Weder zu riechen noch zu schmecken, lautlos und winzig klein, so attackieren Mikroorganismen heimlich ihre Gegner. Australische Genforscher schufen einen solchen Mikroorganismus: Einen Killervirus. Diesmal nur aus Versehen und nur für Mäuse tödlich.

Hamburg. Die australischen Genforscher Ian Ramshaw (Universität Canberra) und Ron Jackson (Commonwealth Scientific and Industrials Research Organisation) experimentierten mit einem Pockenvirus, den sie gentechnisch so verändern wollten, dass sie damit die Fruchtbarkeit von Mäusen senken wollten. Selbst dies wäre bei erfolgreichem Experiment eine Waffe gewesen, eine Art gentechnisches Pestizid. Man kann sich darüber streiten, ob das geplante Virus – neben der dann tatsächlich entstandene Waffe – als harmlos angesehen werden könnte. Für Greenpeace zeigt die aktuelle Veröffentlichung in der neusten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins «New Scientist» einmal mehr, dass die Risikodiskussion im Bereich der gesamten Gentechnik neu aufgerollt werden muss. In dieser Publikation wurde von den Forschern selbst vor der Entstehung neuer tödlicher Gefahren für den Menschen durch Biowaffen gewarnt. «Die Veröffentlichung zeigt wieder einmal, dass die Forscher eigentlich nicht wissen, was sie tun. Mit unserem derzeitigen Wissen über die Gene können wir die Gefahren ebenso wenig kontrollieren wie ein Physiker mit den Gesetzen von Newton die Funktionsweise einer Atombombe verstehen kann. Die Freisetzung genmanipulierter Organismen muss gestoppt werden. Das gilt für Bakterien und Pflanzen auf dem Acker genauso wie für Biowaffen», sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. «Die Sicherheit der Gentechnik in Lebensmitteln und auf dem Acker kann zum Teil noch weniger beurteilt werden, als die Risiken bei Viren. Im Gegensatz zu Viren haben Pflanzen ein viel umfangreicheres Genom und einen komplizierteren Stoffwechsel als Viren. Auch bei der Manipulation von Pflanzen sind unerwartete Effekte die Regel», so Then weiter. Das macht deutlich, dass die bisherigen Pläne der Bundesregierung bezüglich der Genforschung absolut unzureichend sind, da die eigentlich wichtigen Fragen der Risiken noch nicht geklärt sind. Der Forderung der Industrie nach großflächiger Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen auch in Deutschland darf die Regierung nicht nachkommen.