Die industrielle Abholzung in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ist weiterhin völlig ausser Kontrolle. Anhaltende soziale Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Vorfälle wie Vergewaltigungen und brutale Gewalttaten veranlassten Greenpeace International im April 2011 beim Forest Stewardship Council (FSC), dem Label für die Sicherstellung nachhaltiger Forstwirtschaft mit Sitz in Bonn, eine sogenannte «FSC Policy of Association» Beschwerde einzulegen aufgrund der FSC Lizenzvergabe an die Holzfirma Sodefor und deren Muttergesellschaft, der Nordsudtimber-Gruppe aus Lichtenstein(NST) (an welcher auch die Schweizer Firma Precious Woods eine Minderheitsbeteiligung innehat).

Die industrielle Abholzung in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ist weiterhin völlig ausser Kontrolle. Anhaltende soziale Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Vorfälle wie Vergewaltigungen und brutale Gewalttaten veranlassten Greenpeace International im April 2011 beim Forest Stewardship Council (FSC), dem Label für die Sicherstellung nachhaltiger Forstwirtschaft mit Sitz in Bonn, eine sogenannte «FSC Policy of Association» Beschwerde einzulegen aufgrund der FSC Lizenzvergabe an die Holzfirma Sodefor und deren Muttergesellschaft, der Nordsudtimber-Gruppe aus Lichtenstein(NST) (an welcher auch die Schweizer Firma Precious Woods eine Minderheitsbeteiligung innehat).

Montag, 23. April 2012

© Greenpeace / Philip Reynaers

Laut seinem Selbstverständnis steht der FSC für gesunde Wälder und das Wohl der Menschen vor Ort und sollte sich gemäss eigener Richtlinien von Unternehmen, die in Verbindung zu Menschenrechtsverletzungen stehen, distanzieren. Trotzdem ließ der FSC Ende März nach Abschluss des Beschwerdeprozesses verlauten, dass man sich nicht von NST trennen werde. Diese skandalöse Entscheidung ist für die Glaubwürdigkeit des FSC ein enormer Rückschritt.

Sodefor ist das grösste Unternehmen mit Lizenz zur Holzgewinnung in der DRK. Greenpeace hat in den vergangenen Jahren wiederholt über Sodefors Verwicklungen in soziale Konflikte und illegale Abholzung berichtet. Das Unternehmen ignoriert Bodenrechte der lokalen Bevölkerung, bleibt Steuerzahlungen schuldig und kommt seinen sozialen Verpflichtungen wie dem Bau von Schulen und Krankenhäusern nicht nach.

In der DRK sind Proteste gegen ein Holzgewinnungsunternehmen wie Sodefor jedoch sehr riskant, da man jederzeit befürchten muss, dass Polizei oder Militär gerufen werden. Das mussten 2006 die Bewohner des Dorfes Mbelo am eigenen Leib erfahren. Im Zuge der Intervention kam es Berichten zufolge zu 38 Vergewaltigungen sowie Plünderungen und Verwüstungen. 37 Dorfbewohner wurden verhaftet; mutmaßlich wegen während der Haft zugefügten Verletzungen kam es zu einem Todesfall. Ein weiterer derartiger Vorfall ereignete sich 2010 nach Protesten in der Gemeinde Bokongo. Im Zuge des Eingreifens der Polizei gab es Menschenrechtsverletzungen, der 72-jährige George Nkaka starb. Noch im vergangenen Februar kam es laut Berichten zu willkürlichen Verhaftungen bei Bongonde nach Protesten gegen Sodefor. Dies sind nur einige wenige Beispiele.

Montag, 23. April 2012

© Greenpeace

 

Greenpeace forderte den FSC auf, sich unverzüglich von Sodefor/NST zu trennen und dem Unternehmen die FSC Lizenzen zu entziehen; Greenpeace beruft sich dabei auf die FSC eigenen «Policy of Assosciation» Richtlinien.

FSC hat hingegen entschieden, sich nicht von Sodefor zu trennen, sondern einen Prozess in Gang zu bringen, um eine Verhaltensänderung bei der Firma zu erreichen und sicherzustellen, dass Sodefor alle Bedingungen des FSC erfüllt, eingeschlossen die «Policy of Association» Auflagen.

Klingt doch vernünftig? – Nein, FSC gewährt immer mehr Firmen wie Sodefor Lizenzen in der Annahme, dass diese Firmen irgendwann in der Zukunft echt sozial und ökologisch nachhaltig operieren werden. Konsumenten hingegen gehen davon aus, dass  sie mit dem Kauf eines FSC zertifizierten Produktes eine Garantie für heute echt nachhaltig erwirtschaftetes Holz erhalten.

Die Glaubwürdigkeit des FSC steht ernsthaft auf dem Spiel. Der Beschwerdevorgang im Fall von Sodefor nahm fast 11 Monate in Anspruch; eigentlich sollte er nur drei Monate dauern. Währenddessen gingen die Menschenrechtsverletzungen weiter. Laut dem zuständigen Ausschuss hatte man «weder Zeit noch Ressourcen genug, um umfangreiche Untersuchungen vor Ort anzustellen» und konnte auch Vorwürfe bezüglich Verstössen gegen die Rechte der Arbeiter nicht verifizieren.

Auch die zuständige Zertifizierungsfirma Rainforest Alliance/Smartwood hat geschlampt. Ihre Zulassung sollte suspendiert werden  – dies empfiehlt auch der Beschwerde-Ausschuss.

Eine weitere FSC Beschwerde von Greenpeace, eingereicht im November 2011, ist gegen die Danzer Gruppe hängig. Wiederum wegen Verwicklung in massive Menschenrechtsverletzungen ihrer Ende Februar 2012 verkauften Tochtergesellschaft Siforco. Die Unternehmensverantwortung für die Vorkommnisse im Mai 2011 lassen sich nicht verkaufen. FSC muss dem Rechnung tragen.

Der FSC sollte Lizenzvergaben für die industrielle Holzgewinnung im Kongobecken aussetzen. Zuerst sollten die Missstände behoben werden. Es muss auch sichergestellt werden, dass die örtlichen Gemeinden angemessen entschädigt und ihre Rechte respektiert werden.


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