Montag, 4. Juni 2012

© Greenpeace / Ivan Suta

Wilde Trommelrhythmen heute in Zürich: Zwei Wochen vor Beginn des UNO-Umweltgipfels Rio+20 haben Greenpeace Schweiz, die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und das Klimacamp heute zu einer Kundgebung für den Amazonas aufgerufen. Mit einem friedlichen Demonstrationszug und anschliessendem Trommelkonzert (von «Oficina de Percussão», «Zussamba» und «Rhythm Family») haben mehrere hundert Menschen auf der Zürcher Rathausbrücke darauf aufmerksam gemacht, dass die grüne Lunge der Erde durch die Veränderungen im brasilianischen Waldgesetz in akute Gefahr geraten ist.

 

In knapp zwei Wochen findet der UNO-Umweltgipfel Rio+20 statt, wo sich Brasilien als grüner Gastgeber profilieren will. Doch in Wirklichkeit ist die brasilianische Regierung derzeit im Begriff, den Schutz des Amazonas – des grössten Regenwaldes der Welt – durch folgenschwere Änderungen des Waldgesetzes massiv zu schwächen. Präsidentin Dilma Rousseff hat vor dem Druck des Agrarsektors kapituliert und nur ein sehr schwaches Teilveto gegen das neue Waldgesetz eingelegt. Sie liess sogar die Amnestie–Klausel zu, welche zur Folge hat, dass ein Grossteil der illegalen Abholzung vor 2008 nicht mehr bestraft wird und auch nicht wieder aufgeforstet werden muss. So entsteht ein Anreiz, weiterhin illegal abzuholzen. Dilma billigte zudem, dass der Anteil Wald, der auf einem Grundbesitz geschützt werden muss, in einigen Bundesstaaten von 80 % auf 50 % reduziert werden kann.

«Wenn die grüne Lunge der Erde zerstört wird, geht uns das alle etwas an», sagt Mirjam Kopp von Greenpeace. «Im Kampf gegen den Klimawandel ist die Erhaltung des Amazonas-Regenwaldes absolut erforderlich». Brasilien hat sich in den letzten Jahren durch seine Entwaldungsrate zum viertgrössten CO2-Emittenten der Welt entwickelt. Fast 18 % seiner tropischen Regenwälder sind in den vergangenen vierzig Jahren verschwunden. Brasilien hatte versprochen, den Treibhausgasaustoss bis 2020 um 40 % zu reduzieren. Mit den schwerwiegenden Veränderungen am Waldgesetz kann dies kaum eingehalten werden.

Brasilien investiert in riesige Dämme und Strassen und will über gewaltige Regenwaldgebiete Rohstoffe abbauen. Christoph Wiedmer, GfbV-Geschäftsleiter, sagt dazu: «Die Situation ist äusserst besorgniserregend. Es darf nicht sein, dass die Indigenen – allen voran die Unkontaktierten – die Leidtragenden einer vermeintlich nachhaltigen Entwicklung sind.»

Nun braucht es die Umsetzung der Rechte der indigenen Völker und einen Entwaldungsstopp. Nur so kann der Amazonas als Lebensraum erhalten bleiben und seine wichtige Rolle für das Klima erfüllen. Deshalb hat Greenpeace in Brasilien eine Volksinitiative für ein Null-Entwaldungsgesetz gestartet, welches schon von über 300’000 Brasilianerinnen und Brasilianern unterzeichnet wurde. Die Veranstalter der heutigen Trommeldemo fordern die Schweizer Regierung auf, Dilma Rousseff während Rio+20 nahezulegen, diese Volksinitiative zu unterstützen statt eine massive Schwächung des Waldgesetzes zuzulassen.

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