Eine Greenpeace-Untersuchung deckt auf: Multinationale Industriefischer haben während COVID-19-Pandemie wiederholt die westafrikanischen Küsten geplündert. Mit dem gefangenen Fisch werden europäische und asiatische Haustiere und Zuchtfische gefüttert.

Während die Regierungen im Senegal, in Mauretanien und Gambia nach der COVID-19-Pandemie Nahrungsmittel an lokale Gemeinschaften verteilt haben, enthüllt ein neuer Greenpeace-Bericht, wie dieselben Regierungen weiterhin die systematische Plünderung der Ozeane durch ausländische Fischereiflotten zulassen.

Der Greenpeace-Bericht mit dem Titel «Seasick: as COVID-19 locks down West Africa, its waters remain open to plunder» basiert auf Beobachtungen von März 2020 bis Ende Juli, einem Zeitraum, in dem in diesen Ländern COVID-19-Pandemie-Sperren eingeführt wurden.

Auf der Grundlage von Daten des Automatischen Identifikationssystems (AIS), das weltweit für Schiffe verwendet wird, bestätigt die Greenpeace-Untersuchung, dass mindestens acht Industriefischer im beobachteten Zeitraum fragwürdige Aktivitäten ausübten. Alle Schiffe trugen den Namen Fu Yuan Yu. In manchen Fällen bedienten sich die Schiffcrews anscheinend eines alten Tricks, um ihren Standort durch Manipulation ihrer AIS-Daten zu verschleiern.

Tierfutter für Europa und Asien

«Westafrikas abnehmende Fischbestände sollten verwaltet und gesichert werden, in erster Linie, um die Menschen in der Region zu ernähren, erst recht in einer Zeit drohender Ernährungsunsicherheit und einer globalen Biodiversitätskrise», sagt Dr. Aliou Ba, politischer Berater für die Ozeankampagne bei Greenpeace Afrika. «Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Rezession. Westafrika bleibt davon nicht verschont. Gleichzeitig nutzt die Fischmehl- und Fischölindustrie die Lage aus, plündert auf Kosten der lokalen Bevölkerung die Fischbestände, um Nahrung für Haustiere, Schweine und Fische (Aquakulturen) in Europa und Asien zu produzieren. Die westafrikanischen Regierungen müssen zusammenarbeiten, um diese Fabriken für immer zu schliessen». Greenpeace fordert unter anderem die Veröffentlichung der vollständigen Liste der Schiffe mit Fanglizenzen in allen Ländern der Subregionalen Fischereikommission (Sub Regional Fishery Commission, SRFC), einen offiziellen Status für Fischverarbeiterinnen sowie eine Reform des senegalesischen Verfahrens zur Erteilung von Fanglizenzen, um die Transparenz und Einbeziehung des handwerklichen Sektors in den Entscheidungsprozess zu verbessern. Schliesslich fordert Greenpeace alle Regierungen in der Region der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) auf, einen nachhaltigen regionalen Bewirtschaftungsplan für die Fischerei zu verabschieden, mit einem dringenden Schwerpunkt auf den schwindenden pelagischen Beständen.