Eine neue Untersuchung von Greenpeace International bestätigt, dass die Luft in Genf mit Mikroplastik belastet ist. Im Juli wurde acht Stunden lang an verschiedenen Orten der Stadt Proben genommen, die anschliessend im Labor analysiert wurden. Während die UNO-Regierungen in die zweite Woche der Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen eintreten, verdeutlicht die Untersuchung einen unsichtbaren, aber weit verbreiteten Teil der Plastikkrise.

Eine Laienforscherin trug über acht Stunden ein modifiziertes Gerät zur Messung der Luftqualität, das an verschiedenen Orten in Genf Partikel in der Luft sammelte (Büro, Bahnhof, Geschäfte, Einkaufszentrum, Restaurant, Café). Dabei war sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuss unterwegs. Das Probenvolumen beträgt 1,7 m³. Typischerweise atmet ein Mensch in acht Stunden allerdings fast doppelt so viel Luft ein. 

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Insgesamt wurden 165 Partikel gesammelt, darunter:
    • 94 Fragmente unbekannter Herkunft, viele davon kleiner als 20 Mikrometer – zu klein, um sie mit blossem Auge zu sehen.
    • 71 Fasern, die überwiegend aus Zellulose oder modifizierten Naturmaterialien bestehen.
    • 12 bestätigte Mikroplastikpartikel (6 Fasern, 6 Fragmente) und drei weitere, die mutmasslich als synthetische Polymere identifiziert wurden. Die Menge der in der Luft nachgewiesenen Mikroplastikpartikel ist vergleichbar mit anderen Studien zur Stadtluft.
  • Zu den nachgewiesenen Mikroplastikpartikeln gehören Polyester, Nylon, Polyethylen, Vinylcopolymere und Celluloseacetat, die typischerweise in Kleidung, Verpackungen und Möbeln vorkommen.

Zu beachten ist, dass Greenpeace nur Partikel mit einer Grösse von mehr als 10 Mikrometern analysiert hat. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass noch viel kleinere Mikroplastikpartikel (1–10 µm) in noch grösseren Mengen vorhanden sein könnten. Diese sind klein genug, um tief in die Lunge einzudringen, was ernsthafte Gesundheitsbedenken aufwirft.

Die Schweiz liegt weltweit auf Platz 8, was die Abfallwirtschaft angeht. Dennoch ist die Luft in Genf mit Mikroplastik verschmutzt. Dies zeigt, wie allgegenwärtig Plastik ist. Sobald es in die Umwelt gelangt, ist es zudem unkontrollierbar. Mit der steigenden Plastikproduktion werden auch das Ausmass und die Schwere dieser Verschmutzung zunehmen.

«Selbst die besten Abfallentsorgungssysteme können nicht verhindern, dass Plastik die Luft verschmutzt», erklärt Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. «Untersuchungen wie diese zeigen, wie wichtig es ist, die Produktion von Plastik an der Quelle zu reduzieren. Dennoch drängt die petrochemische Industrie weiterhin auf einen massiven Ausbau der Plastikproduktion. Diese könnte sich bis 2060 verdreifachen. Dabei sind wir mit jedem Atemzug potenziellen Gesundheitsrisiken ausgesetzt.»

Greenpeace fordert ein rechtsverbindliches Abkommen, das die Plastikproduktion bis 2040 um mindestens 75 Prozent reduziert. «Wir brauchen politischen Mut. Es ist jetzt Zeit zu handeln. Jedes Jahr, das wir zögern, bedeutet mehr Plastik in der Luft, im Wasser und in unseren Körpern. Wir brauchen ein starkes globales Plastikabkommen, das die Plastikproduktion an der Quelle reduziert und Einwegverpackungen abschafft, sonst wird es scheitern», ergänzt Hérin.

Mehr Informationen

Kontakt

  • Michelle Sandmeier, Pressesprecherin, Greenpeace Schweiz, [email protected], +41 44 447 41 11
  • Angelica Carballo Pago, Medienbeauftragte für die globale Plastikkampagne, Greenpeace USA, [email protected], +63 917 1124492