Freitag, 2. November 2012
Das Atomkraftwerk Oyster Creek in den USA.

Der Wirbelsturm an der amerikanischen Ostküste hatte mehrere AKW in Mitleidenschaft gezogen. So hat die Atomregulierungsbehörde (NRC) den Atomreaktor Oyster Creek, in Lacey Township in New Jersey wegen Hochwassers von zunächst zur niedrigsten Alarmstufe – einem ungewöhnlichen Ereignis zum Alarmzustand hochgestuft. Die Kühlung der Brennelemente erfolgte nur mehr mittels Notstromaggregate. Der Wasserstand betrug zum Zeitpunkt der Alarmmeldung 6,6 feet (ca. 2 m) und stieg weiter an. Bei einem Wasserstand von 7 feet (ca. 2,1 m) wäre die Kühlung komplett ausgefallen.

Weil eine Notstromversorgung oft nicht funktioniert oder ausfällt, sollte dieser Betriebszustand bei Atomkraftwerken möglichst vermieden werden. Der Übergang in einen katastrophalen Zustand kann schnell gehen, wenn die Kühlung komplett ausfällt. Beim Unfallverlauf von Fukushima stand auch zunächst eine ordnungsgemäße Abschaltung aller Reaktoren am Anfang. Der Ausfall der Kühlung wegen Stromausfalls und Ausfall der Notstromversorgung führte aber unweigerlich zur Katastrophe.

Sandy löste auch Abschaltungen in den Anlagen von Indian Point 3, in Buchanan, New York, Salem 1 in Handcooks Bridge, New Jersey und Nine Mile Point 1 in Scriba New York aus. Das AKW Millstone 3 in Conneticut, reduzierte die Leistung im Vorgege auf etwa 70 Prozent, um mögliche Auswirkungen auf das Kühlwassersystem zu reduzieren. Das AKW Vermont Yenkee fuhr die Leistung wegen eines Leitungsschadens in New Hampshire und einem geringeren Strombedarfs des Leistungsnetzes zurück. Auch die Reaktoren Limerick 1 und 2 wurden wegen Stromausfällen in der Leistung reduziert.

Es war ein hohes Risiko die Atomkraftwerke weiter laufen zu lassen, weil mit weitreichenden Stromausfällen zu rechnen war. Es hat sich gezeigt, dass es der Feuerwehr durch Hochwasser und unpassierbare Straßen nicht immer möglich war Brände zu löschen. So hätten sich Notfallmaßnahmen bei Atomkraftwerken sehr schwierig gestalten können.

Wenn ein so schwerer Sturm aufzieht, dass Notstände ausgesprochen werden und U-Bahn-Stationen verbarrikadiert werden, sollten auch AKWs abgeschaltet werden. Denn je länger ein AKW abgeschaltet ist, desto geringer wird die sogenannte Nachwärme. Sie entsteht durch radioaktiven Zerfall und kann nicht beeinflusst werden.

Die Nachwärme und fehlende Kühlung verursachte in Fukushima-Daichii unmittelbar die Kernschmelze. Die Folge waren die Explosionen und die Freisetzungen von Radioaktivität. So gesehen wird ein Reaktor um so sicherer, je länger er abgeschaltet ist. Am sichersten sind Reaktoren, die gar nie in Betrieb gegangen sind – sie sind allerdings ökonomisch fraglich. Ökonomisch betrachtet ist es besser, wenn ein Reaktor erst gar nicht gebaut wird.

PS: In den USA initiiert die gewaltige Zerstörungskraft von Sandy endlich die bisher totgeschwiegene Klimawandel-Frage in der US-Präsidentschaftswahl und fordert Antworten von den Kandidaten. Provokativ setzt Greenpeace US den Hurrikan in vollen Zusammenhang mit dem Klimawandel, wohl wissend dass Einzelereignisse nie mit der Veränderung des Klimas gleichgesetzt werden können. (Auf Englisch)

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