Alles neu macht der Mai: Der zivile Ungehorsam ist wieder da!
Inszenierte Ölpest
Rund 30 Greenpeace-AktivistInnen haben vor der Zentrale des österreichischen Mineralölkonzerns OMV in Wien gegen die hochriskanten Ölbohrungen des Unternehmens in der Arktis protestiert. Mit 500 ölverschmierten Kunstvögeln wiesen sie auf die Folgen einer möglichen Ölpest hin. Eine solche riskiert die OMV mit ihrer im Januar gestarteten Ölförderung in der Barentssee.
TTIP-Leaks
Der Monat begann mit einem Trommelwirbel: In der Nacht zum 2. Mai projizierte Greenpeace Niederlande bislang geheime TTIP-Dokumente an die Fassade der Kuppel des Deutschen Reichstags. Seither sind die Dokumente für alle zugänglich. Damit hat Greenpeace Material veröffentlicht, das bis dato nur von ausgewählten Personen für maximal zwei Stunden unter Aufsicht gelesen wurden durfte – Kopien ausgeschlossen, dafür mit Schweigepflicht. Das Licht, in dem das deutsche Zentrum der Macht schliesslich erstrahlte, war wenig glanzvoll: Das Material offenbart, wie die TTIP-Verhandlungen das in Europa geltende Vorsorgeprinzip, das Produkte nur erlaubt, wenn sie für Mensch und Umwelt nachweislich unschädlich sind, durch das Risikoprinzip der USA ausgehebelt werden soll und allein in Europa das Leben von über einer halben Milliarde Menschen verändern kann. Solche Verhandlungen dürfen kein Geheimnis sein. Sie müssen öffentlich und transparent ausgehandelt werden.
Pfingsten 2016: Mit Gigatonnen Mut gegen Kohle
Auf sechs Kontinenten kämpften 30 000 Menschen für den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl. Dabei hat der berüchtigte Braunkohletagebau in der Lausitz einen historischen Akt zivilen Ungehorsams erlebt. Mehr als 3000 Aktivisten und Aktivistinnen aus ganz Europa haben unter dem Konsens «Ende Gelände» konsequent den gewaltfreien Widerstand gegen die Kohlewirtschaft aufgerufen. Das Kraftwerk wurde ein Wochenende lang vom Kohlenachschub abgeschnitten und der Betreiber Vattenfall liess verlauten: «Nur die zusätzliche Energieerzeugung durch starken Wind verhindert an diesem Wochenende einen Energieengpass in der Region.» Organisiert wurde die globale Kampagne von der jungen europäischen Klimabewegung Break Free.
Die Fischereiindustrie frisst ihre eigenen Kinder
Die Thai Union Group ist der grösste Thunfischverarbeiter weltweit. Unter ihrem Dach versammeln sich weitere Hersteller wie John West, Petit Navire und Mareblu, welche auch europäische Supermärkte beliefern. Greenpeace und Menschenrechtsorganisationen werfen der Thai Union Group Menschenrechtsverletzungen durch Ausbeutung und Missbrauch der Arbeitskräfte im Fischereibetrieb vor. Mit zerstörerischen und verschwenderischen Fischereipraktiken schädigt die Thai Union Group das Ökosystem Meer massiv. Versprechen zur Umstellung auf ausschliesslich nachhaltig produzierten Thunfisch wurden bislang nicht eingehalten. So versprach der Hersteller John West vor nunmehr fünf Jahren seinen Kunden, bis 2016 zu 100 Prozent nachhaltig gefischten Thunfisch anzubieten. Erreicht hat er bis heute gerade mal 2 Prozent.
Unsere Aktivisten ketteten sich vor einer Petit-Navire-Fabrik in Frankreich Hand in Hand an riesige Thunfischdosen. Sie blockierten damit die Ausgänge der Liefertransporter und forderten Thai Union und Petit Navire auf, ihre Fangpraktiken endlich zu verbessern.
In ein paar wenigen Dekaden hat der Mensch mit modernen Fischereimethoden die Fischbestände der Weltmeere um bis zu 80 Prozent dezimiert. Fischschwärme werden per Echolot, Radar oder Helikopter geortet. Die eingesetzten Netze reichen über Kilometer – sowohl in die Tiefe, wo sie alles Leben am Meeresgrund einsammeln und die Meeresflora zerstören, als auch in die Länge, wo sie innert kürzester Zeit Massen an Meereslebewesen fischen. Vom Fanggut gehen jährlich 30 Millionen Tonnen wieder als Abfall über Bord – lästiger Beifang, der nicht kommerziell verwertbar ist. Durch die starke Reduktion der Fischbestände verschiebt sich die Fischereiwirtschaft immer mehr von den Küstenregionen in auf die hohe See, die als rechtsfreier Raum behandelt wird.
Menschenrechtsverletzungen, Grenzüberschreitungen und unkontrollierbare Fangmengen gehören hier zum Alltag. Greenpeace fordert, endlich grossflächige Meeresschutzgebiete auszurufen, die mindestens 40 Prozent der Meere umfassen. Denn obwohl der Planet Erde zu 70 Prozent aus Wasserflächen besteht, sind gerade mal 1,5 Prozent davon geschützt. In Schutzgebieten kann sich zerstörte Meeresflora und -fauna wieder aufbauen. Vor allem aber können sich die Fischbestände ungestört vermehren und stehen der Fischerei wieder zur Verfügung. Schutzgebiete erhöhen die «Meeresfitness» und fördern den Fischereiertrag nachhaltig. Aber auch die Konsumenten können zum Schutz der Meere beitragen – der Greenpeace Fischratgeber ist als PDF, als Faltpapier fürs Portemonnaie oder als App verfügbar.