Eine Studie führender Klimawissenschafter im Auftrag von Greenpeace zeigt: Wenn alle Industriestaaten eine Klimapolitik im Stil der Schweiz betreiben, steigt die globale Erwärmung bis 2100 am wahrscheinlichsten um 3°C an, mit verheerenden Folgen für die Menschheit. Dieses Ergebnis steht im krassen Widerspruch zum deklarierten Ziel des Bundesrates, die Erwärmung unter 2ºC zu halten. Greenpeace hat mit einer heute aufgelösten Teaserkampagne die Widersprüchlichkeit und Inkonsequenz des Bundesrat ins Visier genommen und fordert von ihm nochmals mit aller Schärfe, mit zielführenden Massnahmen nach Kopenhagen zu reisen.

Gemäss dem UNO-Klimarat IPCC darf die
Klimaerwärmung 2º Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit nicht
überschreiten. Andernfalls sind die Folgen für die Menschheit nicht
mehr zu bewältigen. Offiziell sieht dies auch der Bundesrat so: Bei
der CO2-Gesetz-Revision beabsichtigt er aber nur eine CO2-Absenkung
bis 2020 um 10% im Inland und 10% im Ausland (gegenüber 1990). In
der Studie «Erwartete Klimaerwärmung bei
einer weltweiten Klimapolitik nach Schweizer Vorgabe»
zeigen
Klimawissenschafter von Climate Analytics nun auf: Nehmen sich
s��mtliche Industriestaaten die Schweiz zum kläglichen Vorbild,
steigt die globale Temperatur bis Ende dieses Jahrhunderts auf 3ºC.
Denn wenn die Hauptverantwortlichen der heute schon stattfindenden
Klimaerwärmung nicht vorwärts machen, bleiben die
Entwicklungsländer auf ihrem aktuellen Kurs – mit massiv steigendem
CO2-Ausstoss. Dazu Michiel Schaeffer, Hauptautor der Studie: «Die
Schweizer Vorgabe, die Treibhausgas-Emissionen zwischen 1990 und
2020 um 20% zu reduzieren, führt zu keinem Emissionspfad, der die
globale Erwärmung unter 2ºC hält.»

Wenige Tage vor der entscheidenden Klimakonferenz in Kopenhagen
folgert Greenpeace-Klimacampaigner Cyrill Studer: «Der Bundesrat
gaukelt der Bevölkerung vor, er bekomme mit seinen Massnahmen den
Klimawandel in den Griff. Doch die Reduktionsziele, mit denen er
nach Kopenhagen reist, führen direkt in die Katastrophe.»
Greenpeace fordert den Bundesrat auf, die klimawissenschaftlichen
Erkenntnisse endlich ernst zu nehmen, den CO2-Ausstoss bis 2020 um
40% zu reduzieren und ebenso konsequentes Verhalten von den anderen
Staaten zu verlangen.

Anfang Woche erhielten im Rahmen einer Greenpeace-Teaserkampagne
unter anderem sämtliche Bundespolitiker einen Flyer, der den
bundesrätlichen Eid auf die Schippe nahm: während die eine Hand zum
Schwur erhoben ist, kreuzen sich bei der anderen die Finger hinter
dem Rücken. Cyrill Studer dazu: «Die Bevölkerung hat ein Recht auf
Aufrichtigkeit: entweder beschliesst der Bundesrat endlich
zielführende Massnahmen oder er orientiert ehrlich darüber, dass er
unseren Nachkommen einen lebensfeindlichen Planeten zu hinterlassen
gedenkt.»

Dem Bundesrat bleiben vor Kopenhagen nur noch elf Tage, um aus
falschen Versprechungen verantwortungsvolles Handeln zu machen.
Dann wird über die CO2-Reduktionsziele verhandelt, die das
Weltklima bereits in diesem Jahrhundert bestimmen werden. Jedes
Land hat die Verantwortung, zu einem Ergebnis beizutragen, das die
Klimaerwärmung auf höchstens 2ºC beschränkt.

Der Bundesrat wird voraussichtlich morgen offiziell das
Mandat für die Schweizer Kopenhagen-Delegation vorstellen
(Ausweichdatum ist der 4. Dezember)

Weitere Informationen, inkl. Studie (d, e), Graphiken und
Hintergrundpapier ab sofort auf www.greenpeace.ch/klimastudie

Kontakt:  

Anita Merkt, Medienverantwortliche, Greenpeace, Tel 044 447 41
88

Cyrill Studer, Klima- und Verkehrskampagne, Greenpeace, Tel 044
447 41 13

Dr. Michiel Schaffer, Climate Analytics, New York (zwischen

14 und 16 h, englisch sprechend), Tel 001 718 309 0120

Was bedeuten 3ºC konkret?

Prof. Reto Knutti, Institut f. Atmosphäre und Klima, ETH Zürich,
Tel 044 632 35 40

Prof. Dr. Martine Rebetez, Klimatologin, Eidg. Forschungsanstalt
WSL Lausanne, Tel 079 561 44 66 (ganztags ausser 14-16 h)

Heute um 12.30 Uhr lädt Greenpeace zu einem Medienlunch
an die Heinrichstr. 147 in Zürich ein. Dabei werden Ihnen unsere
Klimaexperten Cyrill Studer und Alex Hauri vertiefende Fragen zur
Studie und zur bevorstehenden Klimakonferenz in Kopenhagen
beantworten (inklusive der Rolle der Schweiz). Anmeldungen bis
11.00 Uhr an anita.merkt(at)ch.greenpeace.org