Am 11. April 2019 startete das Greenpeace-Schiff Esperanza von der Themse aus zu einer Pole-to-Pole-Expedition durch den Atlantik. Die Expedition ist Teil der Greenpeace Kampagne zum Schutz der Ozeane, die einen ehrgeizigen globalen Ozeanvertrag fordert, um mindestens 30 Prozent der Weltmeere bis 2030 zu schützen. Im Laufe dieser elfmonatigen Expedition deckt Greenpeace die Bedrohungen auf, denen die Weltmeere derzeit ausgesetzt sind, dokumentiert diese und führt wissenschaftliche Untersuchungen durch. 

Überfischt und schlecht geschützt

Im Juni durchquerte die Esperanza auf ihrer Route zwischen dem Vereinigten Königreich und den Azoren die Fanggebiete für den nordatlantischen Schwertfisch (Xiphias gladius). Ein trauriges Paradebeispiel dafür, wie die derzeitige Nutzung unserer globalen Ozeane unangemessen auf die Biodiversitäts- und Klimakrise der Ozeane reagiert.

Weltweit werden jedes Jahr schätzungsweise 100 Millionen Haie[1] in Fischernetzen gefangen und getötet, von denen ein großer Teil so genannter «Beifang» ist – d.h. unbeabsichtigter «zufälliger» Fang, der aber den lukrativen Handel mit Haifischflossen fördert. Diese Zahl muss drastisch reduziert werden, wenn wir die Artenvielfalt und gesunde Ozeane für zukünftige Generationen erhalten wollen. Doch die bestehenden Fischerei-Institutionen, die diese Verschwendung von Leben stoppen könnten, versagen seit Jahrzehnten! Nur ein globaler Ozeanvertrag, der einen ganzeinheitlichen Ansatz für die Bewältigung der Bedrohungen der Meere und ihrer Artenvielfalt verfolgt und deren Schutz in Mittelpunkt stellt, kann dies ändern.

Kernergebnisse

Obwohl sie als Schwertfischfischerei bekannt ist, ist der Hauptfang der nordatlantischen Schwertfischfischerei in Wirklichkeit Haie – die sowohl direkt oder als Beifang gefangen werden. Im Jahr 2017[1] waren dies ein Verhältnis von 4:1 (nach Gewicht).

Die für die Bewirtschaftung dieser Fischerei zuständige regionale Fischereiorganisation (RFMO) ist die Internationale Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT). Wie viele ihrer Schwester-Organisationen versäumt sie es immer wieder, wirksame Maßnahmen zur Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit ihrer Fischerei zu ergreifen. Zudem wird sie wegen ihrer Inkompetenz allgemein kritisiert.[2] ICCAT setzt derzeit keine Fangbeschränkungen für die Anzahl der im Nordatlantik gefangenen Haie fest.[3]

Die beiden Makrelenhaie, Kurzflossen-Mako (Isurus oxyrinchus) und Langflossen-Mako (Isurus paucus), wurden von der Weltnaturschutzorganisation IUCN im März 2019 als «gefährdet» eingestuft.  Die Fischereibehörde selbst gibt an, dass die Fangmenge auf 0 reduziert werden muss, um dem Bestand des Kurzflossen-Mako eine 50-prozentige Chance zur Erholung zur ermöglichen.[4] Die letzten verfügbaren Fangdaten liegen jedoch bei 3.600-4.750 Tonnen. Eine Fangmenge, die den Bestand weiter dezimieren wird.[5]Der fragmentierte und von Fischerei-Institutionen betriebene Ansatz für die Bewirtschaftung der internationalen Gewässer unserer Ozeane bietet nicht den notwendigen Schutz für die Meere und ihre Lebenswesen. Sie sind vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt, wie der Fischerei, Schadstoffen, Müll und den Auswirkungen der Klimaveränderung, die sich kumulieren. Es benötigt einen starken globalen Ozeanvertrag, der sicherstellt, dass regionale und industrielle Institutionen und Verbände einen ganzheitlichen Ansatz zur Erhaltung unserer Ozeane verfolgen – auch durch die Ausweisung von vollständig geschützten Meeresschutzgebieten. Nur so können sich auch die Fischbestände wieder erholen. [6]


[1] ICCAT, Report of the Standing Committee on Research and Statistics (SCRS), 5 October 2018 https://www.iccat.int/Documents/Meetings/Docs/2018/REPORTS/2018_SCRS_REP_ENG.pdf

[2] PEW, International Fisheries Managers’ Response to Performance Reviews Insufficient, 1 May 2018 https://www.pewtrusts.org/en/research-and-analysis/issue-briefs/2019/05/international-fisheries-managers-response-to-performance-reviews-insufficient

[3] ICCAT, Recommendation by ICCAT on Management Measures for the Conservation of Atlantic Blue Shark Caught in Association with ICCAT Fisheries https://www.iccat.int/Documents/Recs/compendiopdf-e/2016-12-e.pdf

[4] ICCAT, Atlantic Sharks Executive Summary https://www.iccat.int/Documents/SCRS/ExecSum/SHK_ENG.pdf

[5] ICCAT, Report of the 2017 Shortfin Mako Assessment Meeting https://www.iccat.int/Documents/SCRS/DetRep/SMA_SA_ENG.pdf

[6] Boris Worm, Brendal Davis,  Lisa Kettemer, Christine A. Ward-Paige, Demian Chapman, Michael R. Heithaus, Steven T. Kessel, Samuel H. Gruber. ‹Global catches, exploitation rates, and rebuilding options for sharks›, Elsevier, 21 December 2012 http://wormlab.biology.dal.ca/publication/view/worm-etal-2013-global-catches-exploitation-rates-and-rebuilding-options-for-sharks/

Petition für einen globalen Ozeanvertrag

Am 4. März 2023 kam der globale Ozeanvertrag endlich zustande.

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