Das MSC-Fischlabel soll eigentlich nachhaltigen Fischfang garantieren. Doch es hält oft nicht, was es verspricht. Im Gegenteil: Es wähnt die Konsument*innen in falscher Sicherheit bzw. Nachhaltigkeit und kurbelt den Verkauf sogar an. Warum Ostern nicht fisch- und fleischlos verbringen?

Am Karfreitag kommt traditionell Fisch auf den Tisch. Wer dabei Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte sich aber nicht auf das Siegel der Organisation Marine Stewardship Council (MSC) verlassen. Denn der MSC zertifiziert auch Fischereiflotten, die mit zerstörerischen Fangmethoden wie Grundschleppnetzen arbeiten oder auf deren Schiffen Menschen ausgebeutet werden (weitere Infos hier). Während die Meere leer gefischt werden, spült das Geschäft mit dem vorgeblich nachhaltig gefangenen Fisch Millionen in die Kassen des MSC. Der MSC setzt wie die Industrie auf Profit und Expansion – immer mehr Fischereien sollen das Label kaufen. Dabei haben zahlreiche Skandale der vergangenen Jahre die Organisation unglaubwürdig gemacht. Statt Greenwashing-Label brauchen wir den konsequenten Schutz von mindestens 30 Prozent der globalen Meeresfläche bis spätestens 2030.

MSC-zertifizierte Fangflotten betreiben Finning

MSC-zertifizierte Fangflotten betreiben mitunter auch das so genannte «Finning», das Zehntausenden von Haien einen qualvollen Tod bereitet. Dabei werden den Haien die Rückenflossen abgetrennt, die auf dem chinesischen Markt hohe Preise erzielen. Verantwortungsvolle Fischerei unterstützt weder Überfischung, noch zerstört sie die Meere. Bei vielen MSC-zertifizierten Fischereien gibt es zahlreiche Hinweise und Untersuchungen dazu, dass beides in der Lieferkette vorkommt. Zudem zertifiziert der MSC industrielle Gross-Fischereien, obwohl diese mit ihren Grundschleppnetzen den Meeresboden regelrecht umpflügen und so wertvolle Ökosysteme wie beispielsweise Tiefsee-Korallenriffe zerstören. Auch massive Beifänge an Haien, Schildkröten oder bedrohten Seevogelarten wie Albatrossen schliessen die Vergabe des MSC-Labels nicht aus. Neben den Tieren und Ökosystemen müssen auch Menschen MSC-zertifiziert leiden. So erhielt Greenpeace vergangenes Jahr Hinweise auf Zwangsarbeit auf Schiffen des taiwanesischen Konzerns FCF Fishery. FCF zählt zu den drei weltweit grössten Thunfisch-Verarbeitern – und hat für einige Schiffe 2018 das MSC-Label bekommen.

Ostern geht auch ohne Tierleid

Die SRF-Sendung Kassensturz berichtete über die dramatische Situation beim Thunfisch, dessen Bestände am Limit sind. Iris Menn, Geschäftsleiterin und Meeresbiologin bei Greenpeace Schweiz, sagte im Interview: «Erfreuen Sie sich an Genügsamkeit.» Wer solche Praktiken nicht unterstützen möchte, kann zu heimischem (Bio-) Fischprodukten greifen. Wenn es unbedingt Fisch sein soll: Eine Alternative zu Raubfischen wie Lachs sind Friedfische (Pflanzenfresser) wie Karpfen. Warum Ostern nicht einmal fisch- und fleischlos verbringen und leckere vegetarische Rezepte ausprobieren?