Dienstag, 19. März 2013

Davos, 25. Januar 2013: Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten besetzen Shell-Tankstelle. © Greenpeace / Jacob Balzani Lööv

Das US-Innenministerium stellt dem Arktis-Projekt des Ölkonzerns Shell ein mieses Zeugnis aus. Eine nach einer Serie von Pannen notwendig gewordene sechzigtägige Untersuchung offenbart: Shell ist nicht dazu in der Lage, in der Arktis sichere Ölbohrungen durchzuführen.

Der Bericht deckt auf, dass der Ölkonzern sein Arktis-Projekt trotz Kenntnissen über technische Mängel vorangetrieben hat. Das US-Innenministerium stellt fest, dass Shell sein Bohrprogramm in der Arktis im letzten Jahr «mit substantiellen Unsicherheiten über entscheidende Systeme wie das ACS (Sicherheitsbehälter zum Auffangen von Öl nach einem Unfall) und die Kontrolle der Luftschadstoffemissionen» aufgenommen hat. Shell ist den Planungsmängeln demnach mit improvisierten Massnahmen begegnet.

Der Bericht findet zunächst zwar lobende Worte für Shells Wettervorhersagesystem, fügt aber einschränkend hinzu, dass das System die Havarie der Bohrplattform Kulluk nicht verhindern konnte. Dadurch ist die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt ein Wettervorhersagesystem gibt, das das Risiko für Arbeiten im Arktischen Ozean effektiv verringern könnte – geschweige denn vermeiden.

Die US-Regierung hatte sich zu einer erneuten Überprüfung des Arktis-Projekts von Shell entschieden, nachdem sich die Bohrinsel Kulluk am Silvesterabend 2012 bei schwerer See von ihrem Schlepper losgerissen hatte und auf Grund gelaufen war. Bereits im Juli hatte sich auch das Bohrschiff Noble Discoverer von seinem Ankerplatz gelöst und war vor der Küste Alaskas gestrandet. Eine behördliche Inspektion des Schiffes im November förderte mehr als ein Dutzend Mängel zutage. Beide Bohreinheiten sollen nun in Werften in Asien repariert werden.

2012 konnte Shell in der Arktis nur oberflächliche Bohrungen durchführen, da die zuständigen US-Behörden die Genehmigung für Bohrungen in ölführende Schichten nicht erteilt hatten. Nach dem für ihn völlig missratenen Jahr 2012 hat der Konzern kürzlich erklärt, 2013 auf weitere Bohrungen in der Arktis zu verzichten. Das Unternehmen will jedoch zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu Bohrungen in die Arktis zurückkehren. Greenpeace verlangt von US-Präsident Obama, endlich ein Machtwort zu sprechen und Shells Arktis-Projekt endgültig zu stoppen. Mit einer Protestmail an Obama können Sie diese Forderung unterstützen.

Die Faktenlage nach der Bewertung durch das US-Innenministerium lässt Präsident Obama eigentlich keine andere Wahl: Er muss jetzt ein Verbot gegen Ölbohrungen in der Arktis aussprechen. «Durch das ganze Shell-Bohrprogramm zieht sich eine Serie schwerwiegender Fehler und Unfälle. US-Präsident Barack Obama muss jetzt daraus die Konsequenzen ziehen und jegliche Ölbohrungen in der Arktis verbieten. Nur so kann dieses sensible Ökosystem dauerhaft geschützt werden», sagt Greenpeace-Ölexperte Jörg Feddern.

 

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