Franziska Herren kämpft mit ihrer Trinkwasserinitiative für eine ökologische Landwirtschaft. Auch Dominik Waser, Landwirtschafts-Campaigner bei der Pestizidinitiative, widmet sich vollumfänglich einer umweltbewussten Agrarpolitik. Zwei Porträts über zwei Menschen mit einem Ziel: nachhaltigen Wandel zu initiieren.

«Unsere Steuern finanzieren Klimaschäden»

Gut gelaunt sitzt Franziska Herren mir Bildschirm zu Bildschirm gegenüber. Vor gut vier Jahren hat die Bernerin die Trinkwasserinitiative lanciert und sah sich damals mit viel Skepsis konfrontiert. Niemals würde sie es schaffen, die nötigen Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln, tönte es aus diversen Ecken. Doch die Zweifler* innen sind mittlerweile verstummt. Am 13. Juni stimmt die Schweizer Bevölkerung über die Vorlage ab.

Um die Volksinitiative zu lancieren, setzte Franziska Herren ihre Existenz, ihr eigenes Fitnessstudio, aufs Spiel. Als alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die noch in Ausbildung waren, notabene. Ein mutiger Schritt, den nicht viele wagen würden. Doch sie musste handeln, seitdem ihr vor zehn Jahren bewusst wurde, wie unvollständig und irreführend Konsument*innen über die Landwirtschaft und ihre Folgen informiert werden. «Viele denken, dass wir in der Schweiz kein Wasserproblem haben», sagt die 53-Jährige. «Das Gegenteil ist aber der Fall. Mit unseren Steuergeldern finanzieren wir eine Landwirtschaft, die von Pestiziden und Futtermitteln abhängt. Sie verschmutzt unser Trinkwasser, zerstört die Umwelt und schädigt das Klima.»

Franziska Herren setzt mit der Trinkwasserinitiative alles auf eine Karte © Christian Jaeggi

Bei einem JA zur Trinkwasserinitiative fliessen die hiesigen Steuermilliarden vollständig in eine ökologische Landwirtschaft, und die Schweiz leitet einen grundlegenden Wandel des Ernährungssystems ein. Eine nachhaltige Veränderung, gegen die Gegner*innen der Initiative scharf schiessen – so auch der Schweizer Bauernverband. Er warnt in seiner Abstimmungskampagne unter anderem, dass die Initiative viele Landwirtschaftsbetriebe in ihrer Existenz gefährde. «Dabei ist es genau umgekehrt », sagt Franziska Herren, «es ist der Bauernverband, der mit seiner Ideologie einer Landwirtschaft ohne Klima- und Umweltziele die wichtigste Existenzgrundlage der Bauernfamilien zerstört: den Boden.»

Die ehemalige Fitnesstrainerin lässt sich angesichts des Gegenwinds aber keineswegs aus dem Konzept bringen. Im Gegenteil: «Je stärker man von der Gegenseite bekämpft wird, desto genauer hat man ins Schwarze getroffen.»

Text: Danielle Müller

«Es ist einfach dumm, dass wir Gift verwenden»

Sie beschäftigen ihn intensiv: die Landwirtschaft und die planetaren Grenzen. Der Klimastreik, die Macht der Grosskonzerne und gesellschaftliche Zukunftsutopien. Oder, wie bei seinem Engagement für die Pestizidinitiative, das Wissen darum, weshalb diese Initiative «so was von grundlegend» ist.

Dominik Waser, Aktivist und vormaliger Landschaftsgärtner, unternimmt mit Blick auf die Erde lieber, was er kann, als es unversucht zu lassen. Konsequenterweise ist er ziemlich gut beschäftigt. «Ich habe die Energie, das viele Stunden am Tag zu machen», sagt er. «Ich betrachte es nicht so sehr als Arbeit, sondern als mein Leben. Mich all dem widmen zu können, ist ein Privileg.» Dieses soll auch anderen etwas nützen. Beispielsweise vermittelt er jenen Wissen, die sich bisher nicht mit grünen Themen auseinandersetzen konnten. So etwa in der Kampagnengruppe der Pestizidinitiative.

Dominik Waser widmet sein ganzes Leben einer nachhaltigen Zukunft © Dominique Meienberg

Dominik Wasers klare Meinung zum Pestizideinsatz: «Es ist einfach dumm, dass wir diese nachgewiesen giftigen Stoffe verwenden.» Ihr Einsatz in der Landwirtschaft schadet schliesslich überall: im Boden, im Trinkwasser, in unserem Essen. Aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht sei es nicht vertretbar, sie weiterhin einzusetzen. «Pestizide zerstören die Biodiversität und schaffen ein Abhängigkeitssystem der Landwirt*innen von Grosskonzernen», sagt der 23-Jährige. Denn das Gift fällt ja nicht vom Himmel, es muss stets gekauft werden. Es sei letztlich auch ein Problem mangelnder Demokratie. «Die Landwirt*innen sollten mehr Unabhängigkeit in der Herstellung ihrer Erzeugnisse haben.»

Er kann schon nachvollziehen, dass ein Verbot von Pestiziden, wie es die Initiative vorsieht, Ängste schürt. Besonders wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb jahrelang damit gearbeitet hat. Dann aber verweist Dominik Waser auf die rund 7000 Schweizer Bio-Bauernhöfe: «Wir wissen ja, dass es ohne geht. Warum machen wir es dann nicht?»

Eine Niederlage an der Urne würde die Agrarpolitik um Jahre zurückwerfen. Jahre, die wir bekanntermassen nicht mehr haben. Auch Dominik Waser würde sie lieber anderem widmen, die Liste seiner Wünsche für eine lebenswerte Zukunft ist lang. «Ich habe Bilder dieser Zukunft im Kopf. Aber es braucht ein Buch, um sie in Worte zu fassen», lächelt er.

Text: Jara Petersen

Am 13. Juni haben wir die einmalige Chance für einen agrarpolitischen Wandel, der den Begriff «Gesundheit» ganzheitlich denkt. Sowohl die Initiative für sauberes Trinkwasser als auch die Initiative für eine Schweiz ohne Pestizide verlangen einen gesunden Umgang mit der Natur, insbesondere in der Landwirtschaft. Stimme daher 2xJa.