Wer sich für die Sicherheit des AKW Beznau interessiert, kann nur auf etwas vertrauen: Dass er oder sie bald vor einer Mauer des Schweigens steht. Ob es um Hochwassergefahr, Erdbebensicherheit oder Schwachstellen im Herzstück der Anlage geht – die Betreiberfirma Axpo antwortet stets dasselbe: nichts. Oder immer nur genau soviel, wie sie gerade muss.

Es ist nur ein Beispiel von vielen: 2012 reichte die Axpo bei der Atomaufsichtsbehörde ENSI einen Bericht ein zum Zustand des Reaktordruckbehälters – jenem Herzstück der Anlage, das vom jahrzehntelangen Neutronenbeschuss zermürbt und mit fast 1000 Schwachstellen durchsetzt ist. Greenpeace Schweiz wollte den Bericht einsehen und reichte ein entsprechendes Gesuch ein, gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz; das Gesetz, dass Journalisten, NGOs aber auch Privatpersonen Zugang gewähren soll zu amtlichen Dokumenten, die von öffentlichem Interesse sind.

950 Seiten vollständig geschwärzt

Die erste Mauer des Schweigens baute das ENSI auf. Es stellte Greenpeace gerade einmal 50 Seiten des rund 1000 Seiten starken Berichts zu. Eine grobe und unvollständige Zusammenfassung. Und die restlichen 950 Seiten? Sie wurden gar nicht erst zugestellt – weil sie vollständig geschwärzt waren. Greenpeace wandte sich an den Schweigemauer-Niederreisser der Nation: den Öffentlichkeitsbeauftragten des Bundes. Dieser forderte das ENSI auf, den Bericht herauszugeben.

Nun intervenierten die Geheimniskrämer der Axpo. Sie sorgten dafür, dass die im Bröckeln begriffene Mauer rasch wieder bombensicher wurde. Das ENSI kam dem Begehren der Axpo nach und verfügte, dass im Bericht alles so bleiben soll, wie es ist: schwarz. Der Fall liegt nun beim Bundesverwaltungsgericht.

Beunruhigende Fragen

Es gäbe noch viele solche Geschichten zu erzählen, wenn es um das AKW Beznau geht. Sie alle werfen beunruhigende Fragen auf: Was hat die Axpo zu verbergen? Warum soll die Bevölkerung nicht wissen, wie es tatsächlich um die Sicherheit des ältesten AKW der Welt bestellt ist? Weil die Wahrheit zu erschreckend wäre?

Greenpeace und 40 weitere Organisationen aus dem In- und Ausland finden: Die Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, zu wissen, was genau im Innern von Beznau vor sich geht. Um das zu erreichen, fordern sie die Axpo auf, an einem öffentlichen Hearing alle Fakten auf den Tisch zu legen – so wie das einem derart wichtigen Thema für die Bevölkerung im Umkreis des AKW angemessen ist.