Der neueste Report «Banking on Climate Change» zeigt, dass die Credit Suisse und die UBS von 2016 bis 2018 zusammen rund 83,3 Milliarden US-Dollar zur Finanzierung von fossilen Brennstoffen zur Verfügung stellten. Auf die Bevölkerung der Schweiz im Jahr 2017 heruntergebrochen, entspricht das klimaschädliche Engagement der Grossbanken der letzten drei Jahre rund 9800 US-Dollar pro Kopf. Das ist mehr als in jedem anderen Land. Weiter geht aus dem Bericht hervor: Jene vier Banken, die seit dem Pariser Klimaabkommen am meisten Geld – in absoluten Zahlen – für die Finanzierung von fossilen Brennstoffen zur Verfügung stellten, haben alle ihren Sitz in den USA. JPMorgan Chase führt die Liste mit grossem Abstand an.

Heute wurde der Bericht «Banking on Climate Change – Fossil Fuel Finance Report Card 2019» veröffentlicht. Dieser deckt auf, dass 33 global tätige Banken (siehe Liste unten) von 2016 bis 2018 – also nach Annahme des Pariser Klimaabkommens – insgesamt 1,9 Billionen US-Dollar für Unternehmen zur Verfügung stellten, die fossile Brennstoffe nutzbar machen. Von den 1,9 Billionen US-Dollar gingen 600 Milliarden US-Dollar an 100 Unternehmen, die die Förderung von fossilen Brennstoffen am aggressivsten ausbauen.

Der Bericht veranschaulicht, dass die Geschäftspraktiken der untersuchten Grossbanken nach wie vor die Klimaerhitzung befeuern und das Ziel, die globale Klimaerwärmung deutlich unter 2 Grad und möglichst unter 1,5 Grad zu halten, torpedieren. Die Banken agieren in krassem Widerspruch zum jüngsten Sonderbericht über die globale Erwärmung des Weltklimarats IPCC. Dieser machte deutlich, dass wir uns dringend aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen befreien müssen, und schätzt, dass der Investitionsbedarf für saubere Energie bis 2035 weltweit 2,4 Billionen US-Dollar pro Jahr beträgt.

«Banking on Climate Change 2019» wird herausgegeben von Rainforest Action Network, BankTrack, Indigenous Environmental Network, Oil Change International, Sierra Club sowie Honor the Earth und von über 160 Organisationen, darunter Greenpeace Schweiz, unterstützt. Für die zehnte Ausgabe des Reports wurde die Untersuchung stark ausgeweitet: Erstmals wurde die Finanzierung von über 1800 Unternehmen aus den Bereichen Kohle, Öl und Gas weltweit während der letzten drei Jahren betrachtet.

Die vier grössten Unterstützerinnen von fossilen Brennstoffen sind alles US-Banken: JPMorgan Chase, Wells Fargo, Citi und Bank of America. Dabei führt JPMorgan Chase die Liste der Klimasünderinnen mit Abstand an: Seit dem Pariser Abkommen stellte JPMorgan Chase knapp 196 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung fossiler Brennstoffe bereit. Die Credit Suisse und die UBS wiederum haben in den Jahren 2016 bis 2018 zusammen 83,3 Milliarden US-Dollar für Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe aufgewendet. Die Credit Suisse steuerte über 57 Milliarden US-Dollar bei (Rang 14), die UBS fast 26 Milliarden US-Dollar (Rang 25).

«Die Schweizer Grossbanken betonen immer wieder, dass sie ihre Verantwortung bei der Bekämpfung des Klimawandels wahrnehmen und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen würden. Doch in Wahrheit finanzieren sie die Zerstörung unseres Klimas, wie der neueste Bericht aufzeigt», sagt Katya Nikitenko, Finanzexpertin bei Greenpeace Schweiz.

Auf die Bevölkerung der Schweiz im Jahr 2017 heruntergebrochen, entspricht das klimaschädliche Engagement der Grossbanken der letzten drei Jahre rund 9800 US-Dollar pro Kopf. Im internationalen Vergleich belegt die Schweiz damit den Spitzenplatz – gefolgt von Kanada, dessen Banken im gleichen Zeitraum 9200 US-Dollar pro Einwohnerin und Einwohner aufgewendet haben. In Frankreich oder Deutschland liegt der Pro-Kopf-Anteil mit 2100 US-Dollar respektive 650 US-Dollar deutlich tiefer (siehe Tabelle unten).

Im internationalen Vergleich rangieren die Schweizer Grossbanken mit ihren absoluten Aufwendungen für fossile Brennstoffe zwar nicht auf den vordersten Plätzen. Trotzdem haben ihre Geschäfte einen immensen Einfluss auf die Klimaerhitzung. Greenpeace Schweiz hat erst kürzlich aufgezeigt, dass die Credit Suisse und die UBS von 2015 bis 2017 insgesamt 12,3 Milliarden US-Dollar für 47 Unternehmen bereitstellten, die besonders dreckige, sogenannt extreme fossile Brennstoffe nutzbar machen. Dazu zählen Kohle, Öl aus Teersanden, aus der Arktis und der Tiefsee sowie Flüssiggas (LNG). Mit diesen 12,3 Milliarden US-Dollar finanzierten die Credit Suisse und die UBS total 182,9 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen.

«Hätten wir früher auf die Zahlen des aktuellen ‹Banking on Climate Change›-Reports zurückgreifen können, wären die finanzierten Emissionen noch viel höher ausgefallen», sagt Katya Nikitenko.«Die Folgen der Klimakrise werden immer spürbarer. Es ist Zeit für die Credit Suisse und die UBS, endlich die Finanzierung der Klimaerhitzung zu stoppen und sämtliche Geschäftstätigkeiten Paris-konform auszugestalten.»

 

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Die Liste der 33 analysierten Banken:

Agricultural Bank of China, China; Bank of America, USA; Bank of China, China; Bank of Montreal, Kanada; Barclays, U.K.; BBV A, Spanien; BNP Paribas, Frankreich; BPCE/Natixis, Frankreich; Canadian Imperial Bank of Commerce (CIBC), Kanada; China Construction Bank, China; Citi, USA; Crédit Agricole, Frankreich; Credit Suisse, Schweiz; Deutsche Bank, Deutschland; Goldman Sachs, USA; HSBC, U.K.; Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), China; ING, Niederlande; JPMorgan Chase, USA; Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG / Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ), Japan; Mizuho, Japan; Morgan Stanley, USA; Royal Bank of Canada (RBC), Kanada; Royal Bank of Scotland (RBS), U.K.; Santander, Spanien; Scotiabank, Kanada; SMBC Group (Sumitomo Mitsui Financial Group / SMFG), Japan; Société Générale, Frankreich; Standard Chartered, U.K.; Toronto-Dominion Bank (TD), Kanada; UBS, Schweiz; UniCredit, Italien; Wells Fargo, USA.


Finanzierung von fossilen Brennstoffen – pro Kopf (PDF)