Laut FAO sind 80 Prozent der wirtschaftlich wichtigen Fischbestände bereits komplett ausgebeutet, überfischt oder erschöpft.

Die Greenpeace-Prinzipien für eine ökologische und sozial verantwortliche Fischerei weisen einen Weg, um die weltweite Fischereikrise in den nächsten Jahren in den Griff zu bekommen.

Grundsätzlich versteht Greenpeace eine Fischerei dann als nachhaltig, wenn sie den Bestand der Zielart auf einem gesunden Niveau hält ohne andere Arten des Ökosystems negativ zu beeinflussen. Andere Arten werden weder getötet noch wird ihre Nahrungsquelle oder ihr Lebensraum zerstört. Dies schliesst auch den Menschen mit ein, denn nicht selten zerstört die industrielle Fischerei vor den Küsten von ärmeren Ländern die Lebensgrundlage gerade der Gemeinden, die traditionell von lokalen Fischvorkommen abhängen.

Ein nachhaltiges Fischereimanagement sollte daher aus Greenpeace-Sicht:

  1. aus einer ökologischen Sichtweise geregelt werden. Die Grundlage jedes Fischereimanagements sollte das Vorsorgeprinzip sein, bei dem es darum geht, Meeresbelastungen zu vermeiden und nicht nachträglich notdürftig Schäden zu «reparieren». Mit abnehmender Zuverlässigkeit der wissenschaftlichen Daten sollte die Vorsorge zunehmen
  2. die Einführung eines Netzwerkes aus Meeresschutzgebieten beinhalten. Sie sind ein entscheidendes Werkzeug, um die Ozeane in ihrer Vielfalt zu bewahren oder zu regenerieren. Mindestens 40 Prozent der Meeresfläche müssen zur Sperrzone für jegliche industrielle Fischerei erklärt werden. Damit können sich überfischte Bestände nachhaltig erholen und wertvolle Ökosysteme wie z.B. Fisch-Laichgebiete bleiben geschützt. Das Paradoxe dieser einschneidenden Maßnahme: Vor allem die Fischindustrie wird davon profitieren, denn die Bestände von Nutzfischen werden außerhalb der großflächigen Schutzzonen rasant zunehmen.
  3. besonders empfindliche Arten und Lebensräume schützen – wie z.B. die Tiefsee und seine Bewohner.
  4. die Bestände innerhalb der biologisch vertretbaren Grenzen erhalten.
  5. selektive Fischereimethoden benutzen – ein gutes Beispiel dafür ist der Fang von Thunfisch mit Angelrute & Leine. Im Gegensatz dazu stehen Fangmethoden, bei denen eine große Menge an Beifang anfällt (mehr als 25 Prozent des Gesamtfanges nach Gewicht) wie z.B. zerstörerische Grundschleppnetze.
  6. die Artenvielfalt erhalten. Fischereimanagement sollte also nicht nur den Schutz der Zielart gewährleisten, sondern aller Arten, die mit der Zielart assoziiert oder von ihr abhängig sind. Dieser Ökosystemansatz sieht vor, die Auswirkung von Fischerei auf das Ökosystem als Ganzes zu untersuchen – nicht nur in Bezug auf die Zielfischart.
  7. sozial und ökonomisch gerecht sein. Nur durch eine nachhaltige Nutzung kann die Eiweißressource Fisch gesichert und Armut vermieden werden. Fischereirechte müssen in Übereinstimmung mit den kulturellen Praktiken und wirtschaftlichen Bedürfnissen von Gemeinden vergeben werden, die abhängig vom Erhalt ihrer lokalen Fischerei sind.
  8. eine vollständige Transparenz vom Fang bis zur Anlandung für jeden Fisch leisten. Dies sieht auch eine ausreichende Kennzeichnung für den Konsumenten vor.

Die Verwirklichung der Greenpeace-Prinzipien soll zu einer Fischerei führen, die die natürlichen Abläufe im Meer nicht wesentlich verändert. Fischerei-Management darf nicht mehr auf kurzfristige Profite zielen, sondern muss für die Zukunft vorsorgen. Greenpeace fordert Regierungen, Industrie und Handel weltweit auf, diese Prinzipien sofort umzusetzen.

Die Greenpeace-Anforderungen an eine nachhaltige Fischerei basieren auf dem von der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) formulierten Leitfaden für eine verantwortungsbewusste Fischerei. Er wurde 2002 von den Regierungen weltweit verabschiedet mit dem Ziel, ihn bis 2015 umzusetzen.


© Greenpeace/ Paule Hilton
Pole and Line – Fischer in Indonesien