Klammheimlich hat am letzten Donnerstag die BKW auf ihrer Website ein brisantes Dokument der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) zum Atomkraftwerk Mühleberg veröffentlicht. Alles in Ordnung, kommentiert der Betreiber. Wer aber den Bericht liest, bekommt ein ganz anderes, besorgniserregendes Bild.

Mühleberg

Führungspersonen, die nicht genügend Zeit in der Anlage verbringen, willkürlich informieren und keiner unabhängigen Aufsicht unterstellt sind; Feuerwehrleute, die am Abend oder Nachts nicht vor Ort sind; Arbeiter, die Sicherheitsregeln nicht einhalten und nicht genügend vor Strahlungen geschützt sind; eine Kommandozentrale, die bei einem Gau nicht über längere Zeit bewohnbar wäre. Das ist nur die Spitze des Eisbergs, den die Inspektoren der sogenannten OSART-Mission im letzten Oktober beobachten konnten. Jürg Joss, Mitglied von Fokus Anti-Atom, hat die Missstände auf seinem Blog ausführlich aufgelistet und auch die Sonntagszeitungen haben heute darüber berichtet.

Die Mission der IAEA-Kontrolleure diente dazu, die betriebliche Sicherheit des AKW, das heisst die Organisation und das Verhalten der Belegschaft, zu untersuchen. Trotz der festgestellten Mängel sieht die atomfreundliche IAEA kein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung und will erst in 18 Monaten die Umsetzung der Verbesserungsvorschläge überprüfen. Auch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) fordert lediglich die Umsetzung der Empfehlungen und behauptet, dass sie „zum Teil“ (sic!) bereits durch ihre Forderungen zum Langzeitbetrieb abgedeckt sind. Vor ein paar Tagen ging deshalb die neue Chefin der BKW in einem Zeitungsinterview mit dem «Bund» immer noch davon aus, die Planungsgrundlage für das AKW sei bis 2022.

Greenpeace-Atom-Experte Florian Kasser fordert hingegen vom Betreiber des AKW Mühleberg, dass er zum Bericht sofort umfassend Stellung nimmt, „denn es kann nicht sein, dass solche schwerwiegende Vorwürfe unter den Teppich gekehrt werden“. Er weist zudem darauf hin, dass der Bericht erneut ein schiefes Licht auf die Behauptungen des ENSI wirft, wonach die Schweizer AKWs stets höchste Standards einhalten würden.

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