Es waren ein paar intensive Tage für Greenpeace. Am Sonntag fand die Demonstration #GreenRecoveryNow mit über 2’000 Teilnehmern online statt. Mit einer mitreissenden Moderation von Gülsha und Alexia, Reden aus der Klimabewegung, Gesangseinlagen, Improvisationsspielen und Beiträgen von engagierten Klimaschützern aller Couleur. Ausserdem wurde die Petition «Covid-Milliarden klimafreundlich einsetzen!» in Form eines vier Meter hohen Baumes direkt vor der Covid-Sondersession in Bern den Parlamentarier*innen überreicht.

Es fing alles mit einer Petition an, die die Schweiz und sogar die Klimabewegung aufrüttelte. «Ihr könnt doch nicht jetzt schon mit grünen Forderungen zum Wiederaufbau der Wirtschaft kommen, wo doch Existenzen gefährdet sind!» bekamen wir zu hören, teilweise auch von Umweltschutzorganisationen. Um es klarzustellen: Die Linderung der Not, der Erhalt der Kultur, die Rettung von KMUs und Selbständigerwerbenden, all das stand für Greenpeace nie zur Debatte. Der soziale Gedanke gehört zum Kernwesen unserer Organisation und es ist wichtig, alle aufzufangen, die durch die Corona-Krise in eine Notlage geraten. Aber die Lobbys haben nicht geschlafen, sondern in der Krise ihr Schlupfloch gewittert, um Klimaziele herunterzusetzen. Genau dagegen kämpft Greenpeace. Daher war es damals – wenige Tage nach Beschluss des Lockdowns – wichtig, die Politiker daran zu erinnern, dass sie mit längerfristig greifenden Massnahmen, die Weichen für eine klimafreundlichere Zukunft stellen. 

Schon nach wenigen Tagen wurden wir von einer Welle der Solidarität überrollt und hatten nach knapp einer Woche bereits mehr als 10’000 Unterschriften gesammelt, Botschaften der Unterstützung erhalten und den Zuspruch, weiterzumachen. Mit diesem Rückenwind fingen wir an, einen Plan auszuhecken, wie wir mit der Klimabewegung im virtuellen Raum demonstrieren könnten. Schulen, Läden, Restaurants, alles war ja zu. Versammlungen von mehr als fünf Menschen verboten. Applikationen für virtuelle Apéros unter Freunden boomten und die Idee, sich online zu versammeln, lag nahe. Aber als internationale und virtuell agile Organisation war uns schon aus unserem Arbeitsalltag klar, dass bei einer Versammlung im Netz nicht das Demo-Feeling aufkommen könnte, das wir alle kennen. Doch dafür hatten wir eine Lösung.

Gülsha: «Wir haben mit der Online Demo Fernsehgeschichte geschrieben!»

Unsere Online Demo sollte sich so inspirierend anfühlen wie die Teilnahme an einer realen Demo. Live und interaktiv und so dass man stets andere Demonstranten sieht. Eine Herausforderung sondergleichen, da noch keine App existiert, die das alles ermöglicht. Besonders ehrgeizig war das Projekt auch, weil wir alle im Home Office waren und viele von uns gleichzeitig unsere Kinder betreuen mussten, so dass wir echt ans Limit gerieten. Drei Tage vor der Demo wurde ein ganzes Fernsehstudio im menschenleeren Greenpeace Büro aufgestellt und geprobt, geprobt, geprobt – zuerst mit katastrophalen Ergebnissen und dann irgendwann klappte es, wir stellten das Fernseh-Feeling her und es war grossartig!

Als am Tag X unsere Moderatorinnen Gülsha (auf Deutsch) und Alexia Tissières (auf Französisch und Italienisch) das Mikrofon in die Hand nahmen und es auch zwischen ihnen sofort Klick machte, sprang der Funken sogleich auch aufs Publikum über. Unsere Gäste lieferten beflügelnde Reden und mitreissende Performances: es gab Live-Schaltungen nach Bern für die Petitionsübergabe, die Teilnehmer klatschten, lachten, winkten, jubelten, hielten ihre Transparente ins Bild und waren berührt von allem, was sie mit uns erlebten. Die Rückmeldungen der Teilnehmer, der Zuschauer und von den Medien waren überwältigend. Nach der Sendung rief Gülsha begeistert aus:  «Heute Abend haben wir Fernsehgeschichte geschrieben!» Und Techniker Samuel Spycher, der Live-Regie für Joiz und Swisscom-Grossevents gemacht hat und uns bei der Produktion unterstützt hatte, sagte verblüfft, dass wir gerade innert drei Wochen eine Sendung aus dem Boden gestampft hätten, die im Fernsehen mehrere Monate Vorbereitungszeit mit sich zieht.

Die gesamte Online Demo kannst du hier anschauen: www.greenpeace.ch/de/green-recovery-now

Von der virtuellen Realität zurück in die reale Welt

Wenige Stunden nach der Online Demo, nach Einbruch der Dunkelheit, huschten Greenpeace-Aktivist*innen über den Bundesplatz und projizierten die Aufzeichnung der Demonstration an die Fassade des Bundeshauses. Eine symbolische Art und Weise, die Klimabewegung auf die Strasse zu bringen, ohne die Social Distancing Regeln zu brechen, die seit Mitte März in Kraft sind.

Die Online Demo wurde auf dem Bundesplatz sicht- und hörbar.

Tags darauf überreichten sie den Petitionsbaum mit den 22’023 Unterschriften den Parlamentarier*innen beim Eintreffen zur Covid-Sondersession. Als Erinnerung an diese einzigartige Aktion bleibt, dass der Petitionsbaum nun in der Nähe des Bundeshauses, in der Elfenau seine Wurzeln schlagen und gedeihen darf.

Und es geht weiter: E-Talk zum Umbau der Wirtschaft

Auch wenn die Petition inzwischen abgeschlossen und eingereicht ist, verfolgen wir natürlich weiterhin den Aufbau einer fairen Gesellschaft und einer nachhaltigen Wirtschaft zur Lösung der Klimakrise. Und dafür gibt es gleich wieder einen spannenden Event. In der Reihe «E-Talk by Greenpeace» stehen diesen Donnerstag, 7. Mai die Greenpeace Klima- und Politik-Experten Red und Antwort. Du kannst ihnen live deine Fragen stellen.

Challenge for Future

Ebenfalls nicht verpassen solltest du den 15. Mai! Mit einem Klimaalarm um 11:59 wird in der ganzen Schweiz lautstark davor gewarnt, dass die Klimakrise unseren Planeten und unsere Existenz zerstört. Und unter dem Namen «Challenge For Future» organisiert Klimastreik in Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen einen Tag der Diskussionen und Herausforderungen. Es wird ein grosser, bunter Streik- und Aktionstag!