Auswirkungen von Plastikabfall auf die Ökosysteme

Plastik verschmutzt jeden Winkel der Erde. Ob Meeresgrund, entlegene Waldpfade, arktisches Eis oder Inselstrände, an denen Riesenschildkröten nisten: Plastikabfall ist überall. Wir wissen nicht genau, wie lange erdölbasierte Kunststoffe benötigen, bis sie abgebaut sind – oder ob es je dazu kommen wird. Fest steht: Gelangt Plastik erst einmal in den Boden, die Flüsse oder die Ozeane, lässt es sich nicht mehr beseitigen.

Der Plastik, der auf der Meeresoberfläche schwimmt oder an die Küsten gespült wird, bildet nur die Spitze des Müllbergs. Über zwei Drittel des Plastiks in den Ozeanen endet auf dem Meeresgrund und schafft unter Wasser eine stetig weiterreichende Wüste. Und das ist noch nicht alles: Die vielen Flaschen, Säcke und all der andere Plastikmüll zerfallen nach und nach in kleinere Teilchen. Dieses so genannte Mikroplastik, fürs menschliche Auge unsichtbar, schädigt die Ökosysteme zusätzlich. 

Plastikabfall ist auch an Land ein grosses Problem. Es füllt Mülldeponien, sammelt sich in Flüssen und verschmutzt die Umwelt, wenn es im Freien oder in Verbrennungsanlagen verbrannt wird. Und manche Kunststoffe geben gefährliche Chemikalien ab, die Mensch und Umwelt zusätzlich gefährden.   

Kinder spielen auf einen plastiküberfüllten Strand in Manila

Das Märchen vom Recycling

Nur neun Prozent des weltweiten Plastikabfalls werden recycelt. Selbst Industrienationen recyceln weit weniger als die Hälfte von Haushalts-Plastikabfällen und davon verwandeln sie einen sehr geringen Anteil wieder in Verpackungen. Bei einem Grossteil des Verpackungsmülls findet statt „Recycling“ in Wirklichkeit „Downcycling“ statt. Aus den Verpackungen werden geringwertigere oder nicht recycelbare Produkte hergestellt, sodass das Plastik lediglich verzögert auf der Mülldeponie endet.

Die Effizienz von Kunststoffrecycling ist eingeschränkt, dank schlecht durchdachten Verpackungsdesigns, einer mangelhaften Infrastruktur und dem Fehlen von Tracking-Mechanismen für Plastikabfälle. Das alles sorgt dafür, dass die meisten Plastikverpackungen auch in absehbarer Zukunft Wegwerfprodukte bleiben.

Die Mitarbeiter des Müllwagens sammeln den gemischten Plastik der Haushalte, um ihn zu recyclen

Ein Problem wird exportiert

Schlimmer noch: Ein Grossteil der Verpackungen, die Menschen auf der Nordhalbkugel zum „Recycling“ sammeln, werden auf die Südhalbkugel exportiert. Bis zum Verbot 2018 importierte allein China jährlich acht Millionen Tonnen Plastikmüll. Mittlerweile ist Südostasien Hauptziel der Abfallexporte. Die fehlende Infrastruktur und unklare Gesetzeslage erschweren es, den dortigen Zustrom von Müll aus dem In- und Ausland zu kontrollieren. Zur selben Zeit erschliesst die Konsumgüterbranche auf der Südhalbkugel neue Märkte, wo sie immer mehr Produkte und Einzelportionen in Einwegverpackungen verbreiten.

Plastik und der Klimawandel

Über 90 Prozent aller Kunststoffe werden aus Erdöl oder Erdgas hergestellt. Der plastikbasierte Lebensstil verursacht Treibhausgasemissionen, die das globale Ziel bedrohen, den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Gesamtemissionen der weltweiten Produktion und Verbrennung von Plastik im Jahr 2019 entsprechen denen von 189 Kohlekraftwerken. Das zeigt ein aktueller Bericht des „Center for International Environmental Law“ (CIEL) auf.

Demnach könnten Kunststoffe allein zwischen zehn und 13 Prozent des gesamten Kohlenstoffs verbrauchen, welcher uns zur Verfügung steht, um die 1,5­Grad-Zielmarke einzuhalten. Nehmen Produktion und Verbrauch von Kunststoff nicht ab, gehen bis Mitte Jahrhundert 20 Prozent des globalen Erdölverbrauchs auf das Konto von Plastik.

ExxonMobil Ölraffinerieanlage in Baytown, Texas.

Lösungen

Was also können wir tun? Als kurzfristige Massnahmen können wir unnötige Verpackungen abschaffen, die sich nicht oder nur schwer recyceln lassen, und stattdessen auf wiederverwendbare und nachfüllbare Transport- und Aufbewahrungslösungen setzen. Langfristig werden wir unsere Konsumgewohnheiten ändern müssen. Zum Beispiel, indem wir weniger verarbeitete Produkte und Fertigmahlzeiten kaufen, die so viel Verpackungsmüll verursachen.

Verkäufer und Käuferin in einen Unverpackt-Laden
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