Der grösste Fluss Indonesiens versorgt Millionen Menschen mit Trinkwasser – und ist eine fliessende Mülldeponie. Auch die Textilindustrie vergiftet diese Lebensader. Die Detox-Kampagne von Greenpeace hat dazu eine neue Untersuchung vorgelegt.

Der grösste Fluss Indonesiens versorgt Millionen Menschen mit Trinkwasser – und ist eine fliessende Mülldeponie. Auch die Textilindustrie vergiftet diese Lebensader. Die Detox-Kampagne von Greenpeace hat dazu eine neue Untersuchung vorgelegt.

Donnerstag, 25. April 2013

Industrielles Abwasser aus einer Textilfabrik in Indonesien.
© Greenpeace/ Andri Tambunan

 

Der Fluss Citarum ist eine der Lebensadern von West-Java in Indonesien. 25 Millionen Menschen beziehen daraus ihr Trinkwasser und nutzen das Flusswasser zum Waschen und Bewässern der Reisfelder und Farmen. Doch wo früher Menschen badeten, fliesst heute die reinste Mülldeponie flussabwärts. Hunderte Textilfabriken verseuchen den Fluss mit zum Teil völlig unbehandelten Abwässern. An einem Standort hat Greenpeace jetzt alkalische Abwässer nachgewiesen, die stark ätzend auf die menschliche Haut wirken und Wasserlebewesen töten.

Der von Greenpeace-Experten in Indonesien untersuchte Standort gehört zum Unternehmen PT Gistex. Hier werden Stoffe gefärbt, bedruckt und gewaschen. In Abwasserproben hat Greenpeace neben den akut gefährlichen hohen pH-Werten langfristig hormonschädigendes Nonylphenol und hochgiftiges Tributylphosphat sowie eine hohe Konzentration von krebserregendem Antimon gemessen. 

Brooks Brothers – eine Marke, die 39 von 44 US-Präsidenten eingekleidet hat (darunter auch Präsident Obama) – räumte gegenüber Greenpeace geschäftliche Verbindungen zu Teilen der PT Gistex Gruppe ein. Geschäftsbeziehungen mit PT Gistex unterhalten auch Adidas und H&M. Das Deutsch-Schweizer Unternehmen Charles Vögele, an dem Migros beteiligt ist, wird ebenfalls auf der Website von PT Gistex als Kunde aufgeführt (Stand: 1. März). Die Schweizer Unterwäsche-Firma Triumph streitet auf Anfrage jegliche Geschäftsbeziehung mit PT Gistex ab.

Für die schönen Kleider, die weltweit in den Schaufenstern hängen, werden in Indonesien Gewässer verschmutzt und Mensch und Umwelt bedroht“, sagt Ahmad Ashov Birry, Chemie-Kampaigner von Greenpeace in Jakarta. „Modemarken müssen die Detox-Vereinbarung mit Greenpeace unterzeichnen und ihre Produktion entgiften.“ Mit der internationalen Detox-Kampagne (www.greenpeace.de/detox) hat Greenpeace bereits 17 grosse Textilhersteller – von Levi’s über Zara bis Valentino – von einer zukünftig giftfreien Modeproduktion überzeugt. 

Grosse Modemarken und ihre Zulieferer wie PT Gistex machen sich in Ländern wie Indonesien die laschen Umweltauflagen zu Nutze. Die Verwendung und Freisetzung von Chemikalien wird gesetzlich kaum reguliert. Menschen, die am und vom Fluss leben, wissen meistens nicht, mit welchen gesundheitsschädlichen Substanzen sie in Berührung kommen. Für die Regierung zählen vor allem wirtschaftliche Interessen:  Indonesien zählt heute zu den zehn grössten Textil-Exportländern der Welt. 2010 hatte Kleidung einen Anteil von 8,9 Prozent am Gesamtexport des Landes. 

Donnerstag, 25. April 2013

Industrielles Abwasser aus einer Textilfabrik in Indonesien.

© Andri Tambunan / Greenpeace

Greenpeace fordert mit der Veröffentlichung des Reports «Polluting Paradise» Textilunternehmen auf, Verantwortung für die Umweltverschmutzung durch ihre Lieferanten zu übernehmen. Gefährliche Chemikalien müssen sofort auf der Textilherstellung verbannt werden. Flüsse, wichtige Lebensadern für Millionen Menschen, dürfen nicht zur privaten Abwasserkanalisation der Textilindustrie verkommen.

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