Ob China, Arktis oder Südafrika – und vermutlich auch bei Ihnen zu Hause: PFC-Chemikalien lassen sich weltweit nachweisen. Sie gelangen in Hausstaub, Trinkwasser und Blut, weil sie in großen Mengen in der Textilproduktion eingesetzt werden. Greenpeace wollte wissen, wie viel davon in unserer Outdoor-Kleidung steckt und hat Jacken und Handschuhe ins Labor geschickt.

In allen 17 Produkten wiesen zwei unabhängige Labore per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und andere Schadstoffe nach. An neun der 17 Proben hat Greenpeace erstmals testen lassen, ob die Giftstoffe aus den Textilien auch an die Luft abgegeben werden. Auch das ist der Fall.

«Es kann nicht sein, dass die Outdoor-Branche in Katalogen mit unberührter Natur wirbt, während in den Fabriken gefährliche Chemikalien eingesetzt werden», kritisiert Chemieexperte Manfred Santen von Greenpeace. Das ist vor allem ein Problem in den Produktionsländern, aber auch bei uns sind diese Stoffe zu finden. Hinzu kommt, dass Fluorverbindungen in der Umwelt kaum abgebaut werden können.

«Es ist ein Unding, dass keine Überwachung der flüchtigen PFC stattfindet», so Santen. «Den Firmen – aber auch dem Gesetzgeber – ist bekannt, dass bei der Herstellung von wasserabweisenden Textilien überwiegend leichter flüchtige polyfluorierte Chemikalien eingesetzt werden. Doch es gibt keine Messungen. Nur wenige Labore sind überhaupt in der Lage, diese Untersuchungen durchzuführen.»

Handschuh von Mammut überschreitet gesetzlichen PFOS-Grenzwert

Neben den Ausgasungstests untersuchten die Labore auch das Material selber. Handschuhe der Marke Mammut enthielten illegale Konzentrationen der gesundheitsschädlichen Perfluorsulfonsäure (PFOS): Der Wert überschreitet den gesetzlichen Grenzwert von einem Mikrogramm pro Quadratmeter um das Neunfache. Jacken von Schöffel, Jack Wolfskin und Mammut enthielten bedenkliche Konzentrationen der giftigen Perfluoroktansäure (PFOA). Hohe Werte weiterer PFC wie Fluortelomeralkohole (FTOH) wurden in fast allen Jacken festgestellt. Spitzenreiter sind die Jacken von Adidas, Jack Wolfskin, The North Face und Salewa. Bedenklich sind auch einige Test-Ergebnisse anderer Schadstoffe, wie der hormonell wirksamen Weichmacher (Phthalate) oder Nonylphenole.

PFC lassen Wasser und Schmutz von Outdoor-Kleidung abperlen und finden sich auch in den innen liegenden wasserdichten Membranen (zum Beispiel Gore-Tex). Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen. Alternativen zu dieser schadstoffbelasteten Outdoor-Kleidung sind bereits auf dem Markt. Dazu zählen Jacken mit PFC-freien Membranen oder Imprägnierungen aus Polyester und Polyurethan. Auch diese Jacken sind winddicht, atmungsaktiv und halten einem Wolkenbruch stand. «Vor dem Kauf sollten Verbraucher prüfen, ob sie eine Jacke für den Gipfelsturm oder den Spaziergang benötigen», rät Santen. «Die schadstofffreien Jacken genügen fast immer.»

Greenpeace fordert die Outdoor-Industrie auf, konkrete Ausstiegsziele für PFC festzulegen und fluorfreie Alternativen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung gehören alle PFC auf den Prüfstand. Seit dem Start der Detox-Kampagne von Greenpeace im Jahr 2011 haben sich 17 grosse Textilmarken verpflichtet, bis zum Jahr 2020 auf gefährliche Chemikalien zu verzichten.