Nach fast zwei Jahrzehnten Verhandlungen haben die Vereinten Nationen endlich ein Abkommen zum Schutz der Hohen See verabschiedet. Es ist ein historischer Erfolg. Der Text beinhaltet weiterhin das Ziel 30×30, d.h. den Schutz von 30 Prozent der Ozeane bis 2030. Er ebnet den Weg für die Schaffung vollständig oder stark geschützter Gebiete auf der Hohen See. Doch der Text weist auch noch Mängel auf, und die Regierungen müssen sicherstellen, dass der Vertrag auf wirksame und gerechte Weise in die Praxis umgesetzt wird, damit er als wirklich ehrgeiziger Vertrag angesehen werden kann.

«Es ist ein historischer Tag für den Erhalt der Meere und ein Zeichen dafür, dass in einer geteilten Welt der Schutz von Mensch und Natur über die Geopolitik triumphieren kann», erklärt Iris Menn, Meeresexpertin und Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz. «Wir danken den Staaten für ihre Bemühungen Kompromisse einzugehen, ihre Differenzen beiseitezulegen und einen Vertrag abzuschliessen, der es uns ermöglicht, die Ozeane zu schützen, unsere Widerstandsfähigkeit angesichts der Klimakrise zu stärken und das Leben und die Lebensgrundlagen von Milliarden von Menschen zu erhalten.»

Keine Zeit verlieren

«Wir können jetzt endlich vom Reden zu echten Veränderungen auf den Meeren übergehen. Die Länder müssen den Vertrag formell annehmen und so schnell wie möglich ratifizieren, um ihn in Kraft zu setzen. Dann müssen die vollständig geschützten Meeresschutzgebiete, die unser blauer Planet dringend benötigt, eingerichtet werden. Die Uhr tickt, um das Ziel 30×30 zu erreichen. Wir haben nur noch ein paar Jahre und dürfen keine Zeit verlieren», fügt Iris Menn hinzu.

Jetzt beginnt die harte Arbeit der Ratifizierung des Vertrages und des Schutzes der Ozeane. Das gilt auch für die Schweiz. Der Bund muss mit anderen Ländern zusammenarbeiten, um Meeresgebiete einzurichten, die vor jeglicher industriellen Aktivität und jeglichem menschlichen Eingriff geschützt sind. 

Ein Moratorium zum Schutz der Tiefsee

Auch muss sich die Schweiz dringend für den Schutz der Tiefsee einsetzen, deren Zerstörung droht. Denn Regierungen und Unternehmen, darunter die Schweizer Firma Allseas AG mit Sitz in Châtel-Saint-Denis, Kanton Freiburg, bereiten sich auf den Abbau von Bodenschätze aus der Tiefsee vor.

«Damit 2023 ein wirklich grossartiges Jahr für den Meeresschutz wird, muss alles getan werden, um sie zu stoppen. Viele Staaten und internationale Unternehmen haben sich bereits zu einem Moratorium für den Tiefseebergbau verpflichtet. Auch der Bund muss sich für den Schutz des Meeresbodens einsetzen», schliesst Iris Menn.


Kontakte
– Iris Menn, Meeresbiologin und Geschäftsleiterin Greenpeace Schweiz, +41 79 886 75 92, [email protected]
– Roland Gysin, Mediensprecher Greenpeace, +41 44 447 41 17, [email protected]