Auf dem Basler Münsterplatz haben Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten ein riesiges Hodler-Gemälde aus Sägemehl erstellt. Was das mit der Erkältung unserer Wald-Campaignerin und unserer wichtigsten Versicherung gegen den Klimakollaps zu tun hat, erzählt Claudine Gubelmann-Largo gleich selbst

Es ist 8.08 Uhr und ich sitze im Zug Richtung Basel. Meine Nase trieft, ich zücke einmal mehr mein Nastüechli und ärgere mich über meinen Schnupfen. Doch dieser hat genau genommen viel mit unserer heutigen Mission zu tun, welche mir einen freudigen Schauer über den Rücken laufen lässt. Mit einer künstlerischen Aktion setzt Greenpeace heute ein Zeichen für den Schutz der borealen Wälder. Dabei wird eine Firma angeprangert, die massgeblich mitverantwortlich ist für die Zerstörung der schönen schützenswerten Nadelwälder des Nordens.

Als ich auf dem Basler Münsterplatz ankomme, sind um die 20 Aktivistinnen und Aktivisten bereits rege beschäftigt mit der Installation des Kunstobjektes. Eine Herkulesarbeit; sollen doch rund 700 kg Sägemehl aus Schweizer Sägewerken zu einem leicht abgeänderten Ferdinand-Hodler-Gemälde gestreut werden. Hodlers prominenter Holzfäller soll dabei symbolisch für die heutige Holzindustrie stehen, die alles andere als traditionell agiert und im grossen Stil schützenswerte nördliche Waldgebiete abgeholzt.

Der Geruch des Sägemehls erinnert mich an ein weniger idyllisches Bild: riesige Flächen frisch gerodeten Waldes in Skandinavien. Darunter alte schützenswerte Bäume, welche bei uns als Einwegprodukte in den Regalen landen. Beherzt schneuze ich in mein Nastüechli und beobachte weiter die eifrigen AktivistInnen bei der Arbeit.

Rund 2000 Liter Sägemehlstreuarbeit später ist es vollbracht. Hodlers Holzfäller schwingt brutal seine Kettensäge. Etwas später wischen Aktivistinnen und Aktivisten einen Teil des Gemäldes weg und decken auf, wer im Norden schützenswerte Wälder wegwischt: Tempo.

Fast 21 Kilogramm Hygienepapierprodukte wie Nastücher, Haushalt- oder WC-Papier verbrauchen Herr und Frau Schweizer im Durchschnitt pro Jahr – weit mehr als der europäische Durchschnitt von 16 Kilogramm. Das Problem dabei: Der Rohstoff für die Herstellung dieser Produkte ist im Fall des Tempo-Produzenten Essity alles andere als nachhaltig gewonnen. Mit anderen Worten: für die Herstellung von Tempo-Nastüchern werden boreale Waldgebiete zerstört. Im Fall von Schweden sind rund 1.2 Mio Hektare schützenswerter Wald gefährdet, mitunter von Essitys Rohstofflieferanten zerstört zu werden. Dies obwohl die schwedischen Behörden genau diese Wälder als Gebiete mit hohem ökologischen Schutzwert identifiziert haben. Und warum soll uns dies interessieren?

Fakt ist, dass der boreale Wald der grösste Kohlenstoffspeicher der Erde ist und somit eine wichtige Versicherung gegen den Klimakollaps. Ergo betrifft uns dies alle, denn Waldschutz ist Klimaschutz.

Was du tun kannst? Fordere Essity dazu auf, Tempo zu machen für den Waldschutz.

AktivistInnen beginnen damit, den Sägemehl-Hodler wegzuräumen. Meine Arbeitskollegin fragt mich nach einem Taschentuch und ich erwidere: Sorry, habe nur ein Stoffnastüechli – magst du helfen weitere zu nähen?

 

Claudine Gubelmann-Largo
Waldcampaignerin, Greenpeace Schweiz