Bereits steht wieder Weihnachten vor der Tür – und der Gschänklikaufstress erreicht während dieser Tage seinen Höhepunkt. Für all diejenigen, die auf die Bescherung nicht verzichten wollen, haben wird drei Tipps zusammengestellt, wo nachhaltiges Chrämerle kein Problem ist. Ob für Freund:innen, Familie oder sogar das Haustier.

Slow Fashion bei Rework

Was ist eigentlich ein gutes Kleidungsstück? Laut Kaspar Schlaeppi, dem Geschäftsführer und Mitinhaber von Rework, «fühlt es sich gut an». «Und die Tatsache, dass die Geschichte um die Entstehung eines Kleidungsstücks ebenfalls gut ist, trägt dann noch zum Wohlfühlen bei», ergänzt er. Klamotten dieser besonderen Art lassen sich in den Rework-Läden in Bern und Zürich sowie in den Fizzen-Filialen finden, denn mit dem Aufstöbern und Aufmotzen von Secondhandkleidern kennt man sich bei Rework aus.

Bei Rework und Mitinhaber Kaspar Schlaeppi gibt es u.a. aufgemotzte Laptop-Hüllen. © Désirée Good

Die Idee dazu kam vor gut 15 Jahren auf, erzählt Kaspar, noch innerhalb des Fizzens, wo Vintage-Kleidung von Beginn an Teil des Sortiments war. «Auf dem internationalen Altkleider-Markt kauften wir für den Fizzen Vintagekleider ein. Da gab es beispielsweise T-Shirts mit super Logos, aber einer miserablen Form. So entstand die Idee, Secondhandkleidung umzuändern, um daraus coole neue Kleider oder Accessoires zu gestalten.» Dieses Upcycling-Konzept setzt an einem problematischen Punkt innerhalb der Modebranche an: Weil die Produktion so billig ist, werde massenhaft Kleidung «ins Nichts hinaus produziert», meint Kaspar. Weitere Kleidung, die die Welt nicht brauche. Es gebe wohl keine andere Branche, die jahrein, jahraus so sehr am Markt vorbeiproduziere.

Ein Ziel von Rework ist es, den Leuten die Augen dafür zu öffnen, dass Secondhand weder «chli gruusig» noch schlechte Qualität bedeutet, sondern dass aus Bestehendem ein neues Lieblingsteil entstehen kann. Das komme an, berichtet Kaspar, positives Feedback erhalten sie vor allem von jungen Menschen. «Ich habe die Hoffnung, dass der momentane Trend zu Secondhand nicht nur ein Trend, sondern eine langfristige Entwicklung ist. Bei den Konsument:innen steigt das Bewusstsein, dass die traditionelle Modewelt dem Planeten schadet», erklärt er.

Die Designs der Rework-Kollektionen entstehen in der Schweiz, genäht wird in den eigenen Unternehmen in Thailand und Indien. «Es liegt in unserer eigenen Verantwortung, dass wir unseren Mitarbeiter:innen gute Arbeitsbedingungen bieten», meint Kaspar. Um die Transparenz zu erhöhen, hat das Unternehmen kürzlich die Löhne veröffentlich. Und auch sonst bleiben die Ideen nicht aus: In Zukunft soll mehr mit Altkleidern aus der Schweiz gearbeitet werden, damit die Transportwege kürzer werden. Also: Guten Gewissens auf zum nächsten Lieblingsteil!

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Abfallfreies Einkaufen im Foifi und Zollfrei

Hinter der Begründung der zwei Zürcher Unverpackt-Läden Foifi und Zollfrei standen für Tara Welschinger, Co-Gründerin, anfänglich grundsätzliche Überlegungen: «Ich hatte ein sehr konsumorientiertes Leben», erzählt sie, «und habe irgendwann gemerkt, dass dieser Konsum immer auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt geht und ein ständiges unbewusstes Nehmen auf dieser Welt ist». Als sie realisierte, wie viel Plastik und Abfall dieses Leben produzierte, fragte sie sich: «Was brauche ich wirklich? Was sind echte Bedürfnisse? Und woher kommen die Produkte, die ich konsumiere?»

Tara Welschinger und Cristof Studer gründeten vor vier Jahren den ersten Unverpackt-Laden in Zürich. © Désirée Good

2015 begannen Tara sowie Lebenspartner und Co-Gründer Christof Studer, ein abfallfreies, ressourcenleichteres Leben zu führen. «Genuss und Suffizienz schliessen sich im Leben nicht aus, wenn ich bewusste Konsumentscheidungen treffe», meint Tara, «ich trinke Kaffi, aber es ist für mich ein Luxusprodukt.»

2017 erfolgte die Eröffnung des Zero-Waste-Quartierladens, 2019 die des Zero-Waste-Ladencafés mit dem Ziel, den Kund:innen abfallfreie und gesund hergestellte Lebensmittel, Hygiene- und Haushaltsprodukte anzubieten. «So regional wie möglich, so global wie nötig. Und wenn global, dann Fairtrade», beschreibt Tara das Angebot. Die Kund:innen füllen Produkte wie Quinoa (neuerdings aus Schweizer Produktion!) oder Pasta in mitgebrachte Behälter ab. Die Menge wird von den Konsument:innen selbst bestimmt. Dies bietet den Vorteil, dass Foodwaste reduziert werden kann. Ein weiteres Plus der Unverpackt-Läden ist die «chain of trust», wie Tara sie nennt. Die Kund:innen können im Wissen darum einkaufen, dass das ausgewählte Angebot aus sozial fairer und ökologischer Produktion stammt und sich beispielsweise kein tückisches Palmöl in den Keksen versteckt.

Dass Bio- und Unverpackt-Einkaufen nur mit gut gefüllten Portemonnaies möglich ist, hat sich als Vorurteil entpuppt. In den beiden Zürcher Unverpackt-Läden füllen der Student, die Bankerin und der Künstler ihre Abfüllgläser. Bewusstes Einkaufen sei nicht teurer, im Gegenteil: «Es braucht kein Extrabudget für Bioprodukte, es braucht eine andere Haltung und bewusste Konsumentscheidungen. In der Schweiz geben wir sieben bis acht Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus: Die Diskussion darum, dass Bio oder Zero Waste zu teuer ist, finde ich einfach nur müssig.»

Das Netzwerk zwischen Kund:innen und Produzent:innen soll in Zukunft verstärkt werden. «Wir möchten noch mehr Menschen dazu einladen, diesen genussvollen, bewussten und entschleunigten Lebensstil zu pflegen.» Mit «Verstand und Herz konsumieren und in eine Beziehung zu den Produkten gehen»: das Foifi und Zollfrei sind ein guter Ausgangspunkt dafür.

Hier findest du das Foifi und Zollfrei.

Öko-Tierfutter im Heimlieferdienst bei Crokeo

Biofutter für Hund und Katz’ im Mehrwegbehälter vor die Haustüre geliefert – das ist das Konzept von Crokeo. Der Unterschied zu herkömmlichem Tierfutter: Bei Crokeo lösen die Kund:innen ein massgeschneidertes Futterabo für ihr Haustier. Mithilfe eines «Futterrechners» werden aufgrund von Gewicht und Grösse die nötige Menge und die Zutaten individuell kalkuliert. Monatlich wird das Trockenfutter dann per Velokurier:in oder im Naturgas-Auto geliefert. Damit die Anzahl Fahrten nicht überbordet, gibt es keine individuellen Lieferungen auf Abruf, sondern feste Liefertage.

Patrick Weiss mit einer Kollegin und vielen Gläsern voll von Hundefutter. © Désirée Good

Das Konzept, das 2019 in der Romandie entstand, ist in der Deutschschweiz bisher vor allem im Raum Zürich und Bern etabliert. Patrick Weiss, verantwortlich für das Business Development in der Deutschschweiz, erklärt die Idee dahinter: Auf Haustiere wolle aus Gründen der Nachhaltigkeit wohl kaum eine:r verzichten, dafür seien Hund und Katze für den Menschen zu wichtig. Der Konsum könne nicht aufgehalten werden, meint Patrick. Die Idee hinter Crokeo sei es, zumindest zu versuchen, den Schaden nicht grösser zu machen.

Um dieser Motivation nachzukommen, kommt das Crokeo-Futter nicht in haufenweise Wegwerfplastik daher, sondern wird in Glasbehältern geliefert, die dann bei der nächsten Lieferung ausgetauscht werden. Das hochwertige Futter wird in der Schweiz aus biologisch produzierten Zutaten hergestellt. Keine GMOs, kein Zucker, keine Farbstoffe, dafür Schweizer Gemüse und Fleisch aus Deutschland. Die Rezeptur wurde mit Veterinär:innen entwickelt und enthält viel Protein. Vegetarisches Futter sei zumindest für Katzen keine Option, sagt Patrick.

Für den hochwertigen Futterdienst langen die Kund:innen vergleichsweise tiefer in die Tasche, aber die Kombination aus Nachhaltigkeitsgedanke, qualitativ gutem Futter und Heimlieferung sei für viele Grund genug, erklärt Patrick. Er freut sich, dass so viele verschiedene Menschen Crokeo-Futter kaufen: Bäuer:innen, ältere Damen und Herren, die weniger mobil sind, und junge Städter:innen, die das «coole» Konzept überzeugt. Lässt sich hoffen, dass im neuen Jahr noch mehr Hunde und Katzen Appetit daran finden!

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