Zwischen Selbstverwirklichung, Sinnessuche und sozialen Medien. Irgendwo unter all den Smartphones, Smart-TVs und Smartwatches begraben. Genau da setzt sich Greenpeace-Praktikantin Danielle mit den Hoffnungen, Herausforderungen und Problemen ihrer Generation Y auseinander – und fragt sich in ihren kommenden Kolumnen: Wie zum Teufel soll das grün gehen?

Das mit meiner Generation ist so eine Sache. Wir sind von allem ein bisschen, doch vollkommen etwas zu sein, das geht uns zu weit. Die Generation Maybe halt, wie wir neben Y gerne noch betitelt werden. Wir sind weder links, noch rechts, wir essen weder Fleisch, noch sind wir vegan, wir sind weder Vollzeitstudenten, noch arbeiten wir fix in einem Beruf. Eines aber sind wir mit Sicherheit: kompliziert. Ganz anders, als es noch früher war; da gehörtest du entweder zu den Skatern oder Hip-Hoppern – Ende Gelände.

Kein Wunder, ist in unserer Generation auch der Begriff Gelegenheitsraucher gang und gäbe. Wenn du jemanden aus der Generation Y auf der Strasse rauchen siehst, nehme bloss nicht an, dass diese Person Kettenpaffer ist. Eventuell hatte sie gerade Prüfungszeit und raucht nur, um den Stress zu vergessen. Vielleicht aber handelt es sich beim Glimmstängel auch nur um eine Genusszigarette, die ab und an nach einem leckeren Nachtessen angezündet wird. Oder möglicherweise ist die Person einfach betrunken und konnte nicht widerstehen. Zu letzterem zähle ich mich dazu.

Ich weiss nicht mehr, wann ich mit dem gelegentlichen Rauchen angefangen habe. Vermutlich damals, als es cool war, wenn du in der rechten Hand dein Skateboard und in der linken eine Fluppe hattest. Da war das alles noch Show, denn konnte ich weder mit dem Rollbrett eine anständige Kurve fahren, noch schmeckte mir der Qualm in meinem Mund. Mittlerweile ist es bei mir aber so, dass sich die Kippe vom coolen Gimmick zum Alkohol-Laster gewandelt hat. Wieso mich jedes Mal, wenn ich zu tief ins Glas schaue, der Zigarettenautomaten breit angrinst, weiss ich nicht. Aber Alkohol und die Frage nach dem Warum gehen ja sowieso Hand in Hand.

Natürlich weiss ich, dass Rauchen ungesund ist. Wer weiss das schon nicht. Doch mit meiner Familiengeschichte, in der die Krankheit Krebs ein Dauergast zu sein scheint, gehe ich sowieso von einem in Stein gemeisselten Ende aus. Da kann ich die Reise dorthin ja immerhin geniessen. Natürlich weiss ich auch, dass das Rauchen die Mitmenschen negativ beeinflusst. Doch mal ganz ehrlich: jeder, der ein Auto fährt, belastet mit seinen Abgasen mein Leben genauso – der Klimawandel kommt ja nicht von jeher. Was mir aber nicht bewusst war, ist, wie sehr das Rauchen auch die Umwelt belastet. Und dass ich eigentlich mein Klimawandel-Argument gleich wieder zurücknehmen kann.

Weltweit werden laut einer Studie der WHO jährlich über 6 Billionen Zigaretten produziert, dafür braucht der Tabakanbau vier Milliarden Hektar Land auf unserem Planeten. Natürlich steht dieses Land nicht einfach so zur Verfügung, nein, dafür werden jedes Jahr 270’000 Fussballfelder Waldfläche gerodet. Und auch der Wasserverbrauch ist enorm: Eine Tonne rauchfertiger Tabak benötigt in der Produktion fast drei Millionen Liter Wasser. Ein Raucher, der also 50 Jahre lang 20 Zigaretten am Tag verschlingt, ist in seinem Leben für den Verbrauch von 1,4 Millionen Liter Wasser verantwortlich und benötigt eine Anbaufläche von 3200 Quadratmetern und 1,3 Tonnen Öl an fossiler Energie. Was das Thema Klimawandel betrifft, sieht es also für Raucher alles andere als rosig aus.

Ich könnte jetzt sagen «Ich rauche aber keine 20 Zigaretten am Tag» und bin deswegen fein raus. Aber das geht leider nicht, denn bin ich zumindest Teil eines anderen Problems des Rauchens: der Abfallproduktion. Laut der Studie der Weltgesundheitsorganisation landet weltweit ein Drittel aller Kippen auf dem Boden, was in etwa 680’000 Tonnen Abfall entspricht. Laut dem UN-Umweltprogramm sind sogar 40 Prozent des Mülls in den Weltmeeren Zigaretten und deren Verpackungen. Es würden sogar jährlich doppelt so viele Lunten gefunden werden wie Plastiktüten. Dabei sei nicht nur der Müll ein Problem, sondern auch die durch den Regen aus Filtern abgetragenen Giftstoffe, die unser Grundwasser verseuchen. Zu diesen problematischen Schadstoffen gehören unter anderem Arsen, Blei, Kadmium, aromatische Kohlenwasserstoffe, Nikotin sowie Teer. Diese Rückstände wurden laut NBC-News in 70% aller untersuchten Wasservögel gefunden. Was also in fünf Minuten geraucht wird, hat einen weit längeren Einfluss auf die gesamte Umwelt.

Wie viele Zigaretten ich in meinem Leben schon weggespickt habe, weiss ich nicht. Wie viele Schritte es zum nächsten Mülleimer sind, aber schon: Zu wenige, um sie fortan zu vermeiden. Schliesslich konnte ich im Suff auch schon nach Hause laufen. Wem das trotzdem zu viel ist, kann sich einen Taschenaschenbecher besorgen – ganz ohne einen Schritt zu tun.

Danielle Müller studierte Journalismus und Unternehmenskommunikation in Berlin und schnuppert nun bei Greenpeace rein. Die 27-Jährige Baslerin ist stets im Sattel ihres Rennvelos anzutreffen und sagt nie Nein zu einer guten Umwelt-Doku auf Netflix.