Der Hitzesommer 2018 und die kürzlich veröffentlichten Klimaszenarien für die Schweiz sind ein Warnruf für die Politik. Um die schlimmsten Klima-Folgen abzuwenden braucht es ein deutlich ambitionierteres CO2-Gesetz, als im Entwurf vorgesehen. Greenpeace Schweiz fordert den Nationalrat auf, in der Debatte ab Montag für mehr Klimaschutz zu stimmen – und nicht für die Klimakatastrophe.

Ausgedörrte Äcker, tonnenweise verendete Fische im Rhein, rekordtiefe Pegelstände in den Seen: Der Hitzesommer 2018 hat ein eindrückliches Warnsignal davon gesendet, was uns mit fortschreitender Klimaerhitzung in der Schweiz erwartet. Mitte November zeigten KlimaforscherInnen in den «Klimaszenarien CH2018» auf, dass solche Extreme zum Normalfall werden können – es sei denn, der Klimaerhitzung wird Einhalt geboten. Ab Montag hat der Nationalrat mit der Beratung des CO2-Gesetzes die Gelegenheit dazu. «Die Volksvertreterinnen und -vertreter werden zeigen, ob sie gewillt sind, die Bürgerinnen und Bürger der Schweiz vor einer Zukunft der Wetter-Extreme bewahren», sagt Georg Klingler, Leiter der Klima-Kampagne bei Greenpeace Schweiz.

Besorgte BürgerInnen
Greenpeace Schweiz hat im Sommer dazu aufgerufen, die Folgen des Hitzesommers zu dokumentieren. Aus den vielen eingesandten Fotos ist ein eindrückliches Buch entstanden. Bürgerinnen und Bürger aus dem ganzen Land haben nun vor der Klima-Debatte im Nationalrat Exemplare dieses Fotobuchs an Parlamentarierinnen und Parlamentarier überreicht, um sie daran zu erinnern, worüber sie abstimmen werden: Ob in der Zukunft Extremwetter-Perioden wie Dürren und Starkniederschläge zum Normalfall werden oder nicht. «Klimaschutz ist lebenswichtig für uns alle. Mit jedem Land, das griffige Massnahmen beschliesst, erhöhen sich die Chancen, dass wir insgesamt die gefährliche Destabilisierung des Klimas in den Griff bekommen», sagt Greenpeace-Experte Klingler.

Besseres Gesetz
Trotz der klaren Erkenntnisse des Weltklimarates IPCC, der Warnungen der neusten Klimaszenarien für die Schweiz und der überall sichtbaren Folgen ist die aktuelle Vorlage für die Revision des CO2-Gesetzes ungenügend. «Wer im Nationalrat den Mehrheitsanträgen der vorberatenden Kommission folgt, stimmt für die Klimakatastrophe», sagt Klingler. Greenpeace Schweiz fordert folgende Nachbesserungen:

  • Das im Klima-Abkommen von Paris festgelegte 1,5°-Ziel gehört zwingend ins Gesetz – aktuell ist bloss das nicht mehr gültige Ziel von «weniger als 2°C» vorgesehen
  • Es braucht jetzt Vorgaben für die komplette Dekarbonisierung der Schweiz – also den Ausstieg aus der Nutzung sämtlicher fossiler Energieträger. Das vorgesehene Ziel einer 30%-Reduktion der CO2-Emissionen im Inland bis 2030 verschiebt die Null-Grenze auf weit nach 2050, obwohl nach den Wissenschaftlern des IPCC die Nullgrenze weltweit bis 2050 erreicht werden muss, um gefährliche Risiken abzuwenden. Der geplante Einkauf von Emissionszertifikaten aus dem Ausland kann die fehlende Inland-Absenkungen nicht ersetzen
  • Im Gebäudebereich müssen verbindliche Null-Emissions-Standards festgelegt werden – wegen der langen Lebensdauer von Gebäuden können solche Standards nicht auf nach 2030 verschoben werden
  • Beim Verkehr müssen die CO2-Emissionen in Zukunft deutlich sinken – aktuell weist die Schweiz im Vergleich zu den europäischen Ländern eine der klimaschädlichsten Automobilflotten auf. Zudem sind Schweizerinnen und Schweizer Vielflieger, weil der Flugverkehr in der Schweiz steuerlich vergünstigt statt klimapolitisch geregelt wird. Hier muss mit einer Flugticketabgabe korrigierend eingegriffen werden
  • Für den Finanzplatz Schweiz braucht es Regeln für den Ausstieg aus der Finanzierung von fossiler Energie. Schweizer Finanzakteure verursachen weltweit mehr als Zwanzig Mal so viele Treibhausgasemissionen wie die Haushalte und Unternehmen in der Schweiz zusammen
  • Für den Landwirtschaftssektor braucht es ebenfalls verbindliche Klimaregeln

Kontakt:

Georg Klingler, Leiter der Klima-Kampagne bei Greenpeace Schweiz, 079 785 07 38, [email protected]auch für Kontakte zu Bürgerinnen und Bürgern, die PolitikerInnen zu Hause besucht und ein Fotobuch übergeben haben

Medienstelle Greenpeace Schweiz: 044 447 41 11, [email protected]