Kleinfischer aller Länder vereinigt euch!
Heute «Welttag der Fischerei». Eine perfekte Gelegenheit also um über einen besonderen Kongress zu berichten, der am Wochenende in Brüssel stattfand: Fischer aus ganz Europa fanden sich dabei zusammen. Keine grosse Sache? Irgendwie doch: der «Kongress der europäischen handwerklichen Fischer» war der erste seiner Art. Stellvertretend für tausende Fischer und Muschelsammler in ihren Heimatländern waren 50 Männer und Frauen aus Spanien, Frankreich, Polen, Deutschland, Grossbritannien, Griechenland, Kroatien, Belgien und den Niederlanden in die EU-Hauptstadt angereist. Ihr Ziel: Ihre nachhaltige, handwerkliche und umweltschonende Fischerei ins Zentrum der Reform der Europäischen Fischereipolitik rücken.
80 Prozent der Fangschiffe in Europa gehören handwerklich arbeitenden Kleinfischern, sie stellen 65% der Arbeitsplätze im Fischereisektor. Ihr Fischfang ist zum Grossteil umweltschonender, selektiver und damit nachhaltiger als die industrialisierte Fischerei, schliesslich fischen die meisten von ihnen seit Generationen «vor ihrer Haustür». Trotzdem missachten sowohl nationale Regierungen also auch EU-Gremien seit Jahrzehnten die Interessen der Kleinfischer.
«Der Druck auf die Fischbestände nimmt stetig zu, vor allem grosse Industrieschiffe wollen immer mehr Fisch fangen. Bessere Fischereigesetze müssen dafür sorgen, dass die Zahl der Fangschiffe abnimmt und wir als Kleinfischer bevorzugt Fangrechte bekommen.» Luis Rodriguez, Fischer aus Galizien in Spanien.
Anlässlich der Reform der europäischen Fischereipolitik war Greenpeace mit Kleinfischern ins Gespräch gekommen. Ob bei den Muschelsammlerinnen im spanischen Galizien oder bei Fischern im britischen Cornwall, für Greenpeace war schnell klar: sie spielen eine wichtige Rolle für die Zukunft der Fischerei in Europa! Nun galt es, sie untereinander zu vernetzen und damit ihren Anliegen mehr Gehör zu verschaffen.
Der Kongress sollte es möglich machen. Trotz nervenaufreibender Simultanübersetzung in neun verschiedene Sprachen, wurde schnell deutlich, was wir vorher vermutet hatten: durch ihre gemeinsame Sorgen und Visionen verbindet die Fischer mehr, als sie trennt.
In einer gemeinsamen Deklaration formulierten sie ihre Forderungen nach einem Kurswechsel der EU-Fischereipolitik: Das Recht zu fischen muss bevorzugt denjenigen zu geben, die nachhaltig fischen. Die viel zu grosse Flotte muss abgebaut werden, ohne dabei die Arbeitsplätze in der handwerklichen Fischerei zu gefährden. Schädliche Subventionen, die zerstörerische Fangmethoden unterstützen, müssen verboten werden. Die Deklaration wird diese Woche an die EU-Kommission, das Europäische Parlament und den EU-Ratspräsidenten übergeben.
Am Schluss des Kongresses stand auch das gegenseitige Versprechen, die Idee der Zusammenarbeit in ganz Europa weiterzutragen.
«Wir wollen unseren Kindern gesunde Meere hinterlassen und eine Welt, in der weniger und besser gefischt wird. Die Änderungen der EU-Fischereigesetze, auf die sich die Fischereiminister bisher geeinigt haben, bringen nichts. Nur mit uns wird die Fischerei in Europa eine Zukunft haben,» formuliert es Anne-Marie Verges, Fischerin aus Frankreich, ihre Motivation.
Vielleicht hat die Fischerei mit dem Kongress am letzten Wochenende eine Zukunft bekommen. Dann könnte der 21. November zukünftig als «Welttag der Fischerei» die Bedeutung erlangen, die er für den Erhalt gesunder Meere dringend benötigt.