Greenpeace Südasien hat heute einen Bericht über die Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) veröffentlicht. Der Bericht enthüllt, wie der Einsatz alternder Schiffe, die Nutzung regulatorischer Lücken und Billigflaggenpraktiken seitens MSC wiederholt zu Mängeln bei der Umweltverantwortung in Südasien geführt haben. Greenpeace fordert: MSC muss für den verursachten Schaden aufkommen.

«Below Deck: The Truth Beneath What You Sea» heisst der neueste Bericht von Greenpeace Südasien. Im Fokus steht die Schweizer Reederei MSC mit Hauptsitz in Genf. Der Bericht zeichnet nach, wie MSC zur weltweit grössten Containerschiffbetreiberin wurde, indem das Unternehmen rasch expandierte und gleichzeitig alte, gebrauchte Schiffe unter Billigflaggen auf südasiatischen Routen einsetzte, um so Kosten zu senken und die Haftung bei Zwischenfällen zu begrenzen. 

Das Unternehmen beruft sich regelmässig auf internationale Konventionen, um Entschädigungszahlungen bei Unfällen weit unter den tatsächlichen Kosten der Schäden zu begrenzen. Es nutzt bestimmte Eigentumsstrukturen, um die Haftung zu verschleiern. Und es zögert substanzielle Massnahmen hinaus, bis es von Gerichten oder unter öffentlichem Druck dazu gedrängt wird. Jüngstes Beispiel ist der Schiffbruch des Containerschiffs ELSA 3.

Der MSC-Frachter ELSA 3, ein unter liberianischer Flagge fahrendes Schiff mit bekannten Sicherheitsmängeln, sank im Mai 2025 vor der Küste von Kerala. Dadurch gelangten Öl, Chemikalien und riesige Mengen an Plastikgranulat ins Meer, die das marine Ökosystem und die Lebensgrundlage der Küstenbewohner:innen zerstörten. Am 25. September erkannte das Oberste Gericht von Kerala das Ausmass der ökologischen und wirtschaftlichen Schäden an und bestätigte die Festsetzung eines weiteren MSC-Schiffes, der MSC AKITETA II, bis zur Zahlung der Sicherheitskaution.

Angesichts der in dem Bericht festgestellten systematischen Lücken und der jüngsten Schiffskatastrophe der ELSA 3 fordert Greenpeace MSC auf, der Anordnung des Obersten Gerichts von Kerala nachzukommen und eine Entschädigungssicherheitsleistung in der Höhe von umgerechnet rund 138 Millionen US-Dollar zu zahlen. 

Ob MSC diese Entschädigung tatsächlich zahlen wird, ist nach wie vor unklar. Das Unternehmen hat dies trotz zweimaliger Nachfrage von Greenpeace Schweiz beim Hauptsitz von MSC in Genf offen gelassen. 

Zur Verantwortung ziehen

Der Bericht stellt ferner fest, dass MSC trotz seiner Verpflichtungen zu «nachhaltigem Recycling» weiterhin systematisch alte Schiffe in südasiatischen Strandwerften entsorgt, insbesondere in Indien, aber auch in Bangladesch und Pakistan, wo die Bedingungen für Arbeiter:innen und Umwelt bekanntermassen gefährlich sind.

Kürzlich kündigte MSC überdies Pläne an, zwölf Schiffe unter indischer Flagge einzusetzen. MSC-CEO Søren Toft führte mit dem indischen Premierminister Narendra Modi Gespräche während der India Maritime Week 2025. Greenpeace fordert, dass eine solche Expansion mit der strikten Einhaltung von Umwelt- und Sicherheitsnormen einhergehen muss, insbesondere angesichts der jüngsten Vorfälle von Fahrlässigkeit und ökologischen Schäden durch MSC in südasiatischen Gewässern.

«Die Massnahmen, mit denen MSC sich seiner Verantwortung entzieht, sind nun offensichtlich. Das kann in unserem Land nicht so weitergehen», sagte Amruta S.N., zuständig für die Klimakampagne bei Greenpeace Indien. «Die Anordnung des Obersten Gerichtshofs von Kerala ist ein Meilenstein in Richtung Unternehmenshaftung.»

Der Bericht verdeutlicht die globale Herausforderung für die Regierungen, da mächtige Reedereien weiterhin die sozialen und ökologischen Kosten des Seehandels auf gefährdete Küstenregionen abwälzen. Die ELSA-3-Katastrophe von 2025 könnte jedoch einen Wendepunkt markieren, wenn es gelingt, den Schweizer Schifffahrtsriesen MSC mit rechtlichen und zivilgesellschaftlichen Massnahmen zur Verantwortung zu ziehen.  


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