Gefahren sind unter anderem Lärm, Lebensraumzerstörung und Abnahme ihrer Beutetiere. Der Studie zufolge sind dringend weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Gefahren für Wale besser zu bewerten, insbesondere die Lärmbelästigung durch die geplanten Bergbauarbeiten.

Start bereits im Juli 2023 möglich

Die verantwortliche Internationale Meeresbodenbehörde ISA mit Sitz auf Jamaika verhandelt seit einigen Monaten über den Start von Tiefseebergbau. Je nach Ergebnis der Verhandlungen innerhalb der ISA könnte Tiefseebergbau bereits im Juli 2023 starten. Das nordamerikanische Bergbauunternehmen «The Metals Company» reichte mit dem pazifischen Inselstaat Nauru im Sommer 2021 einen entsprechenden Antrag ein.

Wissenschaftler:innen warnen, dass Dutzende Arten in der Tiefsee vom Aussterben bedroht sind. So liess die Queen’s University Belfast nach Untersuchungen an Hydrothermalquellen 184 Lebewesen der Tiefsee auf die sogenannte Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) setzen. Die Metalle und Seltenen Erden, auf die sich das wirtschaftliche Interesse in der Tiefsee richtet, sollen unter anderem an Hydrothermalquellen abgebaut werden. 

Greenpeace protestiert gegen Zerstörung der Tiefsee

Gegen den drohenden Start von Tiefseebergbau protestierten im November 2022 Greenpeace-Aktivist:innen in Mexiko als das  Schiff «Hidden Gem», das in Zukunft im grossen Stil Metalle und Seltene Erden in der Tiefsee abbauen soll, von Pilot-Abbauarbeiten im Pazifik zurückkehrte. Sie konfrontierten das Schiff mit Kajaks und Bannern, auf denen «Stop Deep Sea Mining» («Stoppt Tiefseebergbau») stand. Die Hidden Gem gehört zur Flotte des Schweizer Konzerns Allseas. Allseas hatte das Schiff eigens für den Tiefseebergbau umgebaut.

Greenpeace-Aktivist:innen aus Neuseeland und Mexiko konfrontieren das Tiefsee-Bergbauschiff «Hidden Gem» vor der Küste von Manzanillo, Mexiko, als es aus dem Pazifik in den Hafen zurückkehrt. © Gustavo Graf / Greenpeace

Die Crew der Hidden Gem führte von Oktober bis November 2022 in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifik in bis zu 4000 Metern Tiefe den industriellen Abbau von polymetallischen Knollen (Manganknollen) durch.

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