Wir haben in verschiedenen Teilen der Schweiz Kot von Wildtieren gesammelt und diesen untersuchen lassen. Ob Rehe, Wildschweine, Gämsen oder Marder – die analysierten Kotproben enthalten Mikroplastik, teilweise in sehr hohen Konzentrationen. Die Schweizer Wildtiere sind somit von der weitreichenden Verschmutzung ihrer Lebensräume durch Plastik nicht verschont geblieben. Wenige Wochen vor der Wiederaufnahme der Verhandlungen über ein internationales Plastikabkommen in Genf fordert Greenpeace die Politik auf, strenge Massnahmen zur Eingrenzung des Plastikverbrauchs zu ergreifen.
Sind von der Plastikverschmutzung auch Wildtiere in der Schweiz betroffen? Während der Mageninhalt von Vögeln und Meerestieren bereits häufig untersucht wurde, gibt es nur wenige Daten über die Belastung von Wildtieren an Land durch Mikroplastik. Wir haben eine explorative Studie durchgeführt, die einen ersten Überblick über die Situation liefert. Konkret wurden in diesem Winter in verschiedenen Kantonen rund 50 Exkremente von Säugetieren gesammelt. Vom Waadtländer Dachs über den Tessiner Hirsch und den Neuenburger Hasen bis hin zum Bündner Wolf wurden 14 Proben nach Artenvielfalt und geografischer Lage ausgewählt. Analysiert wurden die Proben vom Zentrallabor für Umwelt der EPFL.
Das Ergebnis: Elf Kotproben enthalten Mikroplastik – die drei übrigen ebenfalls, allerdings in so geringen Konzentrationen, als dass diese auch von den Analysegeräten stammen könnten. Mit mehr als 600 Partikeln pro Gramm Kot sind einige Konzentrationen relativ hoch. Es sind diese des Walliser Wildschweins und seines Berner Artgenossen.

Wildtiere sind nicht nur erheblichen Mengen Mikroplastik ausgesetzt, sondern auch einem Cocktail verschiedener anderer schädlicher Substanzen. Alle analysierten Proben enthalten mehrere Kunststoffarten, in den Kotproben des Walliser Marders sogar bis zu zehn. Die Gefährlichkeit von Kunststoffen und ihren zahlreichen chemischen Zusatzstoffen für die Gesundheit wurde durch verschiedene wissenschaftliche Arbeiten nachgewiesen.
«Es ist besorgniserregend, dass Wildtiere eindeutig einer Belastung durch Mikroplastik ausgesetzt sind. Selbst Tiere, die nicht in der Nähe von Siedlungen nach Futter suchen, nehmen Mikroplastik auf, teilweise in hohen Konzentrationen. Diese Studie bestätigt leider das Ausmass der Plastikverschmutzung in der Natur: Deshalb müssen wir an der Quelle des Problems ansetzen, denn Plastik gefährdet die Umwelt, das Klima und die Gesundheit», sagt Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft.
Wir fordern auf nationaler und internationaler Ebene griffige Massnahmen. Die Schweiz ist im Sommer Gastgeberin der nächsten Verhandlungen für ein internationales Abkommen gegen die Plastikverschmutzung. Dort muss sie sich für ein ehrgeiziges Ergebnis einsetzen. Konkret: Das Abkommen muss ein Ziel zur Reduktion der Plastikproduktion enthalten, problematische Einwegplastikartikel und Chemikalien verbieten und breit angelegte Systeme zur Wiederverwendung beinhalten.

Sende eine vorformulierte E-Mail an Bundesrat Rösti und fordere ihn auf, sich für ein positives Abkommen stark zu machen.