Adrian Hüttenmoser (34) ist seit dem Start der Greenpeace-Schifftour «Stop Risking Europe» an Bord des Greenpeace-Schiffs «Beluga II». Im Interview erzählt er vom Leben auf dem Wasser und von den Begegnungen mit der Basler Bevölkerung.

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Adrian Hüttenmoser (mit Transparent) protestiert zum Start der Greenpeace-Schiffstour «Stop Risking Europe» am Tschernobyl-Jahrestag 2014 gegen den Uralt-Meiler Fessenheim in Frankreich. © Markus Herb / Greenpeace

 Greenpeace: Adrian, seit einer Woche bist du an Bord des Greenpeace-Schiffs Beluga. Wie lebt es sich auf dem Wasser, wie ist die Stimmung?

Adrian Hüttenmoser (34) ist seit dem Start der Greenpeace-Schifftour «Stop Risking Europe» an Bord des Greenpeace-Schiffs «Beluga II». Im Interview erzählt er vom Leben auf dem Wasser und von den Begegnungen mit der Basler Bevölkerung.


Adrian Hüttenmoser (mit Transparent) protestiert zum Start der Greenpeace-Schiffstour «Stop Risking Europe» am Tschernobyl-Jahrestag 2014 gegen den Uralt-Meiler Fessenheim in Frankreich. © Markus Herb / Greenpeace

 
Greenpeace: Adrian, seit einer Woche bist du an Bord des Greenpeace-Schiffs Beluga. Wie lebt es sich auf dem Wasser, wie ist die Stimmung?

Adrian Hüttenmoser: Die Stimmung ist sehr gut, Schifftage sind anstrengend, aber wir sind gut organisiert. Gestartet sind wir am Tschernobylgedenktag vor dem maroden AKW Fessenheim in Frankreich, das wegen technischer Probleme im Moment abgeschaltet ist. Wir haben da das erste mal unser Banner «Stop Risking Europe» gehisst und auch mit Schlauchbooten und an Land gegen die Uralt-AKW in Europa protestiert. Seit Sonntag liegen wir nun an der Schifflände in Basel.

Die Crew und die Freiwilligen essen und übernachten an Bord. Die Verhältnisse sind ja doch recht eng. Wie funktioniert das?

Es stimmt schon, dass es eng ist. Die 5-köpfige Crew hat ihre Kabinen für sich, sie sind während der ganzen Tour und somit am längsten an Bord und brauchen deshalb Privatsphäre. Die meisten Freiwilligen sind hingegen nicht länger als eine Woche bei uns. Deshalb übernachten wir in dem Raum, wo tagsüber unser Kino- und Ausstellungssaal ist, mit Schlafmatten am Boden. Natürlich müssen wir uns arrangieren, das klappt jedoch bestens. Am Abend gehen wir meist auch noch an Land uns etwas die Füsse vertreten.

Wie sieht denn euer Tagesprogramm aus?

Die Crew steht morgens um 6 Uhr auf. Es gibt einiges zu tun auf dem Schiff. Zum Beispiel putzen. Wir haben ja viel Besuch auf dem Schiff und da ist es wichtig, dass täglich alles gründlich gereinigt wird. Die Freiwilligen schlafen etwas länger, so lange es die Ruhe zulässt. Zwischen 8 und 9 essen wir gemeinsam Frühstück und der Tag beginnt. Zu Beginn der Woche hatten wir vor allem geschlossene Anlässe. Schulungen unserer Dialoger, Führungen für Freiwillige, Medien und GönnerInnen. Seit Donnerstag machen wir auch für die Öffentlichkeit Führungen und es kommen 300 bis 400 Menschen täglich. Wir haben permanent Leute auf dem Schiff, teilweise bis zu 40 gleichzeitig.

Woran sind die Leute dabei insbesondere interessiert?

Das ist sehr unterschiedlich. Kinder interessieren sich vor allem für das Schiff an sich. Wie hoch die Masten sind, wie man sie aufrichtet und wieder runternimmt, wie die Steuerung funktioniert – oder sie malen Fahnen mit ihren Wünschen an die Zukunft. Diese hängen wir an den Masten entlang auf. Erwachsene wollen meist mehr über den Zustand der Uralt-AKW wissen. Es kommen aber auch viele Leute vorbei, die schon lange selber gegen AKW kämpfen, zum Teil schon seit Kaiseraugst. Von ihnen werden wir sehr herzlich empfangen und kriegen interessante Geschichten zu hören, von denen wir auch lernen können. Und schliesslich gibt es auch Leute, die uns Geschenke vorbeibringen: Wir wurden schon mit Blumen und Basler Läckerli beglückt.

Apropos Läckerli, habt ihr eine voll funktionsfähige Küche an Bord?

Ja klar, auch wenn wir hier ebenfalls nicht gerade reich mit Raum beschenkt sind. Dafür ist alles sehr funktional und natürlich seetüchtig eingerichtet. Die Pfannen werden beispielsweise auf dem Herd festgemacht, sodass sie bei Wellengang nicht runterrutschen können. Das Essen ist vielfältig. Gestern habe ich gekocht, Bio-Risotto. Und das schmeckt offenbar anders als in Deutschland oder Frankreich. Überhaupt ist der Austausch über die Ländergrenzen hinweg sehr interessant, es gibt einen grossen Erfahrungsaustausch – die Uralt-AKW betreffen uns ja alle, eben auch über Landesgrenzen hinweg.

Noch bis Sonntagabend kann man euch an Bord der Beluga in Basel besuchen, am Montag legt ihr ab. Wohin geht die Reise?

Wir fahren den Rhein runter, nächste Station ist Breisach, wo wir am 6. Mai anlegen werden. Ich freue mich sehr, ich bin mit Schiffen aufgewachsen, schon als kleines Kind habe ich auf den Schwimmwesten in der Jolle meiner Eltern bestens geschlafen, auch heute noch fühle ich mich auf dem Wasser wie zuhause. Ab Breisach mache ich Platz für neue Leute. Die Tour geht ja noch bis zum 22. Juni, wo sie nach Plan in Wesel, in Nordrhein-Westfalen, enden wird.

Adrian Hüttenmoser (34) arbeitet bei Greenpeace als Ausbildner für Direct Dialoger, also jener Leute, die auf der Strasse mit Mitgliedern und Bevölkerung in direkten Kontakt treten. Hüttenmoser begann 2008 bei Greenpeace als Freiwilliger.

Open Boat Days auf dem Greenpeace-Schiff Beluga
an der Schifflände Basel 
Samstag 3. Mai noch bis 18 Uhr
Sonntag 4. Mai 14 – 18 Uhr sowie früher spontan nach Möglichkeit

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> Die Schiff-Ausstellung zu europäischen Uralt-AKW online anschauen

> Die Aussen-Ausstellung zu europäischen Uralt-AKW online anschauen

> Lerne mehr über die Gefahren für die Schweiz und Europa

 

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