Der anfangs letzten Jahres veröffentlichte Greenpeace-Bericht «Schweizer Banken und die von ihnen finanzierten Emissionen» stiess auf breites öffentliches Interesse – und seitens Banken auf Kritik. Sie würden die Berechnung nicht nachvollziehen können, hiess es. Nun planen wir einen neuen Report und geben den Banken im Vorfeld die Gelegenheit, ihre Daten selber offenzulegen.  

Das Business der Banken besteht grösstenteils darin, Vermögen zu verwalten und Kredite zu vergeben. Sie entwickeln dafür Anlageprodukte und beraten die Investor*innen in ihren Entscheidungen. Auf der Grundlage gewisser Kriterien vergeben Sie Kredite an Projekte und Unternehmen, womit sie reale Wirtschaftsaktivitäten möglich machen. Banken verfügen dadurch über einen verantwortungsvollen Handlungsspielraum. Sie nehmen Einfluss, denn mit den Krediten von heute bestimmen sie die Wirtschaft von morgen. 

Mit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommen im Dezember 2015, wurde deutlich, dass grosse Veränderungen unumgänglich sind. Um die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu beschränken, müssen wir die grössten Quellen der Treibhausgasemissionen schnellstmöglich reduzieren – und zwar drastisch. Als logische Konsequenz ist die grösste Verursacherin, die fossile Industrie, dem Untergang geweiht. 

Inzwischen sind wir im Jahr 2020 angekommen; die Wissenschaft unterstreicht wiederholt die Dringlichkeit, die Klimabewegung ist so gross wie nie zuvor und langsam regt sich auch die Politik – der Bundesrat setzt das Klimaziel netto Null bis 2050. Die Klimakrise ist Realität und wir alle sind gefordert. Auch die Banken. Auch sie sind dafür verantwortlich, ob weiterhin Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen wirtschaften, im grossen Stil finanziert werden oder ob endlich den erneuerbaren Energien der Durchbruch gelingt.

Tatsächlich gibt es, abgesehen von schön arrangierten Worten, wenig Hinweise, dass die Schweizer Finanzinstitute ihre Verantwortung wahrnehmen und den Fossilen den Rücken kehren. Gemäss dem im letzten Jahr erschienen Greenpeace-Bericht «Schweizer Banken und die von ihnen finanzierten Emissionen», haben die Credit Suisse und die UBS allein im Jahr 2017 mindestens 93,9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente finanziert (CO₂-Äquivalente sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase). 

Die Banken reagierten mit dem Zeigefinger und verwiesen auf unsachgemässe Kalkulation. Man kann sich vorstellen, die Berechnung von finanzierten Treibhausgasemissionen ist kompliziert und für Leute ohne Fachkenntnisse schwer nachzuvollziehen. Greenpeace Schweiz hat dies deshalb bei Fachbüros in Auftrag gegeben. Allerdings: Untersucht wurden nur Finanzierungen von 47 Unternehmen, welche im Bereich der besonders dreckigen, sogenannt extremen fossilen Brennstoffe tätig sind. Folglich wird der Klimafussabdruck der beiden Banken noch um einiges höher gewesen sein, als im Bericht ausgewiesen. 

Greenpeace Schweiz ist nun am Update der Berechnung der von den Banken finanzierten Emissionen für die Jahre 2017 bis und mit 2019 und dies erstmals mit Fokus auf den gesamten fossilen Sektor. Um die Kritik bezüglich Berechnung vorweg aufzufangen, haben wir uns für eine öffentliche Befragung der Credit Suisse und der UBS im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Reports (voraussichtlich im April/Mai 2020) entschieden. Mit einem Brief und einem Fragebogen fordern wir die Banken auf, ihre Daten transparent zu machen. 

Liebe Credit Suisse und liebe UBS: Wir sind sehr gespannt, ob ihr die Gelegenheit nutzt und zeigt, dass ihr eure Klimaverantwortung wirklich ernst nehmt. 

2018Mit der Kurz-Studie «Banken am Ende des fossilen Zeitalters» zeigt Greenpeace Schweiz erstmals auf, wie viel Geld die beiden Schweizer Grossbanken für Unternehmen bereitgestellt haben, die besonders dreckige, sogenannt extreme fossile Brennstoffe fördern. In den Jahren 2015 bis 2017 sind es insgesamt 12,3 Milliarden US-Dollar.
Der Bericht stützt sich auf «Banking on Climate Change: Fossil Fuel Finance Report Card 2018» von Rainforest Action Network (RAN), BankTrack, Indigenous Environmental Network, Reclaim Finance, Oil Change International and Sierra Club.
2019Greenpeace Schweiz liess von Fachbüros anhand der Daten von «Banking on Climate Change: Fossil Fuel Finance Report Card 2018» die aus den Finanzierungen resultierenden Emissionen berechnen.Das Resultat: Es wurden total 182,9 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen finanziert (Bericht und Factsheet).
2020Für das Update von «Schweizer Banken und die von ihnen finanzierten Emissionen» will Greenpeace Schweiz erstmals ein Licht auf die Involvierung der Banken im gesamten Fossil-Sektor werfen (statt der bisher nur 47 analysierten Unternehmen) und den Banken im Vorfeld der Berechnungen die Gelegenheit geben, ihre Daten selber offen zulegen (Brief).