In vielen wasserdichten Outdoor-Kleidern verbergen sich potenziell gefährliche Chemikalien. Diese verseuchen nicht nur die Gewässer in den Herstellungsländern, sie gelangen auch hier in die freie Natur. Um die Tragweite dieses Problems zu erfassen, haben sich Greenpeace-Expeditionen auf den Weg in die entlegensten Winkel der Erde gemacht – auch in der Schweiz.

Wie unberührt ist diese Landschaft tatsächlich? Greenpeace-Expedition im Sibillini-Nationalpark in Italien © Greenpeace / Roberto Isotto

Vor vier Jahren begann Greenpeace damit, die Bekleidungsindustrie zur Entgiftung zu bewegen. Die Detox-Verpflichtung ist mittlerweile für Textilien zum Industriestandard geworden, und die beteiligten Firmen verweisen mit einigem Stolz auf ihr Mitmachen. Nun ist es an der Zeit, eine weitere Branche aufzurütteln: die Outdoor-Bekleidungsindustrie.

Chemie für jedes Wetter

In den Jahren 2012 und 2013 konnte Greenpeace Deutschland anhand von Untersuchungen nachweisen, dass die meisten Unternehmen der Outdoor-Branche sogenannte per- und polyflourierte Chemikalien (PFC) verwendeten, um ihre Outdoor-Bekleidung wasserdicht zu machen. Auch Textilien Schweizer Hersteller waren betroffen.

PFC sind langlebige Substanzen, die sich in unserem Trinkwasser und unserer Nahrung ansammeln. Hohe Konzentrationen von PFC werden mit einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang gebracht – etwa Hormonstörungen und Auswirkungen auf das Reproduktions- und Immunsystem.

Sieben Expeditionen

Im Mai und Juni dieses Jahres suchten Greenpeace-Teams, teils in Zusammenarbeit mit alpinen Vereinigungen oder freiwilligen Gruppen, sieben abgelegene Gegenden auf, um Wasser- und Schneeproben zu sammeln und auf PFC-Rückstände zu untersuchen. Ziel dieser Expeditionen ist es zu zeigen, wie weit verbreitet das Problem der Verschmutzung mit PFC ist und dass auch fernab aller Zivilisation und schmutzigen Industrien gelegene Gebiete bereits davon betroffen sind.

PFC können jahrelang in der Umwelt überdauern und zukünftige Generationen werden ihnen via verseuchtes Wasser, kontaminierter Luft und Nahrung weiterhin ausgesetzt sein. Bereits sind diese Chemikalien in den Tiefen der Ozeane, auf Berggipfeln und in lebenden Organismen anzutreffen.

Mitte Juni hat eine Expedition im hintersten Winkel des Schweizerischen Nationalparks Proben entnommen. In China führte Greenpeace Ostasien eine Expedition zu den Haba-Schneebergen durch; Greenpeace Italien tat dasselbe im Sibillini-Nationalpark im Apennin, Greenpeace Zentral- und Osteuropa in der hohen Tatra in der Slowakei und Greenpeace Russland in den goldenen Bergen des Altai in Russland.

In Chile hat Greenpeace Andino Proben gesammelt in der überwältigenden Berglandschaft der Torres del Paine in Patagonien. In Nordeuropa untersuchte Greenpeace den Treriksroset; die Stelle, wo Norwegen, Schweden und Finnland aneinanderstossen.

Besorgte Wissenschaft

Die Problematik der PFC wird auch der Wissenschaft zunehmend bewusst. Am 1. Mai dieses Jahres verabschiedeten mehr als 200 Wissenschafter aus 38 Ländern die sogenannte «Erklärung von Madrid», in der sie ihrer Besorgnis über die PFC Ausdruck geben und verlangen, dass Produktion und Gebrauch solcher Stoffe eingeschränkt werden.

Es ist an der Zeit, dass sich auch die Konsumenten einschalten. Wir brauchen strengere Vorschriften zum Schutz von Umwelt und menschlicher Gesundheit. Es reicht nicht, bloss einzelne Substanzen zu kontrollieren, wie das heute auf internationaler Ebene geschieht. Greenpeace fordert, dass die gesamte Gruppe der PFC verboten und durch sicherere Alternativen ersetzt wird.

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