Detailhändler vernichten in der Schweiz grosse Mengen an unverkauften Waren. Sie berichten aber nicht transparent darüber, wie viele neue Kleider, Kameras und andere Gadgets zerstört werden. Greenpeace-Aktivist:innen dokumentieren ausserdem, wie Digitec Galaxus neue Produkte vernichtet. Von 25 bestellten und retournierten Produkten zerstörte der Händler sechs. Wir fordern vom Detailhandel, keine neuen Produkte mehr zu vernichten und transparent über ihren Umgang mit unverkauften Waren zu informieren. Schau dir das Video an und erfahre mehr. 

Die Reise von Toaster Ursina und anderen Produkten

Das ganze Youtube-Video mit mehr Infos findest du hier.

Was geschieht mit retournierten Toastern, Radios, Netzwerkkameras und Tastaturen? In Gesprächen mit eine:m Digitec-Galaxus-Mitarbeitenden hatte ein:e Greenpeace-Aktivist:in erfahren, dass retournierte Elektrogeräte mit einem Warenwert von weniger als 50 Franken meistens nicht wieder verkauft werden. Um das zu verifizieren, haben Greenpeace-Aktivist:innen 25 Produkte unter 120 Franken bei Digitec Galaxus bestellt. Sie versahen die Produkte mit einem Tracker und retournierten sie. Sechs Produkte, ein Radio, eine Tastatur/Computermaus, zwei verschiedene Toaster und zwei identische Netzwerkkameras, landeten kurz nach der Retournierung in einem Recyclingcenter – wo sie danach zerstört wurden. 

Um herauszufinden, ob auch andere Detailhändler unverkaufte Textilien, Toaster und Tastaturen zerstören, haben wir Fragen an acht Detailhändler geschickt. Unter den Befragten sind einerseits die drei grössten Fast-Fashion-Unternehmen im Schweizer Markt, H&M, Inditex (dazu gehören u.a. Zara und Massimo Dutti) und Zalando. Andererseits haben wir Apple, Competec (brack.ch), Digitec Galaxus, Fust und Interdiscount befragt. Mehr Infos zu unseren Untersuchungen hier. Sieben der acht Detailhändler haben unsere Fragen (teilweise) beantwortet. Bei der Auswertung der Antworten wurde klar: 

Detailhändler vernichten grosse Mengen an Neuwaren. Das lässt sich trotz vieler fehlender Informationen feststellen. Vernichten oder zerstören bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Wert des Produkts abnimmt, also Downcycling, Recycling, Verbrennung oder Deponierung.

Fust beispielsweise sagt, 40 Prozent ihrer unverkauften Neuwaren gingen an Entsorgungsunternehmen. Das sind über 268 Tonnen pro Jahr. Digitec Galaxus, Competec und Interdiscount beantworteten die Frage nach der Gewichtsangabe der unverkauften Waren nicht, so dass wir unsere eigenen Schätzungen vornehmen mussten.

Die Unternehmen zu vergleichen, ist nicht einfach: So verkaufen beispielsweise manche durch Kund:innen retournierte Produkte als «geprüfte und gebrauchte» Produkte selber wieder, während andere Dritte damit beauftragen.

Hilfsorganisationen, Second-Hand-Märkte und Mitarbeitende

Die Fast-Fashion-Unternehmen H&M, Inditex (u.a. Zara und Massimo Dutti) und Zalando geben unverkaufte Produkte nach eigenen Angaben an Hilfsorganisationen, Outlets und Recycling-Organisationen ab. Zalando beispielsweise verkauft angeblich zwei Drittel der Retouren des Onlinehandels via Outlets. Der Rest gehe an Hilfsorganisationen, Grossisten oder Recycling- und Entsorgungsunternehmen.

Digitec Galaxus, Interdiscount, Fust, Competec (brack.ch) geben unverkaufte Waren nach eigenen Angaben entweder an Organisation zur Wiederverwendung, verkaufen sie selber aus «zweiter Hand», retournieren sie an die Zulieferer, geben sie an Mitarbeitende ab oder schicken sie ins Recycling. Interdiscount beispielsweise sagt, 94% der unverkauften Waren gingen an die Zulieferer zurück. Der Rest gehe an die Mitarbeitenden. 

Alle befragten Detailhändler geben prozentual gesehen den grössten Teil der unverkauften Ware an Dritte ab. Alles gut also? Leider nicht. Die Mehrheit verlangt von den Empfängern der Ware keinerlei Nachweis darüber, was mit diesen geschieht. Ziehen sie sich also einfach aus der Verantwortung, indem sie die Produkte an Dritte abgeben?

Besonders intransparent: Digitec Galaxus

Besonders mit Intransparenz glänzt der grösste Onlinehändler der Schweiz, Digitec Galaxus. Obwohl Digitec Galaxus sich in seiner Werbung transparent gibt, verweigerte der Händler bei diversen Fragen die Antwort. Der Onlinehändler kommunizierte weder die Anzahl unverkaufter Artikel, noch deren Masse in Kilogramm oder den betroffenen Umsatz. Der Anteil unverkaufter Produkte liege aber «im Promillebereich». 

Hinzu kommt: Bei fast der Hälfte der 6,3 Mio. Produkte, die Digitec Galaxus verkauft, hat der Onlinehändler keine Kontrolle über Lieferung und Retouren. Was mit den unverkauften Waren geschieht, ist gänzlich unbekannt. Über 6’000 Personen haben eine E-Mail an Digitec Galaxus geschickt und gefordert, dass der Onlinehändler keine Neuwaren mehr vernichtet und transparent kommuniziert.

Keine Zerstörung von neuen Waren

Es ist absolut inakzeptabel, dass Detailhändler neuwertige Waren zerstören. Sie verschwenden damit nutzlos Rohstoffe, Arbeit und Emissionen. Wir fordern darum von den Detailhändlern in der Schweiz, allen voran Digitec Galaxus, dass sie: 

  • keine brauchbaren unverkauften Produkte mehr vernichten, weder direkt noch indirekt. 
  • die direkte Wiederverwendung, Reparatur und Instandsetzung dem Recycling konsequent vorziehen. 
  • transparent darüber informieren, wie sie mit Retouren und unverkauften Lagerbeständen umgehen.
  • sicherstellen, dass ihre Geschäftspartner die gleichen Prinzipien befolgen.