Neue Entwicklung im Skandal um gefälschte Sicherheitsprotokolle für MOX-Brennelemente: Japan weist bereits gelieferten Brennstoff zurück und sistiert weitere Lieferungen der britischen Firma BNFL, weil BNFL-Mitarbeiter die Qualitätskontroll-Protokolle dieser Lieferungen gefälscht hatten. Damit stellen sich auch neue Fragen an die Betreiber des AKW Beznau: Die für Japan verantwortlichen BNFL-Mitarbeiter waren auch zuständig für die Qualitätskontrolle des MOX-Brennstoffs, der in Beznau landete.

Zürich. Der Skandal um fehlerhafte MOX-Brennelemente wirft sein Schlaglicht nun auch auf die Schweiz. Im September war bekannt geworden, dass Sicherheitsprotokolle für Brennelemente gefälscht worden waren. Die englische Herstellerfirma BNFL hatte damals kategorisch ausgeschlossen, dass mangelhaft kontrollierte MOX-Brennelemente ausgeliefert wurden. Letzten Donnerstag jedoch stellte sich heraus, dass solche Brennelemente tatsächlich exportiert wurden. Damit stellt sich auch die Frage nach dem Sicherheitsrisiko Beznau – das schweizerische AKW ist nebst Japan einzige Empfängerin von MOX aus England. Und gemäss einem Artikel in der englischen Zeitung «Guardian» hatten just jene BNFL-Angestellten Sicherheitsprotokolle gefälscht, die auch für Beznau zuständig waren. Die drei Mitarbeiter wurden unterdessen wegen Missachtung von Betriebsvorschriften entlassen, wogegen sie sich mit Einsprachen zur Wehr gesetzt haben. Sie machen geltend, sie hätten nach Anweisung gehandelt. Während die Schweizer Behörden weitgehend passiv blieben, wuchs sich die MOX-Affäre in Japan zum handfesten Skandal aus: Der japanische AKW-Betreiber entschied, den britischen MOX-Brennstoff definitiv nicht einzusetzen, und das japanische Industrie-Ministerium erklärte, dass jegliche weiteren MOX-Lieferungen aus England sistiert würden, solange die Vertrauenswürdigkeit der BNFL nicht hergestellt sei. Auch in der englischen Öffentlichkeit sind ernste Zweifel über die Vertrauenswürdigkeit der BNFL aufgetaucht. Die Regierung hat von BNFL ultimativ die vollständige Aufklärung «des unakzeptablen Management-Versagens» verlangt und fordert, dass alle BNFL-Kunden und die jeweiligen Behörden über die Vorgänge vollständig auf dem laufenden zu halten seien. Damit stellen sich neue Fragen an die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) und die Beznau-Betreiberin NOK: – Können NOK bzw. HSK angesichts der neuen Informationen tatsächlich ausschliessen, dass in Beznau eingesetzte MOX-Brennelemente unkorrekt kontrolliert und allenfalls von ungenügender Qualität sind? – Hat die NOK die geforderten Nachweise über die Qualitätskontrolle der betroffenen MOX-Elemente an die HSK abgeliefert ? – Hält es die HSK nach wie vor für überflüssig, sich bei der BNFL und der britischen Kontrollbehörde über die Qualitätskontrolle für die MOX-Produktion zu informieren?

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