Wir kennen es alle: unendliche Abfallberge von Elektrogeräten, Möbeln, Kleidern und vielem mehr – häufig noch gut erhalten. Alleine Elektroschrott produzieren wir in der Schweiz jährlich 23,4 kg pro Kopf. Damit sind wir die drittgrössten Elektroschrott-Erzeuger:innen weltweit. Diese Wegwerfmentalität verbraucht enorme Ressourcen: Wir bräuchten rund drei Erden, würden alle Menschen weltweit so leben wie wir!

Um unseren Planeten zu schützen, brauchen wir eine langsame Kreislaufwirtschaft, in der wir Produkte so lange wie möglich nutzen. Diese sieht Recycling, Verbrennung und Deponierung als letzte Auswege, da dabei Energie und Rohstoffe verloren gehen.

Wichtiger sind das Teilen, Wiederverwenden, Reparieren und Wiederaufbereiten. Diese Strategien setzen bereits in der Produktions- und Nutzungsphase an und reduzieren so die Menge der Primärrohstoffe, also neu gewonnen Rohstoffe(siehe Grafik rechts).

Wir können bereits viel tun, indem wir unsere Produkte länger nutzen, z.B. indem wir sie reparieren. Wirklich umsetzen können wir die Kreislaufwirtschaft aber nur, wenn die Produzenten und der Detailhandel diese bei sich verankern. Und nicht zuletzt muss auch die Politik eingreifen. Denn die Politik kann Richtlinien für die Produzenten und den Detailhandel gestalten.

Diese Grafik erklärt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft.

Schneckentempo im Detailhandel

Im Jahr 2022 haben wir eine Vergleichsstudie veröffentlicht und die zwölf umsatzstärksten Detailhändler der Schweiz zum Thema Kreislaufwirtschaft unter die Lupe genommen. Wir haben bewertet, wie zirkulär ihre Geschäftsmodelle sind (zum Beispiel, ob sie Mietmodelle, Reparaturleistungen, etc. anbieten). 

Unter den Befragten zeigt die Migros am meisten Engagement, wenn es um die Förderung der Kreislaufwirtschaft geht. Aber auch die Migros hat noch einen weiten Weg vor sich. Sie könnte beispielsweise kennzeichnen, wie reparaturfähig ihre Produkte sind und längere Garantien für das gesamte Sortiment anbieten.

Ranking aus unserer Vergleichstudie

Coop und, mit etwas Abstand, auch Brack.ch und Digitec Galaxus weisen einige gute Beispiele für Angebote im Sinne von Reparatur und Kreislaufwirtschaft vor – im Vergleich zum Ziel besteht aber noch grosser Nachholbedarf. Die anderen Detailhändler haben sehr schlecht abgeschnitten oder haben gar nicht teilgenommen. Mehr zur Vergleichsstudie.

Onlinehandel

Auch im Online-Handel gibt es Nachholbedarf, denn die Detailhändler vernichten grosse Mengen an unverkauften Produkten. Dabei berichten die Detailhändler nicht transparent darüber, wie viele neue Kleider, Kameras und andere Gadgets zerstört werden. 
Greenpeace-Aktivist:innen dokumentierten, wie Digitec Galaxus, der grösste Schweizer Online-Händler, neue Produkte vernichtet. Von 25 bestellten und retournierten Produkten zerstörte der Händler sechs. Wir fordern vom Detailhandel, keine neuen, brauchbaren Produkte mehr zu vernichten und transparent über ihren Umgang mit unverkauften Waren zu informieren. Mehr dazu.

Alle Detailhändler haben in Sachen Kreislaufwirtschaft noch viel zu tun. Das Podest hat noch keiner erreicht.

Was geschieht mit unverkauften Produkten?


Auch die Politik muss handeln

Wir sind Mietgründerin der Koalition «Lang leben unsere Produkte!» Die Mitglieder der Koalition stellen fest: Es ist zwar allgemein anerkannt, dass langlebige Produkte wichtig sind, um die Ressourcenverschwendung zu begrenzen. Aber die Wegwerfmentalität ist noch lange nicht überwunden. Das Problem? Auch heute sind viele Produkte nicht reparierbar.

Die Koalition will einerseits erreichen, dass die Konsument:innen Gebrauchsgegenstände nicht wegwerfen müssen. Andererseits will sie den Übergang zu einer echten Kreislaufwirtschaft unterstützen. Erfahre mehr  Die Koalition unterstützt zudem «das Recht zu Reparieren».

Das Recht zu Reparieren

Fehlende Ersatzteile, verschweisste Geräte und teure Reparaturkosten sind nur einige Gründe, warum Reparieren so schwierig ist. Um diesen Hindernissen entgegenzuwirken, fordern wir «das Recht zu Reparieren»(auf Englisch: Right to Repair «R2R»). Denn diese Hürden zu überwinden ist nicht unmöglich, wie verschiedene Ansätze weltweit zeigen. Diese reichen von der Reduktion der Mehrwertsteuer für gewisse Reparaturleistungen, über einen Reparaturindex für Produkte bis hin zu einer verlängerten Garantiezeit. 

Die EU schreitet mit ihrem Aktionsplan Kreislaufwirtschaft voran. Bestandteil ist eine neue Ökodesign-Richtlinie. Mit dieser kann die EU Kriterien für neue Produkte festlegen,  beispielsweise, dass sie reparierbar sein müssen.  Seit März 2021 sind Produzenten in der EU ausserdem verpflichtet, während zehn Jahren bestimmte Ersatzteile und Werkzeuge für gewisse Geräte wie zum Beispiel Waschmaschinen, Fernseher und Kühlschränke bereitzustellen. In der Schweiz wurden für sechs Produktgruppen Anforderungen zur Ressourceneffizienz, wie die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und von Reparaturanleitungen übernommen. 

Insgesamt betrachtet, hinkt die Schweiz bezüglich dem «Recht zu Reparieren» leider hinterher. Deshalb fordern wir Politiker:innen sowie die Hersteller und Händler von Produkten auf:

  • reparierbare Produkte auf den Markt zu bringen
  • den Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen sicherzustellen
  • eine Kultur der Reparierbarkeit zu fördern

Die Revision der Umwelschutzgesetzes im Parlaments ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Medienkonferenz der Koalition vom 10. Oktober 2022 in Bern

Warum brauchen wir ein Recht zu Reparieren?


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