Chemiemülldeponie Le Letten offenbar grösser als bisher bekannt

Vor über einer Woche hat ein Landwirt
beim Pflügen eines Feldes nahe der Deponie Le Letten in der
Elsässer Gemeinde Hagenthal-le-Bas stinkenden Giftmüll entdeckt.
Bei den folgenden, überstürzt eingeleiteten Grabungsarbeiten durch
Novartis, Ciba, Syngenta & Co. vom 12. März 2007 wurden
Arbeiter gefährdet, weil sie ohne Sicherheitsausrüstung am Werk
waren. Bei ihren Arbeiten stellte sich heraus, dass die Deponie
offenbar weitaus grösser ist, als bisher bekannt.

Zürich/Basel. Nachdem Chemievertreter die
Bekanntgabe des Vorfalls, der sich bereits vor über einer Woche
ereignet hatte, bis nach den Novartis- und
Ciba-Generalversammlungen hinausgezögert hatten, versuchten sie den
entdeckten Chemiemüll «als mit chemischen Rückständen vermengten
Bauschutt» zu bagatellisierten und mit überstürzten
Sofortmassnahmen zum Verschwinden zu bringen.

Bei den eingesetzten Grabungsarbeiten stiessen
die Räumungs-Arbeiter, die anfänglich ohne Schutzausrüstungen
vorgingen, auf immer mehr Chemiemüll in immer tieferen Schichten.
Das deutlich als Chemieabfall erkennbare Material stinkt stark –
neben wohl grösstenteils unbekannten Abfällen (z.B. Destillations-
und andere Laborabfälle), lässt der starke Geruch auch auf
gefährliches Nitrobenzol schliessen. Solches hatte Greenpeace im
Februar 2005 an einer anderen offenen Giftfundstelle im nahen Wald
analysiert. Nitrobenzol ist ein Blut- und Nervengift, das über
Dämpfe eingeatmet oder über die Haut aufgenommen wird.

Durch das fahrlässige Öffnen der Deponie
besteht zudem die Gefahr, dass die Stoffe mobilisiert werden und
somit zusätzlich ins Grundwasser gelangen können. Der Vorfall zeigt
darüber hinaus, dass die bisherigen Deponie-Abklärungen völlig
ungenügend waren – gemäss Aussagen vor Ort reiche der Deponierand
nach den jetzigen Erkenntnissen wohl bis an die aktuelle
Fundstelle. Der Vorfall wird laut Chemievertretern jetzt als
«Unfall» bagatellisiert.

Der erneute Vorfall wirft allgemein ein
schlechtes Licht auf die Deponie-Untersuchungen von Novartis, Ciba,
Syngenta & Co. Greenpeace verlangt einen sofortigen Stopp der
dilettantischen Eingriffe, bis der Personenschutz gewährleistet und
Umweltmassnahmen wie das Eindämmen der Mobilisierungsgefahr
umgesetzt und die fachgerechte Giftmüllentsorgung garantiert sind.
Greenpeace fordert eine umgehende, sorgfältige Planung der
Totalsanierungen – dazu müssen auch die historischen Abklärungen
verbessert und die Trinkwassergefährdung behoben werden. Matthias
Wüthrich von Greenpeace meint: «Es stinkt zum Himmel – Behörden und
Chemie müssen das Problem seriös anpacken und umgehend die
Totalsanierungen der Chemiemülldeponien einleiten!»

Die Umweltorganisation Greenpeace, welche bei
der Sous-Prefecture Moulhouse und dem Service de la Protection
Civile interveniert hat, wird am Mittwoch, 14. März um 10.00 Uhr
mit einem Kontrollgang Verbesserungsmassnahmen vor Ort
überprüfen.

Kontakt:

Matthias Wüthrich, Greenpeace Chemiekampagne, +41 44 447 41 31
Greenpeace-Medienabteilung, +41 22 741 03 64